Politik: EU-Umweltausschuss will Anteil von Biosprit deckeln

EU-Parlament will Biosprit aus Stroh statt aus Raps

MOTOR-TALK

verfasst am Wed Feb 25 17:19:41 CET 2015

Das EU-Parlament will den Anteil von herkömmlichem Bio-Sprit deckeln. Stattdessen soll mehr Öko-Sprit aus Algen und Abfall fließen. Doch den gibt es bislang noch nicht.

Ein Landwirt auf einem Rapsfeld
Quelle: picture alliance / dpa

Brüssel – Es hat lange gedauert, bis die Autofahrer an der Tankstelle ohne Misstrauen zur E10-Pistole griffen. Seit 2011 steigt der Absatz langsam, aber sicher. Insgesamt lag der Anteil von Biosprit, also Ethanol und Biodiesel, im vergangenen Jahr EU-weit insgesamt bei rund fünf Prozent. Ursprünglich sollten es bis zum Jahr 2020 doppelt so viel werden. Doch bei sechs Prozent will der Umweltausschuss des EU-Parlaments einen Riegel vorschieben, mit strikteren Förderregelungen.

Experte: "Biokraftstoff wird zu Unrecht verteufelt"

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Quelle: picture alliance / dpa
Der Grund für die Pläne: Biosprit aus Raps, Soja oder Mais könnte laut der EU den CO2-Ausstoß indirekt erhöhen, beispielsweise durch das Roden von Wäldern. Zudem würden Anbauflächen für Biosprit-Pflanzen, statt für Lebensmittel verwendet, so lautet die Argumentation der Politiker.

Biosprit-Experte Professor Eckhard Boles von der Goethe-Universität in Frankfurt kann die Argumentation nicht nachvollziehen. "Die Biokraftstoffe der ersten Generation (z. B. aus Weizen, Zuckerrüben oder Mais; Anm. d. Red.) werden zu Unrecht verteufelt", sagte der Professor im Gespräch mit MOTOR-TALK. "Die CO2-Bilanz fällt unterm Strich immer noch besser aus als bei Benzin und Diesel."

Dass Lebensmittel für Sprit verheizt würden, sei ebenfalls kein Argument. "Wer aus ethischen Gründen kein E10 tankt, darf auch kein Fleisch essen", sagt er. Hier würden viel mehr Lebensmittel vernichtet: Für ein Kilo Rindfleisch benötige man sieben Kilo Getreide, für einen Liter Ethanol jedoch nur 2,5 Kilo, und dabei entstehe ein Kilogramm Rinderfutter als Nebenprodukt

EU-Staaten sind für Grenze bei 7 Prozent

Auch die Biokraftstoffindustrie kritisiert den Plan: „Die Entscheidung des Umweltausschusses trägt nicht zur Verringerung der Urwaldrodung bei, sondern einzig und allein zur steigenden Nutzung von Erdöl nach 2020“, sagt Elmar Baumann, Geschäftsführer des Verbandes der Deutschen Biokraftstoffindustrie (VDB)

E10 hatte einen schweren Start
Quelle: picture alliance / dpa
Während sich die Abgeordneten im Parlament bei sechs Prozent eine Obergrenze wünschen, sind die einzelnen Staaten für sieben Prozent. Das würde den Anbau von Raps oder Mais zur Spritproduktion weniger stark abbremsen. Am Ende müssen sich beide Seiten einigen. Dies könnte bis zum Mai geschehen.

Der kleinere Anteil von herkömmlichen Ökokraftstoffen soll durch Biokraftstoffe der zweiten Generation ausgeglichen werden, das heißt, Kraftstoff aus Algen oder Abfallprodukten wie Stroh. Bis zum Jahr 2020 soll er bei 1,25 Prozent liegen. Diese Kraftstoffe haben eine deutlich bessere CO2-Bilanz und es besteht keine Konkurrenz zur Lebensmittelproduktion.

Nach Ansicht von Professor Boles könnte in Deutschland beispielsweise Weizenstroh oder Altpapier zur Herstellung von umweltfreundlichen Kraftstoffen verwendet werden. Seiner Ansicht nach seien bei der Produktion alle großen Probleme aus dem Weg geräumt.

Der VDB spricht jedoch davon, dass der Preis dieser Kraftstoffe noch lange nicht wettbewerbsfähig sei. So oder so gibt es bislang noch keine Tankstelle in Deutschland, die solchen Sprit kommerziell vertreibt. Bleibt die Frage, wo die 1,25 Prozent bis 2020 herkommen sollen.

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Quelle: Mit Material von dpa