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Fiat und VW - Blutbad statt Strandbad im Sommerloch

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31° in Turin, 30° in Wolfsburg – hoher Blutdruck und dünne Nerven in den Chefetagen. Fiat und VW füllen das Sommerloch mit verbalen Giftpfeilen. Was steckt dahinter?

Sergio Marchionne Sergio Marchionne Fiat-Chef Sergio Marchionne ist ein Freund bildhafter Sprache, und Vorsitzender des mächtigen europäischen Auto-Herstellerverbands ACEA. In der New York Times warf Marchionne gestern der Volkswagen AG ein Blutbad bei Preisen und Margen vor.

VW betreibe eine rücksichtslose Preispolitik und nutze die Absatzkrise, um mit aggressiven Rabatten Marktanteile zu gewinnen, sagte Machionne.

Er forderte deshalb Brüssel zur Hilfe auf und wünscht sich einheitliche Regeln, für mehr Chancengleichheit unter Europas Autobauern. In ganz Europa müssten Zöpfe abgeschnitten werden; vor allem die Deutschen und Franzosen hätten dies nicht getan.

Was Marchionne fordert: Politische Rahmenbedingungen für einen Strukturwandel. Niemand soll sich auf staatliche Finanzhilfe verlassen, die die nötigen wirtschaftlichen Entscheidungen nur hinauszögert.

Fiat gegen VW

Fiat schiebt aktuell 40 Prozent Überkapazitäten vor sich her. Das führt zu erhöhten Stückkosten; dabei sind die Margen bei Kleinwagen ohnehin niedrig. Schon 2010 beklagte Marchionne, Fiat verdiene in Italien keinen Euro mehr.

Was hat VW damit zu tun? Das Markenportfolio der Wolfsburger ist breit aufgestellt. Mit den Billigmarken Škoda und Seat setzt VW den Konkurrenten Fiat preislich unter Druck. Finanziert wird die Party mit Gewinnen aus dem Überseegeschäft und höheren Gewinnmargen der edleren Marken VW und Audi. Das VW-Quartalsergebnis sei aber auch deshalb so gut, weil VW die Optionen zur Übernahme der restlichen Porsche-Anteile neu bewertet habe, schreibt die Süddeutsche Zeitung.

VW fordert Marchionnes Rücktritt

Schönes Wetter, gute Zahlen: Bei VW könnte die Gelassenheit der Stärke regieren. In Wolfsburg schoss der Blutdruck trotzdem in die Höhe. Marchionne sei als Präsident des Branchenverbandes ACEA nicht mehr tragbar, zitiert die Automobilwoche VW-Kommunikationschef Stephan Grühsem. Bei VW denke man angesichts der Äußerungen des Verbandspräsidenten sogar über einen Austritt aus dem Verband der europäischen Automobilhersteller nach.

Taugt ein Nebensatz unter Konkurrenten als Austrittsgrund aus dem wichtigsten Lobbyverband? Grühsem ist kein Hinterbänkler aus der Politik, der das Sommerloch füllt - er ist die Stimme von VW. Da schwelt also ein tieferer Groll. Ist VW generell unglücklich mit der Politik des ACEA? Jüngste Niederlage der Deutschen: Die EU-Kommission sprach sich gegen die Koppelung von CO2-Grenzwerten an das Fahrzeuggewicht aus - und folgte damit den Wünschen von Sergio Marchionne.

Quelle: MOTOR-TALK

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