Nürburgring-Versteigerung
Was wird nur aus der Nordschleife
Am vergangenen Wochenende startete die Rennsaison auf der Nordschleife. In den Boxen war ein Thema besonders heiß: Was wird aus dem Nürburgring? Eine Bestandsaufnahme.
Nürburg - Es ist ein Drama, in ungezählten Akten. Der Nürburgring, die berühmteste Rennstrecke der Welt, steht zum Verkauf. Und mit dem Grand-Prix-Kurs und der Nordschleife das gesamte Brimborium aus Ringwerk, Achterbahn und dem ganzen anderen Betonschrott. Für mindestens 100 Millionen Euro. Der Meistbietende bekommt den Zuschlag. Und je nachdem, wer das ist, droht der Legende das Ende.
Verbrannter Gummi, verbranntes Geld
Doch gehen wir zurück zum Anfang dieses Dramas. Schon seit 86 Jahren verbrennen die Menschen Gummi, Benzin, Bratwürste, Bier – also sehr viel Geld an und auf dem Nürburgring.
Seit 2007 wird es auch rund um die Strecke verbrannt. Der Ring, der noch dem Land Rheinland-Pfalz gehört, sollte attraktiver werden. Bunter, lustiger, lifestyliger. Und so plante der Aufsichtsrat im Eifelkaff neben der Rennstrecke eine Erlebniswelt mit Eventhallen, Kino, Achterbahn. Also allem, was bunt, lustig, lifestylig klang.
215 Millionen Euro sollte das Projekt kosten. Bis die Erlebniswelt im Juli 2009 öffnete, verschlang die Eifelbaustelle 330 Millionen Euro. Finanzminister Ingolf Deubel musste gehen, der Geschäftsführer Walter Kafitz ebenfalls. Noch bis zum Schluss glaubten beide, dass künftig eine halbe Millionen Besucher zusätzlich kommen würden. 130.000 zusätzliche Übernachtungen, 2.500 neue Arbeitsplätze. Ein Traum. Eine Blase, die platzt.
Am Ziel vorbei gebaut
Klopft man heute an die Tür dieser Gebäude, klingt es meist hohl. Unbenutzt. Kein Mensch braucht sie, kaum welche nutzen sie. Die Erlebniswelt Nürburgring ist ein gewaltiger Flop. Immerhin wurde sie im Vergleich zum Flughafen Berlin-Brandenburg, der Elbphilharmonie in Hamburg oder dem Bahnhof Stuttgart 21 bereits fertiggestellt.
Dabei ist die Basis so spannend. Die Basis heißt Nordschleife und jeder, der auf dieser Welt etwas von Autos und Sport versteht, lächelt, wenn er den Namen hört. Die Traditionsstrecke in der Eifel entstand 1925. Schon damals als strukturfördernde Maßnahme in einer dünn besiedelten Region gedacht. Eingeweiht am 18. Juni 1927, berühmt geworden mit den Mercedes-Silberpfeilen und dem Feuerunfall von Niki Lauda. Am 1. August 1976 war das. Noch immer ist der Nürburgring die längste permanente Rennstrecke der Welt und lockt Fans und Fahrer aus allen Ländern an.
Ring zu verkaufen - Zukunft unklar
„Wenn der Ring verkauft wird, ist seine Zukunft ungewiss“, sagt Michael Frison. Und der kennt sich aus. Der 47-jährige gebürtige Eifler begleitet mit seinem Blog seit zehn Jahren die Entwicklung am Nürburgring. Ähnlich wie Wilhelm Hahne warnte er schon vor Baubeginn vor dem drohenden Kollaps. Heute deckt er auf, was in den vergangenen Jahren unter den Teppich gekehrt wurde. Zum Beispiel die für das Projekt passend getricksten Zuschauerzahlen.
Jetzt wird es spannend. Der Ring hätte sich mit der Nordschleife locker allein getragen. Jetzt muss die Nordschleife als Touristenattraktion und Testgelände das Geld für den Erhalt der Betonwüste erwirtschaften. Unmöglich ist das. Gleichzeitig darf das Land Rheinland-Pfalz kein neues Geld in Form von Subventionen für den Beton-Park nachschießen. Das verbietet das EU-Recht.
