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Bauernverband will VW boykottieren - In der Autostadt geht es um die Wurst

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Stigmatisiert VW auf der Autostadt-Homepage die konventionelle Landwirtschaft? Bauernverbände und eine Schlachterei drohen mit dem Boykott von Volkswagen-Fahrzeugen.

In Niedersachsen gibt es jede Menge glücklicher Kühe. Weniger glücklich sind norddeutsche Landwirte über die Ernährungstipps auf der Homepage der VW-Autostadt In Niedersachsen gibt es jede Menge glücklicher Kühe. Weniger glücklich sind norddeutsche Landwirte über die Ernährungstipps auf der Homepage der VW-Autostadt Quelle: dpa/Picture Alliance

Wolfsburg – Autos und Fleisch? Was nach einem guten Programm für das nächste Männerwochenende klingt, führt in der norddeutschen Tiefebene zu erbittertem Säbelrasseln. Die heimische Landwirtschaft ist sauer auf den Autogiganten Volkswagen und droht mit Boykott.

Das Portal „Welt Online“ berichtet von einem Brief des Geflügel-Schlachtbetriebs Rothkötter an VW-Chef Martin Winterkorn: "Solange die Stigmatisierung der konventionellen Land- und Ernährungswirtschaft auf der Homepage nicht beendet wird, werden wir keine weiteren Fahrzeuge des VW-Konzerns mehr erwerben."

Worum geht es? Auf der Homepage der Autostadt Wolfsburg wirbt der VW-Konzern für „vitale, vegetarische, vegane Ernährung“ in den Restaurants der Autostadt. Dort finden sich Erläuterungen wie diese:

  • „Das Fleisch von Biorindern, die im Sommer auf der Weide gehalten werden, enthält doppelt so viele gesunde Omega-3-Fettsäuren wie das ihrer Artgenossen aus konventioneller Tierhaltung. Tiere in der biologischen Landwirtschaft leben und fressen artgerecht. Der Landwirt darf nur natürliche Dünger und Pflanzenschutzmittel zur Futterherstellung verwenden, so dass Biofleisch keine gesundheitsschädlichen Rückstände wie Anabolika, Antibiotika oder Hormone enthält. Der Einsatz von Tiermehl ist streng verboten und BSE somit kein Thema. Auch gentechnisch veränderte Futtermittel sind nicht erlaubt.“

Geflügelbetrieb: "irritiert"

VW sagt: Bereits seit mehr als zehn Jahren achten die Gastronomiebetriebe in Wolfsburg auf regionale, frische Produkte VW sagt: Bereits seit mehr als zehn Jahren achten die Gastronomiebetriebe in Wolfsburg auf regionale, frische Produkte Quelle: Leitzke, Matthias/Autostadt

Gegen solche Texte protestierte Mitte April 2015 bereits der Bauernverband Schleswig-Holstein. Auf seiner Facebook-Seite schrieb der Verband:

"Es erscheint angesichts solcher Vorwürfe geradezu ungeheuerlich, dass VW seine Fahrzeuge ungeprüft an konventionell wirtschaftende Landwirte verkauft."

Seitdem kam es laut einem VW-Sprecher zu einem Treffen zwischen dem niedersächsische Landvolk-Präsident Werner Hilse und dem Geschäftsführer der Autostadt, Werner Wachs. VW wolle einen „weiteren Austausch zwischen Landwirten und der Autostadt“, schreibt das Internetmagazin "Welt Online". Die Geschäftsführung des Geflügelbetriebs Rothkötter sei allerdings "irritiert“ davon, dass auf der Homepage der Autostadt seitdem nichts geändert wurde.

Der Sprecher der Autostadt wies im Gespräch mit der Deutschen Presse Agentur die Vorwürfe der Landwirte zurück. Alle Restaurants in der Autostadt böten Gerichte mit und ohne Fleisch an. Auf der Homepage wolle man lediglich die verschiedenen Ernährungsformen und ihre Vor- und Nachteile darstellen.

Dabei zählt gerade Volkswagen zu den Fleischfans. Werkseigen produzierte VW 2014 nach eigenen Angaben 7,8 Millionen Stück Wurstwaren. Darunter waren 6,3 Millionen VW-Currywürste.

Quelle: Welt Online; NOZ; Autostadt; dpa

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