Neu mit H-Kennzeichen 2016: BMW M3, Audi 80, Omega und Co

Diese Autos werden 2016 zum Oldtimer

MOTOR-TALK

verfasst am Mon Jul 18 13:15:01 CEST 2016

Vierventiltechnik, geregelte Katalysatoren, Rostschutz: 1986 kamen fortschrittliche Autos auf den Markt. 2016 kommen Opel Omega, BMW M3 oder Audi 80 ins Oldtimer-Alter.

Im M3 (E30) steckte zwar nur ein Vierzylinder. An der Faszination des schnellen 3er änderte das nichts. Ab 1988 war der BMW M3 auch als Cabrio erhältlich. Und heute besonders selten: Exemplare im Zustand 2 kosten 50.000 Euro und mehr
Quelle: BMW

Von Haiko Prengel

1986 war ein dramatisches Jahr. Am 28. Januar explodierte das amerikanische Space Shuttle Challenger 72 Sekunden nach dem Start, alle sieben Astronauten starben. Millionen Fernsehzuschauer auf der ganzen Welt erlebten das bis dahin größte Unglück in der Geschichte der Raumfahrt. Im April folgte die Nuklearkatastrophe von Tschernobyl.

Für die deutsche Autoindustrie und ihre Kunden war 1986 dagegen ein gutes Jahr. BMW etwa brachte seinen neuen 7er auf den Markt. Die Baureihe E32 imponierte mit dem elektronischen Fahrwerk (EDC), Xenon-Licht und Doppelverglasung. Und neben den Sechs- und Achtzylindern war der E32 sogar mit einem V12 und 300 PS erhältlich, als 750i mit dem ersten deutschen Zwölfzylindermotor der Nachkriegszeit.

Als erstes deutsches Auto der Nachkriegszeit hatte der BMW 750i einen Zwölfzylinder unter der Haube. Der Motor leistete 300 PS und beschleunigte die Edel-Limousine auf abgeregelte 250 km/h
Quelle: BMW
„Das war ein neuer Meilenstein in der Oberklasse – und Mercedes-Benz verlor ernsthaft Marktanteile”, sagt der Kfz-Sachverständige und Oldtimer-Experte Peter Deuschle. Aber auch in anderen Belangen sei das Autojahr 1986 richtungsweisend gewesen. Heute, 30 Jahre später, kommen diese Autos nun ins Oldtimer-Alter und dürfen sich mit einem H-Kennzeichen schmücken.

M3, 10er, Cosworth-Sierra

Zum Beispiel der BMW M3 aus der längst legendären Baureihe E30. Die 80er-Jahre-Rennmaschine mit Vierventil-Vierzylindermotor (195 - 220 PS) wurde bei der BMW-Tochterfirma M-GmbH gefertigt und gilt als Ur-M3.

Ursprünglich wurde der Wagen lediglich als Homologationsmodell für die Deutsche Tourenwagen-Meisterschaft (DTM) entworfen. Doch die Nachfrage war so groß, dass der M3 in deutlich größerer Stückzahl gebaut und verkauft wurde. „Das war die endgültige Bestätigung für die M-GmbH und der Grundstein für Kunden-Sportfahrzeuge in größerer Serie, vergleichbar mit Porsche”, erklärt Fachmann Deuschle.

BMW war damals nicht der einzige Hersteller, der Hochleistungsmotoren mit vier Ventilen anbot. Auch andere Hersteller setzten zunehmend auf diese Technik, zum Beispiel Mercedes-Benz mit dem 190E 2,3-16 oder Ford mit dem Sierra Cosworth: Diese Autos standen für eine neue Kategorie von Sportlimousinen mit Straßenzulassung.

Die spritzigen Vierventil-Motoren waren (auch ohne Turbolader) leistungsstark, folglich konnte man auf Hubraum verzichten, was dem Spritverbrauch zugute kam. „Und mit Ausnahme von Zahnriemenproblemen waren das meist „unkaputtbare” Ottomotoren”, sagt Kfz-Ingenieur Deuschle.

Auch beim Fahrwerk wurden Fortschritte sichtbar. Starrachsen starben vor 30 Jahren langsam aus. Mehrlenkerachsen wie beim Mercedes 190E (W201) wurden mehr und mehr serienmäßig verbaut. Ausgehend von der Oberklasse waren auch zunehmend Autos mit Fahrer- und Beifahrerairbag erhältlich, ein Quantensprung für die passive Sicherheit.

Zudem tat sich etwas beim Umweltschutz: Viele Fahrzeuge waren 1986 bereits mit geregeltem Katalysator erhältlich. Übrigens: Für solche Autos mit zusätzlich eher kleinem Hubraum lohnt sich ein H-Kennzeichen in vielen Fällen nicht, da der reguläre Steuersatz günstiger ist.

Einige Autos erschienen wie die Ausgeburt der Unvernunft: Der Porsche 959 etwa war mit 450 PS das damals schnellste Serienauto der Welt. Sündhaft teuer war der 959 schon vor 30 Jahren, heute liegt der Marktwert bei etwa 1,5 Millionen Euro.

