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VDA-Chef Wissmann: Zukunft für Diesel und Elektro - Neuer Frühling für Verbrenner?

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Ist der Diesel noch zu retten? Die Industrie hat ihn längst noch nicht abgeschrieben. Auf der VDA-Jahrespressekonferenz verteidigte ihr Sprecher den Verbrenner.

VDA-Chef Matthias Wissmann sieht noch eine Zukunft für den Diesel - auch wenn einige große Städte ihn bis 2025 verbannen wollen VDA-Chef Matthias Wissmann sieht noch eine Zukunft für den Diesel - auch wenn einige große Städte ihn bis 2025 verbannen wollen Quelle: dpa/picture-alliance

Berlin – Deutschlands Chef-Autolobbyist übt sich im Spagat, auf der Jahrespressekonferenz des Verbands der deutschen Automobilindustrie (VDA). Diesel sind keine Stinker, Elektroautos zugleich schwer im Kommen, sagt Matthias Wissmann.

Nach Ansicht der Industrie werden Verbrennungs- und Elektromotoren noch einige Jahrzehnte nebeneinander existieren. Im günstigen Fall gingen sie sogar einen Wettbewerb miteinander ein, sagte Wissmann am Freitag in Berlin. Elektroautos mit deutlich stärkeren Akkus als heute träten dann gegen Verbrennungsmotoren an, die mit synthetischen Kraftstoffen (E-Fuel) laufen, die aus erneuerbaren Energien gewonnen werden. So könnten die Verbrenner gar „einen neuen Frühling erleben“.

Abgasreinigung für Diesel zu teuer für Kleinwagen

Nach wie vor seien Dieselautos unentbehrlich, um die globalen Klimaschutzziele zu erreichen, sagt Wissmann. Ihr Ausstoß des Treibhausgases CO2 liege um 15 Prozent unter dem vergleichbarer Benziner. Und mit neuer Reinigungstechnik ließen sich auch die Stickoxide verringern.

Die Abgasreinigung für den Diesel sei aber so teuer, dass sie sich für Kleinwagen nicht mehr lohne, sagt der Autoexperte Willi Diez. „Bei kleineren und kompakten Fahrzeugen ist der Diesel auf dem Rückzug“, stellt er in den „VDI Nachrichten“ fest. „Der Diesel wird noch lange seine Berechtigung bei größeren Fahrzeugen haben. Bei diesen Fahrzeugen ist der Verbrauchsvorteil von Diesel sehr hoch.“

Ob die Politik die Freude am Diesel teilt, scheint fraglich. Die Bürgermeister von Paris, Madrid, Athen und Mexiko-Stadt kündigten am Donnerstag bei einem Treffen in Mexiko an, Dieselautos bis zum Jahr 2025 aus ihren Städten verbannen zu wollen. Sie sehen die Zukunft in sauberem öffentlichen Nahverkehr, mehr Fahrräder und natürlich E-Autos.

Nur ein Prozent Elektroautos in Deutschland

In Deutschland geht es mit den Alternativen noch nicht so recht voran. Im November 2016 wurden 2.649 Autos mit Elektroantrieb zugelassen – davon 1.231 reine E-Autos und 1.418 Plug-in-Hybride. Das war nicht einmal ein Prozent der über insgesamt 276.000 Pkw-Neuzulassungen.

Wissmann zeigt sich überzeugt, dass sich das bald sehr stark ändert. 500 Kilometer Reichweite mit einer Batterieladung seien bald Standard, die Modellvielfalt wachse schnell, die großen deutschen Hersteller planten ein schnelles Hochleistungsladenetz an den Autobahnen. All das werde die Entwicklung beschleunigen, sodass „im Jahr 2025 etwa 15 bis 25 Prozent der Neuzulassungen elektrisch unterwegs sein werden“, sagt der Verbandspräsident.

Eine Studie des Berliner Verkehrsinstituts InnoZ im Auftrag von Greenpeace kommt derweil zu dem Ergebnis, dass die staatliche Kaufprämie der E-Mobilität nicht auf die Sprünge hilft. In den ersten vier Monaten seit Einführung der Subvention seien erst weniger als 6.000 Anträge eingegangen. Viel besser wäre es nach Ansicht von Greenpeace, Carsharing mit E-Autos zu fördern, sagt der Verkehrsexperte der Umweltorganisation, Tobias Austrup: „Das beste E-Auto ist nicht das eigene, sondern das geteilte.“

Quelle: dpa

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