Preis für alles: 100 Millionen Euro
Darum soll ein Konkursverwalter jetzt die gesamte Anlage verkaufen. Also das Tafelsilber Nordschleife mit Ringwerk, Kino und der nicht funktionierenden Achterbahn. Das ist logisch und bizarr zugleich. Denn natürlich investiert hier nur, wer die Rennstrecke bekommt. Doch was, wenn der Ring an einen reichen Chinesen verkauft wird? Bleibt er dann das Herzstück der deutschen Testkompetenz? Können dann weiter Breitensportprojekte wie die VLN dort starten? „Dann kann man den Rest von Rheinland-Pfalz ja gleich bei eBay einstellen“, sagt Michael Frison.
Bisher musste der Ring kein Geld verdienen. Sein Ziel ist laut Satzung die „Förderung des Motorsports und der Verkehrssicherheit sowie Strukturförderungen der Region“. Die Fans des Rings befürchten das Ende des Breitensports und vieler Kleinbetriebe in der Region, wenn die Nordschleife verkauft wird. Sie kämpfen mit Aktionen wie „Save The Ring“ oder dem eingetragenen Verein „Ja zum Nürburgring“ gegen einen Verkauf.
Kämpfen für den Nürburgring
Die Regierung von Land Rheinland-Pfalz verfolgt andere Interessen. Das Land steht mit 330 Millionen Euro in der Kreide, die offenen Forderungen sollen rund 500 Millionen Euro betragen. Für den Ring und das Ringsherum liegt der Verkaufspreis bei geschätzten 100 bis 150 Millionen Euro – die Differenz trägt der Steuerzahler. Ministerpräsidentin Malu Dreyer würde das Problem gerne schnell loswerden. Denn die Schuldenlast drückt.
Aktuell gibt es Verhandlungen in Brüssel, bei denen der Ex-ADAC-Präsident Otto Flimm eingebunden ist. Er ist einer der Ring-Unterstützer und versucht, die Rennstrecken aus dem Verkaufsprozess abzukoppeln. Frison selbst verliert langsam die Hoffnung: „Wenn der Ring verkauft wird, endet das katastrophal. Dann wird aus der volkseigenen Sportstätte eine Geldanlage für wenige.“ Aus der berühmtesten Rennstrecke der Welt könnte dann eine Legende werden. Eine ohne Zukunft.
Quelle: MOTOR-TALK
Kauft sich bestimmt ein Automobilkonzern als eigene Testrecke...
welches auto ist auf dem bild 7 zusehen?
Ein Artega GT
Ein Verkauf wäre konsequent, aber wohl fatal. Es gibt über das Drama schon ganze Bücher und es hilft nichts. Solange Korruption in NRW an der Tagesordnung ist, ändert sich nicht viel, unabhängig von Ring.
Kann der ADAC das Ding nicht kaufen? Ist vielleicht auch nicht optimal, aber sicher ein guter Weg.
@-Chicago-:
Ein Artega ist auf Bild 14 zu sehen. Steht ja auch drauf.
Und wem haben wir das zu verdanken? Ein paar Idioten, die den Arsch nicht voll genug bekommen konnten.
Wie Nuhr schon sagte "Wenn man keine Ahnung hat,einfach mal Fresse halten"!
Wer braucht eine verdammten Achterbahn an der Nordschleife?
Die Nordschleife ist die Achterbahn!
Bei sowas bekomm ich echt Blutdruck, als hätte man aus dem Dilema bei Hocke nichts gelernt.
Gruß Thomas
Was haben unsere korupten Jungs aus NRW, den Falsches getan? Den Rheinland-Pfalz Jungs falsche Tipps gegeben? 😕
Ich hab's aufgehört das Drama zu verfolgen, gehört der Ring, die Hotels, das Casino und die Achterbahn zusammen? Kann man keinen Teilverkauf durchdrücken?
Ich glaube nicht das hier die Lektion gelernt wurde - manchmal gibt es einfach keine Arbeitsplätze für alle auch wenn man fanatisch dran glaubt wird und Fakten über mögliche Besucherzahlen und Umsatz wegwischt und ins Positive manipuliert. Mit einem Junkie über seinen Stoff (hier Arbeitsplätze) zu sprechen dürfte sinnlos sein? Oder:
Warum wir u.a. deshalb ein bedingungsloses Grundeinkommen benötigen?
