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Nissan Pulsar: Fahrbericht - Kommense näher, kommense ran, hier gibts mehr fürs Geld als nebenan

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Irgendwie bekommt Nissan seit dem Almera in der Kompaktklasse keinen Reifen auf die Straße. Das soll der Pulsar ändern. Mit viel Platz zum winzigen Preis. Erste Fahrt.

MOTOR-TALK-Redakteur Björn Tolksdorf am neuen Nissan Pulsar. Das sieht etwas langweilig aus. Aber ist Vernunft nicht stets etwas öde? MOTOR-TALK-Redakteur Björn Tolksdorf am neuen Nissan Pulsar. Das sieht etwas langweilig aus. Aber ist Vernunft nicht stets etwas öde?

Barcelona – Almera? Verdammt lang her. Tiida? Vergessen. Jetzt also Pulsar. Damit bringt Nissan nichts, was nicht schon alle haben. Ein Schrägheck-Kompaktauto mit fünf Türen. Bislang balgen sich rund 30 Konkurrenten um die Krümel, die Focus und Golf übrig lassen.

Raumriese und Emotionszwerg

Nissans Deutschland-Chef Thomas Hausch sagt: „Zuerst geht es um Leute, die bei unserem Händler stehen und etwas in der Preisklasse zwischen Note und Qashqai suchen“. Und weil wir gerade beim Marketing sind: Nissan will diese Menschen mit einem „attraktiven Paket“ überzeugen. So umschreibt die Marke die Tatsache, dass der Pulsar vieles ganz gut kann, aber nur in wenigem herausragt.

Zum Beispiel das Cockpit: Kein Oh, kein Wow, eher ein: Ja, ok. Mit dem Nicht-Echtholz-Furnier wird man beim Thema Materialanmutung nicht Klassenbester, aber der Pulsar liegt im oberen Drittel. Und weit vor dem Juke, mit dem er sich die modulare Plattform teilt.

Weiß war als Autofarbe ja bis vor Kurzem so im Trend, dass (fast) jedes Auto cool in dem Lack aussah. Weiß war als Autofarbe ja bis vor Kurzem so im Trend, dass (fast) jedes Auto cool in dem Lack aussah. Quelle: Nissan

Gezaubert hat Nissan eher im hinteren Teil. Dank 2,70 Metern Radstand sitzt es sich auf der Rückbank besser als bei den meisten Konkurrenten, dazu gibt es 385 Liter Kofferraum. Ein Topwert ohne Überlänge: Zum Opel Astra fehlen dem Pulsar zwei Zentimeter.

Einfach nur fahren

Wie fährt der Pulsar? Man könnte sagen: eigenschaftslos. Ruhig, stabil, emotionsfrei. Es stört nichts. Das gilt fürs Fahrwerk wie für die gut gedämmten Motoren und die präzise Lenkung. Unter der Haube spart Nissan, aber anders, als jetzt alle denken. Nur ein Benziner und ein Diesel werden angeboten. Beide Motoren brauchen wenig, aber drehen recht zäh. Immerhin: Abhilfe ist in Sicht. In einem Jahr kommt der 190-PS-Benziner aus dem Juke.

Mehr Auswahl gibt es bei den Assistenten. Unter dem Namen „Safety Shield" gibt es Bewegungserkennung, Draufsicht-Parkhilfe, Spurhalter und Totwinkel-Beobachter. Das kostet im Paket mit Navi und Kameras in der Vollausstattung nichts und 1.600 Euro im mittleren Acenta-Pulsar.

Der Preis ist heiß

Das alles ist gut und schön, aber in dieser Klasse nicht außergewöhnlich. Thomas Hausch sagt: „Wir wissen, dass wir uns hinten anstellen. Das tun wir allerdings sehr aggressiv“. Es herrscht Ordnung im Pulsar, und es sieht gepflegt aus. Beim ersten Kuss macht man damit keinen Punkt. Aber das Auto zielt mehr auf Leute, deren erster Kuss länger zurückliegt Es herrscht Ordnung im Pulsar, und es sieht gepflegt aus. Beim ersten Kuss macht man damit keinen Punkt. Aber das Auto zielt mehr auf Leute, deren erster Kuss länger zurückliegt Quelle: Nissan

Womit er meint: Der Pulsar soll sich über den Preis verkaufen. Zwar beginnt die reguläre Preisliste erst bei 17.940 Euro. Zur Einführung geht es aber – vor Händlerrabatten – schon bei 15.990 Euro los. Dafür gibt es 115 Turbobenziner-PS, Radio, Klima, Bluetooth, Lenkradfernbedienung, Start-Stopp-Automatik. Ein vergleichbarer Ford Focus (100 PS, Ambiente) kostet mehr als 18.000 Euro, ein Opel Astra noch mehr (1.4 Turbo Selection), der VW Golf sowieso.

Und was ist nach der Einführung? „Das funktioniert wie bei einem Sondermodell“, sagt der Nissan-Geschäftsführer. Im Klartext: Nach der „Launch-Edition“ folgt mit ziemlicher Sicherheit das nächste Sonderangebot.

Mit viel Ausstattung, viel Platz und Kampfpreisen wird der Pulsar seine in Europa angepeilten 65.000 Käufer pro Jahr finden. Nissan hat jetzt in der Golfklasse auch einen – einen für kühle Rechner und Vernunftentscheider.

Technische Daten: Nissan Pulsar

Der Benziner

  • Modell: Nissan Pulsar 1.2 Dig-T
  • Motor: 1,2-Liter-Vierzylinder-Turbobenziner
  • Getriebe: Sechsgang-Schaltgetriebe
  • Leistung: 115 PS (85 kW)
  • Drehmoment: 190 Nm b. 2.000 U/min
  • 0-100 km/h: 10,7 s
  • Höchstgeschwindigkeit: 190 km/h
  • Verbrauch: 5,0 l/100 km (NEFZ)
  • CO2: 117 g/km
  • Länge x Breite x Höhe in m: 4,39 x 1,77 1,52
  • Radstand: 2,70 m
  • Leergewicht: 1.265 kg
  • Kofferraum: 385-1.395 l
  • Preis laut Liste: Ab 17.490 €
  • Preis zum Marktstart: 15.990 €
  • Marktstart: 10. Oktober 2014

Der Diesel

  • Modell: Nissan Pulsar 1.5 dCi
  • Motor: 1,5-Liter-Vierzylinder-Diesel
  • Getriebe: Sechsgang-Schaltgetriebe
  • Leistung: 110 PS (81 kW)
  • Drehmoment:260 Nm b. 1.750 U/min
  • 0-100 km/h: 11,5 s
  • Höchstgeschwindigkeit: 190 km/h
  • Verbrauch: 3,6 l/100 km
  • CO2: 94 g/km
  • Leergewicht: 1.345 kg
  • Preis laut Liste: 19.890 €
  • Preis zum Marktstart: 17.940 €
Avatar von bjoernmg
Renault
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