Faktencheck: Trumps Äußerungen zur deutschen Autobranche

Verkaufen die Deutschen 'Millionen von Autos' in USA?

MOTOR-TALK

verfasst am Fri May 26 14:53:54 CEST 2017

Laut US-Präsident Trump verkaufen die deutschen Autobauer "Millionen von Autos" in den USA. Faktencheck: Wie groß ist der Anteil deutscher Hersteller in USA wirklich?

BMW-Werk Spartanburg in den USA: In South Carolina befindet sich das größte Werk des Herstellers weltweit
Quelle: dpa/Picture Alliance

Berlin - US-Präsident Donald Trump hat erneut schwere Vorwürfe gegen deutsche Autohersteller erhoben. VW, BMW oder Mercedes verkauften in den USA zu viele Autos. Der "Spiegel" zitiert Trump unter Berufung auf Teilnehmer an einem Treffen mit der EU-Spitze mit den Worten: "Schauen Sie sich die Millionen von Autos an, die sie in den USA verkaufen. Fürchterlich. Wir werden das stoppen."

Schon kurz vor seinem Amtsantritt hatte der Präsident mit Strafzöllen gedroht für Autos, die aus Mexiko in die USA eingeführt werden. Damals nannte Trump konkret BMW. Nun machte Trump den zu hohen deutschen Handelsüberschuss erneut an den Autoverkäufen der Deutschen fest. Aber stimmt das? Ein Faktencheck.

Marktanteil: 7 Prozent

Insgesamt wurden 2016 auf dem US-Markt 17,5 Millionen neue Fahrzeuge verkauft, Pkw und Light Trucks. Letzteres sind etwa die beliebten Pick-ups. Nach Daten des deutschen Branchenverbandes VDA kamen die deutschen Autobauer Mercedes, BMW, VW & Co in den USA im vergangenen Jahr auf einen Gesamtabsatz von 1,33 Millionen Fahrzeugen, das war ein Rückgang von 4 Prozent.

Die deutschen Autobauer verkaufen also - auf einen Jahresabsatz bezogen - nicht "Millionen von Autos". Ihr Marktanteil in den USA insgesamt liegt bei etwas mehr als 7 Prozent.

Am erfolgreichsten auf dem US-Automarkt sind die US-Autokonzerne General Motors mit einem Marktanteil von 17,3 Prozent sowie Ford mit 14,8 Prozent. Dahinter folgen der japanische Hersteller Toyota mit einem Marktanteil von 14 Prozent, der italienisch-amerikanische Konzern Fiat Chrysler mit 12,9 Prozent sowie der japanische Autobauer Honda mit 9,3 Prozent.

Deutsche bauten 850.000 Autos in den USA

Trumps Kritik an deutschen Autoherstellern ist angreifbar - zielt aber auf ein Problem, das auch die EU-Partner vermehrt gegenüber Deutschland zum Ausdruck bringen: Der Handelsüberschuss ist nicht nur den Amerikanern zu hoch
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Während die VW-Töchter Audi und Porsche 2016 in den USA wuchsen, verzeichneten BMW sowie die Marke VW - vom Abgasskandal gebeutelt - ein Minus. Bei Daimler gab es ein Mini-Plus. Stark sind die deutschen Hersteller vor allem im Oberklasse-Segment, hier lag ihr Marktanteil in den USA 2016 nach VDA-Daten bei mehr als 40 Prozent. Diese Fahrzeuge werfen besonders hohe Margen ab.

Die deutschen Autobauer mit Werken in den USA wie BMW, Daimler und VW produzierten im vergangenen Jahr rund 850.000 Autos in den USA. Seit 2009 ist die Produktion demnach vervierfacht worden. Nur 41 Prozent der in den USA gebauten Fahrzeuge werden aber laut VDA in den Vereinigten Staaten verkauft, jeweils etwa ein Viertel geht nach Europa und Asien.

Kritik auch aus Europa

Die Realität ist also komplex. Bei einer früheren Reise in die USA wies BMW-Chef Harald Krüger darauf hin, dass sich die größte BMW-Fabrik weltweit in Spartanburg, im US-Bundesstaat South Carolina, befindet. BMW produziert dort für den Weltmarkt seine SUV-Baureihen und ist nach eigenen Angaben der größte Expoteur von Autos aus den USA.

Noch ein Faktor trägt zur Komplexität bei: Die US-Autokonzerne sorgen selbst für einen hohen Import-Anteil bei Fahrzeugen und Zulieferteilen. "Cars.com" kürt jährlich das US-Auto mit dem höchsten inländischen Wertschöpfungsanteil. Gewinner im Vorjahr war wieder einmal der Toyota Camry.

Unabhängig davon wird Deutschlands Handelsüberschuss nicht nur aus den USA kritisiert. Der EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker stimmte Trumps Äußerungen der Sache nach zu. Auch Frankreichs neuer Präsident Emmanuel Macron hatte sich ähnlich geäußert. (bmt)

Quelle: m. Material v. dpa