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Ostdeutsche Autoproduktion legt 2015 um 15 Prozent zu - Jedes siebte deutsche Auto ist ein Ossi

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Die Autoproduktion ist 25 Jahre nach dem Aus des Trabi ein wichtiger Wirtschaftsfaktor im Osten. 837.000 Autos wurden 2015 hier gebaut und 25,5 Milliarden Euro umgesetzt.

Im Mercedes-Benz-Werk in Ludwigsfelde (Brandenburg) werden Mercedes Transporter montiert Im Mercedes-Benz-Werk in Ludwigsfelde (Brandenburg) werden Mercedes Transporter montiert Quelle: dpa/picture alliance

Erfurt/Leipzig - Die Autoproduktion in Ostdeutschland hat im vergangenen Jahr deutlich zugelegt. Insgesamt seien rund 837.000 Fahrzeuge in den neuen Ländern von den Montagebändern gerollt. Das geht aus Zahlen des Verbandes der Automobilindustrie (VDA) für 2015 hervor. Das sei ein Produktionsplus von 15 Prozent. Jedes siebte deutsche Auto wurde damit in den neuen Ländern gebaut.

Der Umsatz der Branche stieg um zehn Prozent auf 25,5 Milliarden Euro. Nach VDA-Angaben erwirtschaftete die Automobilindustrie 25 Jahre nach dem Produktionsende für die DDR-Autos Wartburg und Trabant 13 Prozent des ostdeutschen Industrieumsatzes.

Der Geschäftsführer des Ost-Branchennetzwerks Automotive Cluster (ACOD) in Leipzig, Jens Katzek, spricht von einer sehr positiven Entwicklung, aber auch von Problemen. Er nannte der Deutschen Presse-Agentur das eingebrochene Russlandgeschäft sowie Auswirkungen der VW-Krise. Beispiel dafür sei das Aus für die Phaeton-Produktion in der "Gläsernen Manufaktur" von Volkswagen vor einigen Wochen in Dresden. Eine Entscheidung über die Zukunft der Manufaktur soll nach VW-Angaben spätestens bis Oktober oder November 2016 fallen.

In die Batteriefertigung im Werk Kamenz investierte Daimler mehrere Milliarden Euro In die Batteriefertigung im Werk Kamenz investierte Daimler mehrere Milliarden Euro

Investitionen in vier jahren verdoppelt

Nach VDA-Angaben gehört die Autoindustrie nach wie vor zu den großen Investoren zwischen Ostsee und Thüringer Wald. Eine Milliarde Euro seien 2014 investiert worden, fast doppelt so viel wie 2010 mit 514 Millionen Euro. Zahlen für das vergangene Jahr lägen noch nicht vor. Aktuell gebe es Investitionen im Mercedes-Benz-Werk in Ludwigsfelde (Brandenburg) oder in das Batteriewerk in Kamenz (Sachsen), sagte Katzek.

Der VDA geht von etwa 69.000 Beschäftigten in der Ost-Autobranche aus. Dazu gehören Werke von Opel in Eisenach, VW in Zwickau und Chemnitz, von BMW und Porsche in Leipzig, aber auch große Motorenwerke wie das von Daimler im thüringischen Kölleda sowie Hunderte vielfach mittelständische Zulieferfirmen wie die Mitec AG in Eisenach. In Mecklenburg-Vorpommern gibt es größere Standorte der Zulieferindustrie in Neubrandenburg, Laage und Greifswald.

Zulieferer müssen enger zusammenarbeiten

Die Zulieferer stünden wegen der immer stärkeren Internationalisierung des Geschäfts derzeit vor großen Herausforderungen, sagte Katzek. Vielfach würden sie den Autoherstellern in neue Märkte folgen. "Um ins Ausland zu gehen, bedarf es aber einer gewissen Größe und wirtschaftlichen Stärke", so der Geschäftsführer des Automotive Cluster Ostdeutschland. Das erhöhe den Druck zu kooperieren oder zu fusionieren. "Die Bereitschaft zu Innovationen, aber auch zusammenzuarbeiten, um wettbewerbsfähig zu sein, ist bei vielen Firmen ausgeprägt."

Als Vorteil der ostdeutschen Autoindustrie sieht Katzek eine gute Forschungsinfrastruktur, beispielsweise durch die Technischen Universitäten Ilmenau, Dresden und Berlin oder Fraunhofer-Institute in Chemnitz und Halle. Das Automobilcluster, das auch Forschungskooperationen unterstütze, besteht nach Angaben des Geschäftsführers seit fast zehn Jahren. Es vertrete die Interessen der Autohersteller sowie von rund 350 Zulieferern.

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