Der Audi 80 ist der Inbegriff eines biederen, aber zuverlässigen Audi. Vielleicht kein Klassiker, aber mit Vollverzinkung heute ein guter, weil rostfreier Alltags-Oldie
Quelle: Audi

Klassiker, die keine sind

Bei anderen Autos aus der Klasse von 1986 kann man dagegen kaum von einem Klassiker sprechen – Altersgrenze hin oder her. Der Audi 80 B3 ist so ein Fall. Der Mittelklassewagen wurde ab 1986 als dritte Generation des Bestellers gebaut. 2016 kommen die ersten Exemplare ins Oldtimer-Alter.

Von Kultstatus ist der Wagen trotzdem meilenweit entfernt, dafür sind noch zu viele Audi 80 auf den Straßen unterwegs. Der B3 wurde von Anfang an mit einer vollverzinkten Karosserie ausgeliefert. Dadurch hat man mit Rost nahezu keine Probleme. „Mitte der Achtziger gab es tatsächlich ernsthafte Anstrengungen der Hersteller, den Rost zu besiegen. Und BMW, Audi, Porsche und VW waren auch erfolgreich damit”, erklärt Fachmann Peter Deuschle.

Ein Klassiker, der nicht rostet: Das ist eine Eigenschaft, bei der viele Oldtimer-Besitzer vor Neid erblassen. Während die meisten klassischen Opel und Ford längst weggefault sind, erfreuen sich etliche Audi 80 B3 weiter bester Gesundheit. Das macht die Opa-Kutsche zum idealen Oldtimer für Risiko-Vermeider. Biederes Image hin oder her.

Cabrio fahren war in den 80ern ein Privileg für Reiche. Selbst ein offener VW Golf war mit einem Einstiegspreis ab 33.000 Mark sündhaft teuer. Mit dem offenen 3er machte BMW den Frischluft-Fahrspaß 1986 allmählich salonfähig
Quelle: nakhon100 via flickr.com (CC 3.0)
im Motorsport war BMW in den Achtziger Jahren sehr erfolgreich, unter anderem mit dem E30. Von 1984 bis 1990 gewannen die Bayern die prestigeträchtige Markenmeisterschaft mehrmals hintereinander
Quelle: BMW
Das Schöne am Oldtimer: Selbst Luxusautos werden im Alter erschwinglich. So wie der BMW 7er (E32), mit dem man in den 1980ern wunderbar protzen konnte. Heute natürlich auch. Ordentliche Exemplare gibt es ab etwa 2.500 Euro
Quelle: BMW
Als erstes deutsches Auto der Nachkriegszeit hatte der BMW 750i einen Zwölfzylinder unter der Haube. Der Motor leistete 300 PS und beschleunigte die Edel-Limousine auf abgeregelte 250 km/h
Quelle: BMW
1986 war der Porsche 959 das schnellste Serienfahrzeug der Welt. Der Sechszylinder-Boxer leistete 450 PS, das ermöglichte etwa 317 km/h V-max und den Sprint von Null auf Hundert in 3,7 Sekunden. Trotz großer Nachfrage wurden nur knapp 300 Exemplare gebaut
Quelle: Porsche
Der Porsche 924 hatte lange das Image, kein "echter Porsche" zu sein. Der Vierzylinder mit 125 PS kam nämlich von VW. Erst der ab 1986 gefertigte 924 S erhielt einen Porsche-Motor, den 2,5-Liter-Vierzylinder des 944 mit 150 PS
Quelle: Porsche
Der Saab 900 wurde gerne von Architekten oder Professoren gefahren, die mit ihrem Auto aus der Blechmasse herausstechen wollten. Heute garniert der Wagen als Straßenmöbel die Szeneviertel der Großstädte. Wer maximales Saab-Gefühl will, nimmt das Cabrio
Quelle: dpa/Picture Alliance
Opel präsentierte 1986 den Omega, als Nachfolger des Rekord. Mit der hinteren Schräglenkerachse und vier Scheibenbremsen beeindruckte das Omega-Fahrwerk, das auf Augenhöhe mit BMW lag. Doch Rostprobleme dezimierten den Bestand an Omega A nachhaltig
Quelle: dpa/Picture Alliance
Jaguar XJ40: Unter klassischen Jaguar ist der XJ 40 am günstigsten. 1986 wurde der Wagen vorgestellt, eher schwach motorisiert. Auch wegen des kantigen Designs und der teils billigen Innenausstattung mussten die Entwickler Kritik einstecken
Quelle: PRODraco2008 via flickr.com (CC 3.0)
Der Audi 80 ist der Inbegriff eines biederen, aber zuverlässigen Audi. Vielleicht kein Klassiker, aber mit Vollverzinkung heute ein guter, weil rostfreier Alltags-Oldie
Quelle: Audi
Es war das Duell der 80er: VW Golf GTI vs. Opel Kadett GSi. Zunächst hat der GSi mehr Leistung, dann kontert VW und präsentiert 1986 den Golf GTI 16V mit Vierventiler und 139 PS. Doch bald geht wieder Opel auf die Überholspur und bringt den Kadett GSi 16V
Quelle: W Hannabuss via flickr.com (CC 3.0)