Mercedes C-Klasse: Erste Fahrt

Das Touchpad - klasse, das Auto - super, aber der Tank...

MOTOR-TALK

verfasst am Wed Mar 12 20:17:38 CET 2014

So weit, so bekannt: Die neue C-Klasse wird (mal wieder) leichter, sparsamer, eleganter, größer. Aber fährt sie anders als die C-Klassen vor ihr? Ja, findet unser Autor.

MOTOR-TALK-Reporter Fabian Hoberg mit der neuen C-Klasse. Sein Urteil: Die Mercedes-Mittelklasse wurde edler, aber je nach Fahrwerk auch deutlich straffer als bisher

Von MOTOR-TALK-Reporter Fabian Hoberg

Marseille - Mercedes im Jahr 2014, das ist das City-Hoppsassa-SUV GLA und der betörende Hintern des S-Klasse-Coupé, das ist Lifestyle und Denglish und Leder bis zum Horizont. Mercedes 2014, das ist aber auch: ein Touchpad als Erlebnis, und zwar im wichtigsten Auto der Marke. Spinnen die in Stuttgart oder spinnt die ganze Welt?

Das neue Touchpad in Nahaufnahme. Wie gut es funktioniert, wird sich erst im Alltag beweisen

Leise und sanft wie nie rollt die neue C-Klasse Limousine, Typ W205, über die Teerdecke. Drinnen dröhnt ein Song von 1978. Die Mensch-Maschine, von Kraftwerk. Frühester Techno. Als dieser Song von Vinyl-Platten schallte, hieß der günstigste Mercedes noch W123. Die Düsseldorfer Elektroband war mit diesem Song ihrer Zeit Jahrzehnte voraus. Jetzt, in der neuen C-Klasse, passt das Motto perfekt.

Mercedes C-Klasse Fahrbericht

Kein Fahrbericht begann bei MOTOR-TALK oder sonst wo je mit einem Touchpad. Aber dieses ist so anders. Das zusammen mit Continental entwickelte Pad hat eine aktive haptische Rückmeldung. Bedient wird es über eine berührungsempfindliche Oberfläche wie bei einem Smartphone. Das Touchpad gibt dem Fahrer mit spürbaren Impulsen eine Bestätigung seiner Aktion – theoretisch ähnlich der Rückmeldung einer Taste.

Das vereinfacht die Bedienung enorm, der Blick muss so weniger vom Verkehr abgewendet werden (und zwar um 23 Prozent sagen die Entwickler). Zudem kann es 30 Prozent schneller bedient werden. Mittels Handschrift kann man Buchstaben, Zahlen und Sonderzeichen eingeben.

Im Vergleich zum Vorgänger wurde der W 205 9,5 Zentimeter länger
Damit ist Mercedes zum ersten Mal seit Jahren die führende Marke in diesem Bereich.

Raum & Medien

Überhaupt der Innenraum. Salopp formuliert kann man das erste Erlebnis innen mit einem gepflegten Porno vergleichen: Wohin man schaut, man sieht nur Höhepunkte. Das Touchpad, das fein geschwungene Armaturenbrett, die Bedientasten (die nichts mehr mit dem Vorgänger gemein haben). Die C-Klasse ist wie so oft die kleine Schwester der feinen S-Klasse. Über die Schönheit des freistehenden Displays mit 7-Zoll oder 8,4 Zoll (beim Command Online, 3.510 Euro) lässt sich diskutieren.

Schick, aber auch ganz schön groß, die Tasten, Düsen, Bildschirme. Erinnert ein wenig an Telefone für Menschen mit eingeschränkter Sehkraft

Die Oberflächen sind absolut Mercedes-gerecht: Echtholz, Laminat, Leder, Klavierlack und weiche Kunststoffe kombiniert mit Chrom oder Alu, dazu drei verschiedene Lenkräder mit jeweils drei Speichen und zwölf Tasten. Das sieht klasse aus, je nach Kombination. Und es fühlt sich verdammt sauber verarbeitet an. Nur die breite Mittelkonsole wirkt zu wuchtig. In der breiteren S-Klasse mag das wirken, in der C-Klasse nicht.

Signale aus dem Weltall empfängt die Maschine von GPS-Satelliten. Die melden, wenn das Auto in einen Tunnel fährt, schließen automatisch die Luftzufuhr und stellen die Klima auf Umluft.

Für die Augen gibt es endlich auch in der C-Klasse ein Head-up-Display (1.178 Euro), für die Ohren den Sound der Burmester-Anlage (922 Euro, 13 Lautsprecher).

Schwung & Form

Mit dem Vorgänger W204 hat der neue W205 wenig gemein. Die neue C-Klasse ist 9,5 Zentimeter länger, 4 Zentimeter breiter und hat mehr Raum auf der Rückbank (Radstand + 8 Zentimeter). Hinten wird es ab 1,80 Meter Körpergröße trotzdem eng, vor allem am Dach.

Die drei Ausstattungen Avantgarde, Exclusive und AMG Line unterscheiden sich nicht nur optisch, sondern auch technisch. Den klassischen Stern gibt es nur bei Exklusive, bei den anderen Varianten dominiert der Zentralstern in der Front. Von ganz unterschiedlichen Autos zu sprechen wäre übertrieben. Doch es gibt drei unterschiedliche Stahlfahrwerke. Eines für Komfort, ein dynamischeres, 15 Millimeter kürzer gefedertes Avantgarde-Fahrwerk und ein Sportfahrwerk (404 Euro). Vielfalt ist der neue Chic in der Bürgerklasse, darum bietet Benz zum ersten Mal in dieser Klasse ein Luftfahrwerk (1.416 Euro) inklusive Niveauregulierung und verschiedenen Fahrmodi an.

