Opel Monza A2 3.0 E (1983): mobile.de Fundstück, Ratgeber

Monza: Opels letzter Gran Turismo

MOTOR-TALK

verfasst am Sat Oct 06 08:41:24 CEST 2018

Hinter manchem Inserat verbergen sich besondere Fundstücke. Einige davon stellen wir Euch auf MOTOR-TALK vor. Diesmal ein Opel Monza 3.0E in seltenem augenscheinlich rostfreiem Zustand.

Was ist die Steigerung zum Opel Manta? Opel Monza! Das große Coupé regt noch immer die Fantasie der Opel-Fans an
Quelle: Haiko Prengel für mobile.de

Von Haiko Prengel

Berlin – In manchem modernen Auto gibt es Soundsysteme, damit der Motor nach etwas klingt. Ein Opel Monza hat solche Spielereien nicht nötig. Einmal am Zündschlüssel gedreht, und der alte Reihen-Sechszylinder säuselt herrlich drauf los. „Der Sound ist grandios“, schwärmt Jörg Landgraf.

Für herrliche Klangerlebnisse muss man also nicht unbedingt die Berliner Philharmonie besuchen. Man kann auch zu Landgrafs Werkstatt im Stadtteil Marzahn fahren. Dort bietet der Kfz-Meister, unweit der Allee der Kosmonauten, einen Opel Monza von 1983 an. Und der klingt nicht nur prima, er sieht auch schön aus.

Viel Oldtimer für wenig Geld: Im Vergleich zu zeitgenössischen Coupés von BMW oder Mercedes gibt es den Monza noch immer für relativ wenige Euro
Quelle: Haiko Prengel für mobile.de
Was als Erstes positiv auffällt: Im Gegenteil zu den meisten anderen Autos dieser Zeit zeigt der hellblaue Monza auf den ersten Blick keine Spuren von Korrosion. „Der ist komplett rostfrei“, versichert der Verkäufer. Tatsächlich scheinen Schweller, Radläufe, Endspitzen und Türunterkanten – sonst alles anfällige Stellen beim Monza – sauber zu sein. Ein dicker Pluspunkt für einen alten Opel.

Vier Zylinder? Nur in Krisenzeiten

40 Jahre ist es her, dass Opel sein großes Sportcoupé auf den Markt brachte. Der schmucke Dreitürer war von der weitgehend baugleichen Limousine Senator abgeleitet, die ebenfalls 1978 erschien. Damals wollte der Rüsselsheimer Hersteller sich nichts vorwerfen lassen: Bis zum Facelift 1982 gab es beide Modelle ausschließlich mit Reihensechszylinder-Motoren. Topmodell war ein Dreiliter-Aggregat mit 180 PS. Das war damals in der oberen Mittelklasse eine echte Ansage.

Ende 1982 erhielt die Baureihe ein umfangreiches Facelift. Dazu gehörten weiße Blinklichter, veränderte Stoßstangen und eine veränderte Motorhaube samt Kühlergrill. Zudem waren Senator und Monza fortan auch mit sparsamen Vierzylinder-Motoren erhältlich. Das war eine Reaktion auf die Energiekrise Ende der Siebziger Jahre.

Der Berliner Monza ist ein Vertreter der zweiten Generation A2, allerdings mit standesgemäßer Dreiliter-Maschine. Das betagte Aggregat zickt auch nach längerer Standzeit nicht herum. Zur spontanen Probefahrt brummt die Maschine sofort los, wie man es von den legendären Grauguss-Aggregaten erwartet. Sie genießen den Ruf der Unzerstörbarkeit.

Nur einer überlebte

Mit dem großen Kofferraum ist der Monza durchaus alltagstauglich. Die Stoßdämpfer der Heckklappe geben im Alter gerne den Geist auf, bei diesem Monza funktionieren sie gut
Quelle: Haiko Prengel für mobile.de
Senator und Monza begeisterten die Fachpresse damals außerdem mit dem brillanten Fahrwerk. Die Einzelradaufhängung an der Hinterachse war vor 40 Jahren noch alles andere als Standard. Auch die Ausstattung konnte sich in den gehobenen Versionen (CD beim Senator, C bzw. GSE beim Monza) sehen lassen. In diesem Monza stecken zum Beispiel edle Velourssitze, Bordcomputer und Stahlschiebedach. Die Wollknäuel-Felgen sind neu bereift.

