Elektromobilität: Nahverkehr gegen Dobrindt-Pläne

Nicht auf meiner Busspur

Björn Tolksdorf

verfasst am Thu Jul 03 12:52:16 CEST 2014

Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt möchte Busspuren in den Städten für Elektroautos freigeben. Die Nahverkehrsbetreiber finden das nicht lustig.

Elektroautos auf Busspuren? Diesen Plan von Verkehrsminister Dobrindt finden städtische Nahverkehrsbetriebe gar nicht gut
Quelle: dpa/Picture Alliance

München - Zur Förderung der Elektromobilität plant Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt verschiedene Privilegien für Elektroautos. So möchte er ihnen etwa das Vorbeifahren am Stau auf der Busspur erlauben. Anderswo gibt es das schon, zum Beispiel in Norwegens Hauptstadt Oslo.

Und bei uns? Nach Informationen der "Süddeutschen Zeitung" (SZ) laufen örtliche Nahverkehrsbetriebe Sturm gegen die geplante Zweckentfremdung ihrer Busspuren. Die Zeitung zitiert Sigrid Nikutta, Chefin der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG): Elektroautos stünden im Stau und bräuchten Parkplätze. In Berlin gebe es viele Staus und wenig Parkplätze. Deshalb seien Elektroautos keine Lösung für Berlins Verkehrsprobleme, schon gar nicht, wenn sie zusätzlich zu Taxis und Fahrrädern auf den Busspuren fahren dürfen.

Sigrid Nikutta, Chefin der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG), sagt: In Berlin gibt es viel Stau und wenig Parkplätze. E-Autos können diese Probleme nicht lösen
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Auch in München hat Dobrindt keine Fans bei den Verkehrsbetrieben. Die SZ zitiert Herbert König von der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG): Von 22 Kilometern Busspur kämen überhaupt nur 1,7 Kilometer für Elektroautos in Frage. Auf denen führen bereits 18 Buslinien, mit einem Durchschnittstempo von 20 Kilometern pro Stunde.

Kommunen sollen entscheiden

Beschützen die Bosse der Busse nur ihre Pfründe? Ja, aber sie haben gute Argumente: In München legen die Bürger 30 Prozent aller Wege mit dem öffentlichen Nahverkehr zurück, und davon "80 Prozent mit elektrisch betriebenen Verkehrsmitteln", sagt König. Seine Befürchtung: Sollten E-Autos die Busspuren verstopfen, wird der Nahverkehr langsamer und damit unattraktiver. Und das wäre insgesamt schlecht für die Umweltbilanz des Stadtverkehrs.

Die Bundesregierung sieht in diesen Einwänden kein Problem. Die Kommunen sollen selbst entscheiden, ob sie die Busspuren für E-Autos öffnen wollen oder nicht, heißt es aus dem Verkehrsministerium. Und die Kommunen werden wohl vorher mit ihren Verkehrsbetrieben sprechen. Oder?

Auch in München ist man wenig begeistert: Es gebe nur 1,7 Kilometer geeignete Busspuren
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Sigrid Nikutta, Chefin der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG), sagt: In Berlin gibt es viel Stau und wenig Parkplätze. E-Autos können diese Probleme nicht lösen
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Rush Hour in Oslo: Auf der Busspur sparen Elektromobilisten viel Zeit
Quelle: ECU/Victor Jaeger
Elektroautos auf Busspuren? Diesen Plan von Verkehrsminister Dobrindt finden städtische Nahverkehrsbetriebe gar nicht gut

Quelle: Süddeutsche Zeitung