Elon Musk wehrt sich gegen Fahrbericht

Tesla vs. NY Times

Björn Tolksdorf

verfasst am Thu Feb 14 18:37:32 CET 2013

Teslas CEO Elon Musk klagt an: Die New York Times lügt. Beim Model S-Fahrbericht soll massiv betrogen worden sein. Ein Shitstorm der etwas anderen Art.

Palo Alto - Ein "Shitstorm" bezeichnet massenhafte, öffentliche Wutbekundungen gegen eine Aussage, ein Unternehmen, gegen irgendetwas, dass eine Masse von Menschen erst erregt und dann bewegt.

Ungewöhnlich und vielleicht ähnlich innovativ wie die Autos, die sein Unternehmen verkauft, ist der persönliche Shitstorm, den Tesla-Boss Elon Musk gegen die altehrwürdige New York entfesselt.

Der Chef des kalifornischen Elektroauto-Herstellers Tesla Motors wehrt sich im Internet wütend gegen einen Fahrbericht seines Tesla Model S in der weltweit beachteten Zeitung. Elon Musk klagt an: Die New York Times lügt.

Was war passiert?

Am 8. Februar 2013 erscheint in der New York Times ein Fahrbericht des Journalisten John Broder. Broder will das Model S und Teslas neue „Supercharger“ Ladestationen an der Ostküste testen, entlang der Interstate 95 zwischen Washington und Boston. Er plant Ladestopps in Newark und Milford, zwischen den Stationen liegen etwa 200 Meilen. Deutlich weniger als die 265 Meilen Reichweite, die die US-Umweltbehörde dem Tesla Model S bescheinigt. Unter Idealbedingungen soll das Fahrzeug in der 85 kW-Version sogar 300 Meilen (482 km) schaffen.

Zunächst fährt alles gut. Broder rollt mit vollen Batterien in Washington los, erreicht die Ladestation in Newark mit halb gefülltem Energiespeicher.

Broder entwickelt Reichweitenangst

Nach kurzer Zeit fährt er frisch geladen weiter. Dann bemerkt der Testfahrer, dass die prognostizierte Restreichweite schneller fällt, als er Meilen zurücklegt. Nach 68 Meilen ist die Reichweite um 85 Meilen gesunken. Broder entwickelt Reichweitenangst, reduziert die Geschwindigkeit und die Leistung der Klimaanlage. 20 Meilen vor Milford mag der Tesla nur noch 10 Meilen Reichweite weit fahren, mit mächtig Muffensausen erreicht Broder die Station.

Am nächsten Tag möchte der Journalist die Fahrt fortsetzen. Nach einer kalten Nacht verringert sich die prognostizierte Restreichweite von 46 auf 15 Meilen, an einer nah gelegenen Ladestation versucht Broder, nachzuladen. Leider, sagt er, erreicht der Tesla nun nicht mehr die für die Etappe nötige Reichweite. Die Stromaufnahme scheint unter der kalten Nacht gelitten zu haben.

Software-Problem?

Nach einigen Versuchen, eine nähergelegene Ladestation anzufahren, der Gau: „Das Auto schaltet sich ab“, informiert ihn der Computer. Broder ruft einen Abschleppdienst. Tesla startet den Versuch einer Erklärung, räumt dem Journalisten gegenüber u. a. Software-Probleme ein.

Musk: Nie eine faire Chance

Soweit die Version des New-York-Times-Reporters John Broder. Tesla-CEO Elon Musk hat eine völlig andere. Elon Musk bezichtigt Broder der Manipulation und der tendenziösen Berichterstattung. Sein Auto habe nie eine faire Chance gehabt. Musk schreibt: Seit einer negativen Erfahrung mit dem Fernsehmagazin „Top Gear“ werde jede Medien-Testfahrt elektronisch überwacht und ausgewertet.

Das Ergebnis entlarvt Tesla zufolge den Journalisten Broder als üblen Schummler. Dem Auto sei nie die Energie ausgegangen. Broder habe auch nie, wie behauptet, seine Höchstgeschwindigkeit auf 85 km/h gedrosselt, oder die Leistung seiner Klimaanlage reduziert. Im Gegenteil habe er diese aufgedreht. Außerdem soll John Broder, anstatt das Auto aufzuladen, auf einem kleinen Parkplatz über eine halbe Meile im Kreis gefahren sein.

Elon Musk ärgert sich: Man habe die New York Times für fair und überparteilich gehalten, und sich im Vorfeld nicht Broders ältere Artikel durchgelesen. Der Journalist hatte Elektroautos schon früher als eine „Mischung aus übertriebenen Erwartungen, technischen Flops und hohen Kosten“ bezeichnet.

Für Elon Musk ist der Fall klar: Als die Fakten nicht zu Broders Meinung passten, änderte er die Fakten. Und beschädigte so Teslas Geschäftsgrundlage: Der kalifornische Autobauer wirbt schließlich damit, dass seine Fahrzeuge und die „Supercharger“-Stationen absolut alltagstauglich sind.

Quelle: New York Times; Tesla Motors