Zum Bundesligastart: Autohersteller als Fußballsponsoren

VW unterstützt 11 von 18 Bundesligisten

Björn Tolksdorf

verfasst am Fri Aug 14 16:02:52 CEST 2015

In der Bundesliga heißt es in der Sponsorenloge oft: Stadler gegen Stadler. Oder: Stadler gegen Winterkorn. Auch andere Autobauer stecken viel Geld in den Fußball.

Martin Winterkorn (VW) beim Shake-Hands mit Wölfi, dem Maskottchen seines hauseigenen Fußballclubs VfL Wolfsburg
Quelle: dpa/Picture Alliance

Wenn am heutigen Freitagabend der FC Bayern München und der Hamburger SV die Bundesligasaison 2015/2016 eröffnen, dann könnte im Büro von Rupert Stadler ein Loyalitätsproblem herrschen. Audi gehören 8,33 Prozent der Profi-Abteilung des FC Bayern – gleichzeitig war der Konzern jahrelang HSV-Sponsor und Fahrzeugpartner. Derzeit tritt Audi noch als Sponsor der HSV-Stiftung „Hamburger Weg“ auf.

In Stadlers Schrank hängen noch weitere Schals der ersten Fußball-Bundesliga. Neben Bayern und Hamburg sponsert Audi auch Hertha BSC, die TSG Hoffenheim und Borussia Mönchengladbach. Am Aufsteiger FC Ingolstadt hält Audi über die quattro GmbH knapp 20 Prozent der Anteile und wirbt auch auf der Spielerbrust.

Es geht schon um den Werbewert: Die Spieler des VfL Wolfsburg präsentieren Produkte der Marke Volkswagen
Quelle: dpa/Picture Alliance
Warum steckt Audi so viel Geld in den Spitzenfußball – und das auch noch in dieser Streuung? Die Motivation unterscheidet sich von Verein zu Verein, sagen die Ingolstädter. Bayern München gilt intern als strategischer Premium-Werbepartner. Wenn die Bayern durch China touren, ist das Audi-Logo stets dabei, und China ist Audis wichtigster Markt. Daneben stellt die Beteiligung an Bayern München ein lohnendes Investment dar.

Am Hauptsitz Ingolstadt und in Hoffenheim (nahe dem Werk Neckarsulm) geht es dagegen um die Aufwertung der Audi-Standorte: Ein Bundesligastandort ist attraktiver für viele Arbeitnehmer. In Berlin, Hamburg und Mönchengladbach zählen vorrangig die Interessen der regionalen Vertriebe.

Werbewert: Unbezahlbar

Ähnlich hält es die Schwestermarke VW: Fußballförderung gehört zur Standortpflege. Allein für Werbung auf den Trikots des VfL Wolfsburg zahlte man im vergangenen Jahr rund 30 Millionen Euro. Das Geld bleibt im Haus, denn die Profiabteilung des VfL gehört zu 100 Prozent der Volkswagen AG.

Daneben unterstützt VW auch Werder Bremen (nächstes Werk: Emden), Schalke 04 und über die Nutzfahrzeugtochter deren Heimatverein Hannover 96. Zudem ist VW Sponsor des DFB-Pokals. An Spieltagen tragen alle Mannschaften das Logo der Marke am Ärmel.

Im VW-Konzern gelten mehrere Vorstände als glühende Fußballfans, aber das allein reicht nicht für so viel Spendierwillen. Nach Ansicht von VW rechnen sich die Sponsorings. Dabei verweisen die Wolfsburger zum Beispiel auf die Meisterschaft und den Pokalsieg des werkseigenen VfL Wolfsburg. Werbewert: Unbezahlbar. "Generell sind unsere Engagements immer wirtschaftliche Entscheidungen mit Blick auf den Autoabsatz in den Regionen", zitiert der „Stern“ den Konzernchef Martin Winterkorn.

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Quelle: dpa/Picture Alliance

Daimler, Opel, Fiat

Das sehen auch andere Autohersteller so. Deshalb schrieb Fiat (Sitz in Frankfurt) seine Marke Alfa Romeo auf die Trikots von Eintracht Frankfurt – lange vor dem tatsächlichen Relaunch der Marke. Ford fördert selbstverständlich den 1. FC Köln: zwei kölsche Institutionen unter sich.

Mercedes-Benz steckt ebenfalls viel Geld in den Heimatverein VfB Stuttgart. Über die Hausbank auf den Trikots, über den Stadionnamen. Die beiden Nachbarn hoffen, dass ihre Marken voneinander profitieren. Daneben gehen Mercedes-Arbeiter eben auch gern zum Fußball.

Auch wer nicht in einer Bundesligastadt verwurzelt ist, kann von Sponsoring profitieren. So setzt Opel stark auf Imagegewinn. Denn wer sein Logo prominent bei Borussia Dortmund platziert, der wird gesehen. Und, so die Hoffnung, profitiert von der Popularität des Clubs. Daneben engagiert sich Opel beim FSV Mainz 05 (unweit des Werks Rüsselsheim) und Bayer Leverkusen.

"Lex VW" bei der DFL?

Die Frage, ob ein so breites Sportsponsoring durch die Autobranche positiv (für die Vereinskasse) oder eher negativ (für den sportlichen Ethos) ist, wird in der Fußballwert kontrovers diskutiert. Gelder der Volkswagen AG spielen eine wesentliche Rolle bei 11 Bundesligisten und sieben Zweitligisten. Macht VW Fußball? In Wolfsburg definitiv, in Ingolstadt auch.

Solch tiefgreifender Einfluss wird nicht überall geschätzt – aber wer in den großen Ligen mitspielen will, hat ohne solvente Sponsoren keine Chance. Trotzdem will die DFL keinen zweiten Fall Volkswagen zulassen: Künftig soll niemand an mehr als drei Kapitalgesellschaften der ersten und zweiten Liga gleichzeitig beteiligt sein. Angenehm für VW: Für bestehende Engagements besteht Bestandsschutz.

 

Übersicht: Hier sponsert die Autobranche

VereinSponsor
FC Bayern MünchenAudi (Fahrzeugpartner, Anteilseigner)
VfL WolfsburgVolkswagen (Hauptsponsor, Eigner)
Borussia MönchengladbachAudi (Fahrzeugpartner)
Bayer 04 LeverkusenOpel (Sponsor)
FC AugsburgAudi (Fahrzeugpartner)
FC Schalke 04Volkswagen (Fahrzeugpartner)
Borussia DortmundOpel (Sponsor)
TSG 1899 HoffenheimAudi (Fahrzeugpartner)
Eintracht FrankfurtAlfa Romeo (Hauptsponsor)
SV Werder BremenVolkswagen (Fahrzeugpartner)
1. FSV Mainz 05Opel (Sponsor)
1. FC KölnFord (Fahrzeugpartner)
Hannover 96Volkswagen Nutzfahrzeuge (Sponsor)
VfB StuttgartMercedes-Benz; Mercedes-Benz Bank (Hauptsponsor)
Hertha BSCAudi (Fahrzeugpartner)
Hamburger SVAudi (derzeit Sponsor der HSV-Stiftung „Hamburger Weg“)
FC Ingolstadt 04Audi (Hauptsponsor; Anteilseigner)
SV Darmstadt 98Wiest Autohäuser (Volkswagen); AVS Darmstadt (Suzuki)

 

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Quelle: m. Material v. SP-X/dpa/bmt