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Elon Musk: Tesla-Supercharger nur für Langstrecken - Gibt es bald Stress am Supercharger?

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Einige Tesla-Fans denken, beim Model S gibt es den Strom umsonst zum Auto dazu. Doch das sieht Elon Musk nur bedingt so. Was wird in Zukunft aus den Superchargern?

Der Tesla-Supercharger ist die schnellste Ladesäule der Welt. In 20 Minuten lädt er das Model S wieder halb voll Der Tesla-Supercharger ist die schnellste Ladesäule der Welt. In 20 Minuten lädt er das Model S wieder halb voll Quelle: Tesla

Berlin/Palo Alto – Es klingt zu schön, um wahr zu sein. Wer ein Tesla Model S kauft, darf lebenslang umsonst an den Supercharger-Ladestationen dessen Akku aufladen. So hat es Tesla versprochen. Oder besser: So haben viele verstanden, was Tesla-Chef Elon Musk einst sagte. Dass er etwas anderes gemeint hat, oder zumindest heute meinte, zeigte sich auf der vergangenen Aktionärsversammlung im Juni. Mittlerweile wird das angeregt im Netz diskutiert.

Während der Veranstaltung wurde der Tesla-Boss auf das rasante Wachstum des Supercharger-Netzes angesprochen – und auf die Bedeutung dieses Wachstums für das „lebenslange kostenlose Laden“. Elon Musks Antwort dazu lautete: "Was die Supercharger angeht, so gilt, was wir in der ersten Pressemitteilung dazu gesagt haben - sie sind kostenlos. Im Grunde ist es kostenloses lebenslanges Langstrecken-Fahren, für immer.“

Elon Musk wies auf der Tesla-Aktionärsversammlung im Juni deutlich darauf hin, dass Supercharger eigentlich nur für Langstreckenfahrten gedacht sind Elon Musk wies auf der Tesla-Aktionärsversammlung im Juni deutlich darauf hin, dass Supercharger eigentlich nur für Langstreckenfahrten gedacht sind Quelle: dpa/Picture Alliance Das hört sich gut an. Doch die Betonung lag auf dem Wort „Langstrecke“. Dass Tesla-Besitzer ständig die Supercharger in ihrer näheren Umgebung nutzen, statt der eigenen Steckdose zuhause, gehöre nicht zum Konzept. „Es gibt ein paar Leute, die sie recht hartnäckig zum lokalen Laden nutzen. Wir haben ihnen eine kleine Erinnerung geschickt, dass es ok ist, das ab und an zu tun, aber dass es eigentlich um die Versorgung auf Langstrecken geht“, sagte Musk.

Nach dem Rechten schauen

Die Aussage einer Mitarbeiterin der deutschen Tesla-Service-Hotline klingt ähnlich. Zu MOTOR-TALK sagte sie, dass die Supercharger im Grunde lange Reisen ermöglichen sollen. Sollte jemand regelmäßig zu der gleichen Ladesäule fahren, würde aber sicher niemand meckern. Von Hinweisen an Nutzer, die das „zu oft“ tun, sei ihr nichts bekannt. Die deutsche Presseabteilung von Tesla war nicht für ein Statement zu erreichen.

In den USA sieht das anders aus. Die US-Website „Green Car Reports“ berichtet, dass Tesla-Nutzer in der Nähe neu eröffneter Supercharger per E-Mail auf die Eröffnung hingewiesen werden – mit dem Hinweis, dass die Geräte der Langstreckennutzung dienen. An einer besonders ausgelasteten Station in San Juan Capistrano/Kalifornien soll laut der Website seit Neuestem hin und wieder ein Mitarbeiter nach dem Rechten sehen. Zu Stoßzeiten hatten sich Warteschlangen vor den Säulen gebildet.

Supercharger-Besetzer: Wenige Ausnahmen

Wie bei vielen Tesla-Neuigkeiten schlagen die medialen Wellen derzeit wohl höher als nötig. Thorsten Dohe vom größten deutschen Tesla-Forum „TFF Forum“ sagte zu MOTOR-TALK: "Die Aussage von Elon Musk bezog sich meiner Meinung nach auf einige Extremfälle weltweit. Beispielsweise die Nutzung der Supercharger in Amsterdam durch Taxen oder einige Supercharger in zentraler Lage in den USA und nicht auf den normalen Model S-Fahrer."

Die Tesla Homepage im Dezember 2013: Hier heißt es, Supercharger seien "always free" Die Tesla Homepage im Dezember 2013: Hier heißt es, Supercharger seien "always free" Quelle: Tesla Für Deutschland sieht er generell keine Relevanz des Problems. "In Deutschland liegen fast alle Supercharger an Autobahnraststätten. Das macht sie für das tägliche Aufladen für Kurzstreckenfahrer unattraktiv. Model S-Besitzer, die anstatt bequem zuhause zu laden, lieber für ca. eine Stunde (inkl. Hin-/Rückfahrt) zur nächsten Autobahnraststätte fahren, werden daher die absolute Ausnahme bleiben."

Mal so, mal so

Wieder sieht die Situation in Amerika etwas anders aus. Einige Tesla-Besitzer äußern sich im Netz (mitunter negativ) überrascht. Sie hätten von der Einschränkung nicht gewusst. Klar ist, dass Tesla nicht eindeutig kommuniziert hat.

Noch heute findet man auf der Supportseite zum „Supercharging“ die Information: „Supercharging is free for the life of Model S, once the Supercharger option is enabled.“ In einer Tesla-Pressemitteilung vom 10. Juli 2014 hieß es „At a Supercharger, Model S customers can get half a charge in as little as 20 minutes, and it’s totally free.“ Und 2013 warb der Hersteller auf seiner Website mit einem Bild einer Ladesäule und der Aufschrift „Incedibly fast. Always free.“ An anderen Stellen dagegen hat er deutlich auf die Langstrecken-Nutzung hingewiesen.

"Zukunftsgerichtete Aussagen"

Hingewiesen haben die Amerikaner in vielen ihrer Blogbeiträge auch darauf, dass einige ihrer Vorhaben sich durchaus ändern könnten. "Sogenannte zukunftsgerichtete Aussagen, die Risiken und Unsicherheiten unterliegen" bezogen sich mitunter auch auf Supercharger-Standorte und deren Leistungsfähigkeit.

Elon Musk hat auf der Aktionärskonferenz angekündigt, in Zukunft möglichst jeden Supercharger mit Solarzellen auszustatten oder ihn anderweitig mit erneuerbaren Energien zu versorgen, um Strom bereitstellen zu können. Derzeit gebe es keinen Plan, die Supercharger für Model-S-Fahrer zukünftig nicht mehr kostenlos zu betreiben. Doch die Zukunft, das sind bei Tesla auch und vor allem Model X (kommt Ende des Jahres) und das Model 3 (voraussichtlich 2017). Je näher Elon Musk der Erfüllung seines Traumes von einer weitreichenden Elektromobilität kommt, desto größer wird auch das Problem des kostenlosen Stroms. Denn kostenlos ist der eigentlich gar nicht.

In diesem Youtube-Video von der Aktionärsversammlung findet Ihr unter anderem Elon Musks Statement zur Supercharger-Nutzung (ab ca. 1:11.00).

Quelle: MOTOR-TALK, Tesla, Green Car Reports, Charged, TFF Tesla Forum

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