Mittlerweile sind die Trackdays und Rundentickets beirets ziemlich teuer. Wenn der Ring verkauft wird, wird es in wenigen Jahren noch um einiges teurer.
Äh ja, NRW ist nicht Rheinland-Pfalz. Mein Fehler. 😉
Mit den Bundesländern da drüben habe ich immer Probleme.
ganz deutschland ist doch mittlerweile verschuldet, warscheinlich hat sogar jedes land der welt und nahezu jede firma schulden! warum soll dann deswegen der Nürburgring daran glauben? ist ja nur ein riesiges stück rennsport-kultur, was man da mal eben zu grunde gehen lässt... ist ja nur die längste rennstrecke der welt, die hunderttausende fans jedes jahr begeistert... ''ist ja nur irgendeine asphaltierte strasse in deutschland, wofür sich ein paar verrückte besonders einsetzen, also warum nicht verkaufen?'' so denken vielleicht manche darüber. das ist mehr als traurig! wer, der ein wenig ahnung von rennsport hat, denkt denn auch bei der nordschleife/ dem nürburgring an eine achterbahn??? der ring ist der ring, kein touristenzentrum!
letzten Sonntag war es an der Nordschleife wieder mega voll + anfahren für die Motorrad fahrer (Gottesdienst) 2 stunden corso auf der Schleife. Die haben doch bestimmt genug geld da gelassen. Ansonsten brauch den "vergnügungspark" quatsch kein mensch dort, mal die menschen fragen aus der region die dort arbeiten.
Welcher Investor würde nur die defizitären Teile kaufen und das Filetstück Nürburgring links liegen lassen? Da Investoren im Gegensatz zu einigen früheren Entscheidungsträgern am Ring rechnen können, werden die nur das Komplettpaket nehmen oder aber nur das Filetstück.
ENDLICH ist das Thema mal auf Motor Talk zu finden! Danke dafür!
Ich kann hier an dieser Stelle nur den Verein "JA zum Nüburgring" empfehlen. Bin zwar kein Mitglied in dem Verein, wie ich zugeben muss, jedoch unterstütze ich deren Sache.
U.a. hat der Verein eine erfolgreiche Demo in Mainz durchgeführt und ist von der Politik mittlerweile auch zu Gesprächen herangezogen worden.
Der Verein setzt sich dafür ein, dass die Rennstrecke von den Vergnügungsanlagen getrennt wird. Denn dann kann die EU entsprechend auch Hilfestellungen für die Kulturstätte leisten.
Die Insolvenzverwalter setzen die erfolglose und teilweise kriminelle Politik der letzten Jahre fort - evtl. sogar unter Druck der Ladesregierung. Vielleicht auch nur um möglichst schnell an "deren" Geld zu kommen.
Das Ganze ist ein Skandal. Die ganze Meute sollte eigentlich vor Gericht geschleift und verurteilt werden. Kurt Beck weiß angeblich von nix, und er würde alles so machen wie er es früher getan hat <---- das hat er neulich in einem Interview behauptet.
Mir geht es nicht so sehr darum, dass die diese einzigartige Rennstrecke total verhunzt haben, sondern vielmehr, dass mit Steuergeldern solch ein Unfug getrieben wird, und alles in einer mittelgroßen Katastrophe geendet ist. Geld wurde verbrannt wie nix. Am Ende stehen die schuldigen rum wie die Deppen und winken schuldbewusst ab: "Ich weiß von nix."
Was is ledzte Preis? 😆
Spaß beiseite, anstatt den Ring, Ring sein zu lassen, mussten die ja auch eine Erlebniswelt daraus machen. Wer hat sich denn den Quatsch ausgedacht? Zum Ring kommen Autofans, das wars. Das ist kein Aufenthaltsort für den 0815 Besucher, der mit Autos und Motorsport nichts am Hut hat - die fahren in einen echten Freizeitpark. Selber Schuld, mit etwas mehr Marktanalyse, wäre man zu dem Entschluss gekommen, dass das Potential für solch einen Ausbau nicht da ist. Typisch Staatsplanung, alles zu groß, zu teuer und zu überflüssig. Gut, dass die Nordschleife jetzt privatisiert wird.