Die AMG-Line erkennt man zuerst an der Heckschürze mit Entlüftungs-Dekoration
Am Ende ist dieser gesamte Technik-Klimbim wichtig, aber noch wichtiger sind Fahreigenschaften und Verbrauch. Auf beides wirken sich die 100 Kilo aus, die bei der C-Klasse wegfallen, 70 davon allein an der Karosserie. Dafür besteht die Hülle zu 48 Prozent aus Aluminium (beim Vorgänger waren es 9 Prozent), nur die Fahrgastzelle besteht aus Stahlblechen. Schwingungen in die Karosserie dämpft die Vier-Lenker-Vorderachse (agiler und präziser), bei der Radaufhängung und Federbein entkoppelt sind. Sie arbeitet als beim Vorgänger-Fahrwerk.

Sicherheit & Leichtigkeit

Aufmerksamkeitsassistent und Kollisionsassistent sind serienmäßig, Distronic Plus mit Lenk- und Stop-and-Go-Assistent, Bremsassistent mit Fußgängererkennung und ein aktives Spurhaltesystem gibt es optional. Durch den Stau steuert das Auto dann teilautonom. Automatisches Ein- und Ausparken, 360-Grad-Kamera gehören heute in die C-Klasse wie neue Airbags für Seite, Fenster und die Knie des Fahrers. Die automatische Kindersitzerkennung schaltet automatisch den Beifahrerairbag ab. Für mehr Gefühl (und auch Spaß) sorgt die elektromechanische Direktlenkung (238 Euro.)

Kraft & Quelle

20 Prozent Kraftstoff sollen die Motoren der C-Klasse im Durchschnitt weniger schlucken, Start-Stopp ist Serie und auch der kleinste Benziner hat 156 PS (C180). Der kleinste Diesel schöpft aus 1,6 Liter Hubraum 115 oder 136 PS. Auf dem Papier soll er so nur noch 4,1 Liter auf 100 Kilometer brauchen. Uiuiui, das wäre wenig. Dabei hilft die Kühler-Jalousie Airpanel (119 Euro) den Luftwiderstand zu reduzieren. Die windschlüpfigste C-Klasse hat einen cW-Wert von 0,24 (C220 BlueEffiency Edition).

Ahnengalerie der Mercedes Mittelklasse: Vom W 201 (190er) bis W 204

An den vielen Klammern im Text kann man eines gut ablesen: Der Besuch des Konfigurators dauert länger als der Jahreseinkauf beim Lebensmittelladen. Ein C180 kostet 33.558 Euro, der C200 36.414 Euro und der Diesel C220 Bluetec 38.675 Euro. Mit ein paar Extras, Assistenzsystemen und Sound steigt der Preis wie die Flut. Langsam, aber stetig. Ende des Jahres stehen sechs Dieselmotoren und fünf Benziner (116 PS bis 333 PS zur Wahl). Dazu kommt das Siebengang-Getriebe für 2.500 Euro.

Einen Witz haben wir uns für das Ende aufgespart. Mercedes spart bei der C-Klasse zwar nicht an Luxus, aber das Kostbarste bleibt immer noch Zeit. Ausgerechnet die stiehlt uns die C-Klasse mit einem Tank, so klein wie bei einem VW Polo. 41 Liter fasst das Ding und sollte beim Spar-Diesel für 1.000 Kilometer reichen. Ein echter, richtiger Tank mit 66 Liter kostet dagegen 59,90 Euro Aufpreis. Er würde den unbedarften Käufern viel Zeit an der Tanke sparen. Das wäre nicht modern, aber schön.

Mehr rund um die neue Mercedes C-Klasse findet Ihr im Mercedes W 205-Forum. Update: Hier gibt es erste Bilder vom neuen C-Klasse Coupé.

 

TECHNISCHE DATEN: Mercedes C-Klasse

  • Modell: Mercedes C220 Bluetec
  • Motor: 2,2-Liter-Reihenvierzylinder
  • Getriebe: Manuelles Sechsganggetriebe
  • Leistung: 170 PS bei 3000 U/min
  • Drehmoment: 400 Nm zwischen 1400 und 2800 U/min
  • Länge x Breite x Höhe in m: 4,68 x 1,81 x 1,44
  • 0-100 km/h: 7,7 s
  • Vmax: 234 km/h
  • Verbrauch: 4,0 l
  • Tankinhalt: 41 l
  • CO2-Emissionen: 103 g/km
  • Kofferraumvolumen: 480 l
  • Gewicht: 1.550 kg
  • Preis: ab 38.675 Euro
  • Basispreis Mercedes C180: 33.558 Euro
Die C-Klasse wurde rund 100 Kilo leichter und mit einem cW-Wert bis 0,24 windschnittiger. Das spart bis zu 20 Prozent Sprit
Mercedes C-Klasse: Erste Ausfahrt im W 205
Im Vergleich zum Vorgänger wurde der W 205 9,5 Zentimeter länger
Blick ins Cockpit: Die breite Mittelkonsole ist Geschmacksache. Dass sie Zentimeter vom Knieraum abzieht, nicht
Der Kofferraum der neuen C-Klasse fasst 480 Liter
Unter der Haube der C-Klasse werkeln vorerst nur Vierzylinder zwischen 1,6 und 2,2 Liter Hubraum
In engen Straßen hilft die 360-Grad-Kamera dabei, die Mittelklasselimousine sicher zu manövrieren
Mercedes C-Klasse
Die AMG-Line erkennt man zuerst an der Heckschürze mit Entlüftungs-Dekoration
Mercedes C-Klasse Avantgarde Line
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Mercedes C-Klasse: Cockpit
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