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Citroën C4 Cactus: Fahrbericht - Im Cactus spart der Verzicht das Gewicht

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Citroën traut sich wieder was: Ein liebenswertes Auto, das für Spaß durch Verzicht steht und dabei doch alles hat, was man braucht. Erste Fahrt im Citroën C4 Cactus.

Der Anders-Macher: Citroëns C4 Cactus ist anders, in vieler Hinsicht. Hatten die Techniker die Wahl, entschieden sie sich für das leichtere, billigere Bauteil -  Beispiel ETG statt Wandlerautomatik, Ausstellfenster statt Kurbeln Der Anders-Macher: Citroëns C4 Cactus ist anders, in vieler Hinsicht. Hatten die Techniker die Wahl, entschieden sie sich für das leichtere, billigere Bauteil - Beispiel ETG statt Wandlerautomatik, Ausstellfenster statt Kurbeln Quelle: Citroen/Holger Schaper

Amsterdam – Verrückte Franzosen. Citroën baut ein Auto, das wohltuend aus der Welt der Allesbesserkönner ausbricht. Da besitzt es eine Stärke, die mit Geld nicht zu bezahlen ist. Der Cactus ist vieles, aber vor allem liebenswert. Was für eine schöne Entwicklung.

Liebenswert macht den C4 Cactus, dass er vieles hat, was andere nicht haben: Lustige Luftpolster namens Airbumps an den Seiten, die das Blech bei leichten Kollisionen schützen (bis 5 km/h). Plastikplanken vorn und hinten, wie sie „Kontaktparker“ früher so schätzten. Wasserdüsen in den Scheibenwischern, einen Airbag im Dach. Bei der Sicherheit gönnt sich der Cactus ohnehin das Vollprogramm.

Was alles fehlt

Scheinbar fehlt dem Cactus also nichts. Gut, er hat weder geteilte Rückbank, Drehzahlmesser, noch lassen sich die hinteren Scheiben versenken. Cactus-Fahrer arrangieren sich mit mageren Motörchen und kassieren so manchen fragenden Blick, der sagt: Was ist das denn für ein komisches Auto?

Das, meine Damen und Herren Passanten, ist der C4 Cactus.

Zu seinen liebenswerten Zügen zählt ein Innenraum, erfrischender als manche Designstudie der Konkurrenz. Mit Kofferdekor im Türbereich, mit robustem Kunststoff. Das ist nicht edel, sondern funktional. Wer jetzt nicht an schwedische Regale denkt, soll weiter teure Alternativen suchen.

Die digitalen Anzeigen schaut man gern an. Vieles, was heute so ein Cockpit überfrachtet, löst der Cactus über einen Touchscreen, schon in der Basisversion. Das Beste am Innenraum: Er erklärt sich von selbst. Einsteigen und losfahren, ohne blinkende Lampen, ohne Informationssturmgepiepe.

Die breiten, bequemen Sitze bilden vorn ein Sofa, leider nur in der Version mit automatisiertem Schaltgetriebe (ETG). Wer sich dort ausstreckt, lässt hinter sich trotzdem viel Platz. Logisch, dass die Sitzlehne mit dem guten alten Drehrad gerichtet wird.

Der Citroën C4 Cactus basiert auf PSAs "PF1"-Plattform, nicht auf der neuen, modularen EMP2-Plattform. Die Kleinwagenbasis wurde für den Cactus verlängert und verbreitert Der Citroën C4 Cactus basiert auf PSAs "PF1"-Plattform, nicht auf der neuen, modularen EMP2-Plattform. Die Kleinwagenbasis wurde für den Cactus verlängert und verbreitert

Einfach fahren

So SUV-artig der C4 Cactus dasteht, so französisch stimmten die Franzosen ihn ab. Weich wiegt das Fahrwerk die Karosse, weich und wenig präzise lenkt die Lenkung. Weich und mit Spiel schaltet das Fünfgang-Getriebe. Das alles gehört untrennbar zum Cactus, wie die lauten Windgeräusche ab 100 km/h.

Liebenswert war noch nie dynamisch, sondern immer kuschelig. Das macht mitunter Spaß, wenn der Weg das Ziel ist. Hier spielen die leichtgängige Servolenkung und die übersichtliche Form ihre Stärken aus.

Der C4 Cactus kann noch etwas: Er fährt sparsam, ohne lahm zu wirken. Mit dem 110-PS-Spitzenbenziner braucht er (laut Bordcomputer) mickrige 5,3 Liter auf 100 Kilometer, trotz Autobahn, Stop and Go und einem Schluss im Stadtverkehr. Dabei ist dieser Motor laut Datenblatt der durstigste (Normverbrauch: 4,7 l/100 km).

Zwischen Kleinwagen und Kompaktklasse

Konkurrenz. Hat der Cactus keine. Er passt in die Klasse der Mini-SUV, bietet den Raum der Golfklasse und liegt beim Preis zwischen Klein und Kompakt. Der Einstiegspreis von 13.990 Euro ist leider ein Marketinggag: Hier bekommt man zwar "das volle Konzept", wie die Projektleiterin Anne Ruthmann betont - sogar inklusive Audiosystem. Assistenten, Kopfstützen hinten oder Klimaanlage sind aber nicht einmal als Option vorgesehen. Der günstigste Cactus mit Automatik kostet 17.190 Euro, der Diesel mindestens 18.990 Euro.

Was wird aus den versprochenen überschaubaren Alltagskosten? Mit den Versicherungen wird noch verhandelt, aber für rund 250 Euro im Monat soll man Cactus fahren können. Inklusive Vollkasko-Versicherung, Garantie und Wartung.

Kein Zweifel: Der Citroën C4 Cactus ist interessant. Vieles macht Citroën anders: Leichtbau, das müssen viele erst lernen, spart Sprit - bedeutet aber Verzicht. Denn vieles, was ein Auto komfortabel macht, wiegt schwer. Vergleichstests gewinnt der Citroën sicher nicht. Stattdessen könnte er Herzen erobern.

Mehr zum Citroën C4 Cactus lest Ihr hier.

Lest hier unseren Test zum Citroën C4 Cactus.

Technische Daten: Citroën C4 Cactus

Der Einfachste

  • Motor: 1,2-Liter-Dreizylinder-Benziner
  • Leistung: 75 PS (55 kW)
  • Getriebe: Fünfgang-Schaltgetriebe, manuell
  • Max. Drehmoment: 118 Nm bei 2.750 U/min
  • 0-100 km/h: 12,9 s
  • Höchstgeschwindigkeit: 171 km/h
  • Verbrauch: 4,6 l/100 km
  • CO2: 105 g/km
  • Länge x Breite x Höhe in m: 4,16 x 1,73 x 1,49
  • Radstand: 2,59 m
  • Leergewicht inkl. Fahrer: 1.040 kg
  • Kofferraum: 348-1.170 l
  • Preis: 13.990 Euro
  • Marktstart: September 2014

Diesel & Automatik

  • Motor: 1,6-Liter-Vierzylinder-Diesel
  • Leistung: 92 PS (68 kW)
  • Getriebe: Autom. Schaltgetriebe (Sechsgang)
  • Max. Drehmoment: 230 Nm bei 1.750 U/min
  • 0-100 km/h: 11,4 s
  • Höchstgeschwindigkeit: 176 km/h
  • Verbrauch: 3,5 l/100 km
  • CO2: 92 g/km
  • Leergewicht:1.130 kg
  • Preis: 20.240 Euro

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