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VW kürzt Modellzyklus - Ein Auto für fünf statt sieben Jahre

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VW will schneller werden: Weil die US-Autokäufer regelmäßig neue Kaufanreize wünschen, verkürzt Volkswagen die Modellzyklen von aktuell sieben auf fünf Jahre.

Ein neues Modell alle fünf Jahre? Dann wäre 2017 der neue Golf fällig. Diesen Automatismus soll es nach Aussage eines VW-Sprechers aber nicht geben Ein neues Modell alle fünf Jahre? Dann wäre 2017 der neue Golf fällig. Diesen Automatismus soll es nach Aussage eines VW-Sprechers aber nicht geben Quelle: Volkswagen

Wolfsburg – Im März 2014, auf dem Genfer Automobilsalon, ließ VW-Geschäftsführer Martin Winterkorn die Branche an diesem Gedanken teilhaben: „Die Wünsche an das eigene Automobil verändern sich immer schneller."

Junge Kunden, befürchtet der Manager, erwarten heute viel mehr Abwechslung. Autos, die sich den Veränderungen in ihrem Leben schneller anpassen. So ist es die "Jugend" von heute bei Smartphones schließlich gewohnt: Neue Apple- und Samsung-Handys erscheinen beinahe im Jahresrhythmus.

"Dies zwingt uns dazu, darüber nachzudenken, ob die üblichen Modellzyklen von sieben bis acht Jahren nicht deutlich kürzer werden müssen“, sagte Martin Winterkorn damals. Jetzt hat er seine Gedanken in eine Konzernstrategie überführt.

Kunden wollen schnellere Änderungen

Volkswagen will die Lebensspanne seiner Modelle deutlich verkürzen, und zwar von aktuell sieben auf fünf Jahre. Hinzu kommen turnusmäßige Facelifts nach drei Jahren.

Damit wollen die Wolfsburger auf dem schnelllebigen US-Markt frischer und dynamischer werden. Dort rechnen die Hersteller weniger in Baureihen als in Modelljahren: Kleine, jährliche Änderungen am Fahrzeugmodell gehören einfach zum guten Ton. Hier tat VW in den letzten Jahren zu wenig, vor allem bei den Bestsellern Jetta und Passat - und bekommt nun die Quittung.

„Die Kunden erwarten schnellere Änderungen“, sagte Michael Horn, neuer US-Chef bei VW, schon im Frühjahr der Nachrichtenagentur Bloomberg. Und hofft, die schnelleren Modellwechsel in den USA bis 2017 umsetzen zu können.

Nicht zwingend und nicht überall

US-Passat: "Die Modelle altern nicht so gut", schreibt ein Nutzer in im US-Portal "Motortrend" US-Passat: "Die Modelle altern nicht so gut", schreibt ein Nutzer in im US-Portal "Motortrend" Quelle: Volkswagen USA Laut „Motoringcrunch“ bestätigte der amerikanische VW-Marketingchef Jörg Sommer die neue Linie jetzt. Ist die neue, so genannte „Lifecycle-Strategie“ aber auch global vorgesehen? Nicht zwingend, sagt ein deutscher Konzernsprecher auf Nachfrage von MOTOR-TALK.

Zwar habe man es beim VW Polo so gemacht: Das erste Facelift folgte drei Jahre nach dem Marktstart. Es werde aber auch künftig, abhängig vom Markterfolg, Modelle mit siebenjährigem Lebenszyklus geben. Der aktuelle Golf 7 müsse nicht zwingend 2017 am Ende sein.

Zwar baute VW den Vorgänger Golf 6 genau fünf Jahre. Dies habe aber eher daran gelegen, dass das erfolgreichste VW-Modell schnell auf den Baukasten MQB umgestellt werden sollte.

USA: Wachstum dringend gesucht

In Europa hat VW zwar ein Renditeproblem, aber kein Absatzproblem. Die neue Strategie zielt deshalb vor allem um den US-Markt, wo VW dringend wieder Wachstum braucht. Der Oktober 2014 war der erste Monat mit einem Absatzplus seit eineinhalb Jahren.

In den neun Monaten zuvor schrumpfte das Geschäft dagegen um 12 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Vor allem dem 2012 erfolgreich gestarteten Passat aus US-Produktion laufen die Käufer davon, das wichtige, mittelpreisige SUV Crossblue kommt erst 2016.

Läuft alles nach Plan, will VW in sechs Jahren 800.000 Autos pro Jahr in den USA verkaufen. Das wäre doppelt so viel wie 2013 (400.000). Zum Vergleich: Weltweit verkaufte Volkswagen Pkw im vergangenen Jahr 4,7 Millionen Autos. Da kann es nicht zufriedenstellen, dass weniger als zehn Prozent davon in den zweitgrößten Markt der Welt gingen.

Quelle: MotorTrend; Motoringcrunch; MOTOR-TALK; bmt

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