Verkäufer Jörg Landgraf übernahm den Wagen von einem guten Bekannten. Der ist Alt-Opel-Fan und besaß zwischenzeitlich zwei Monza und einen Senator. Das mündete in einem Umbau, den nur ein Fahrzeug überlebte: Es war ein Monza 2,5E, der die beste Karosse aufwies. In diesen Wagen verpflanzte der Vorbesitzer den Dreiliter-Motor aus einem 3,0E. Der Senator indes wurde komplett zerlegt und ergänzte das üppige Ersatzteillager.

Den neu augebauten Monza ließ der Vorbesitzer noch neu lackieren, dann wurde das Auto erst einmal für zehn Jahre in einer Garage abgestellt. Weil er nicht noch länger herumstehen sollte, wurde der alte Opel dann vor kurzem aus seinem Dornröschenschlaf geholt und in die Werkstatt von Jörg Landgraf gebracht.

Letzter "Ober-Opel"

Der Kfz-Meister beseitigte alle Standschäden. Bremsen, Kraftstoff- und Hydraulikleitungen, Betriebsflüssigkeiten – alles sei neu, sagt Landgraf. „Der Motor läuft einwandfrei, Getriebe und Kupplung sind in Bestzustand. Kein Ölverlust , kein Rost.“ Allerdings wurden die Federbeindome schon einmal geschweißt – noch so eine neuralgische Schwachstelle bei Monza und Senator.

Rissige Armaturenbretter sind ebenfalls eine Schwäche der Baureihe. Auch hier ist der Berliner Monza sauber
Quelle: Haiko Prengel für mobile.de
Die Laufleistung von 98.728 Kilometern auf dem Tacho erscheint angesichts des guten Zustands der Karosserie und der gepflegten Velourssitze glaubwürdig. Auch der nachträglich eingebaute Dreiliter-Motor soll in etwa so viele Kilometer gelaufen sein. Was gut ist: Zum Auto gibt es noch einige Kisten Ersatzteile von den beiden Schlachtautos dazu. Auch das ist ein Pluspunkt, denn die Teilelage für Senator und Monza wird nicht besser.

„Der letzte Ober-Opel“ schrieb „Auto Bild Klassik“ über den Opel Monza mit der großen Dreiliter-Maschine. In Berlin wartet einer der wenigen verbliebenen Oberklasse-Klassiker auf seinen zweiten Frühling. „Das Auto macht richtig Spaß“, versichert Kfz-Meister Landgraf, der den Monza zwei Wochen lang selbst im Alltag testete. Nun soll der Wagen in Liebhaber-Hände kommen, denn Landgraf ist eigentlich BMW-Fan. Beim Preis zeigt sich der Berliner - vielleicht auch deshalb - verhandlungsbereit.

Weiterlesen:

Opel Monza im Fahrbericht

Opel Monza und Senator: Geschichte

Opel Monza bei mobile.de finden

Technische Daten Opel Monza A2 3.0 E (1982-1986)

  • Motor: Reihensechszylinder-Benziner
  • Hubraum: 2.969 cm³
  • Leistung: 180 PS (132 kW)
  • Getriebe: Fünfgang-Schaltgetriebe
  • 0-100 km/h: 8,5 s
  • Höchstgeschwindigkeit: 215 km/h
  • Verbrauch: ca. 14 l/100 km
  • Leergewicht: 1.370 kg
  • Länge: 4,320 m
  • Breite: 1,735 m
  • Höhe: 1,275 m
  • Radstand: 2,668 m
Für viele gilt der Opel Monza heute als eines der gelungensten Coupés der Siebziger- und Achtzigerjahre
Quelle: Haiko Prengel für mobile.de
Die Ersatzteilesituation könnte besser sein, die Alt-Opel-Szene ist aber rührig und kann oft weiterhelfen
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Viel Oldtimer für wenig Geld: Im Vergleich zu zeitgenössischen Coupés von BMW oder Mercedes gibt es den Monza noch immer für relativ wenige Euro
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Mit dem großen Kofferraum ist der Monza durchaus alltagstauglich. Die Stoßdämpfer der Heckklappe geben im Alter gerne den Geist auf, bei diesem Monza funktionieren sie gut
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Der Grauguss-Reihensechszylinder macht selten Probleme. Bei normaler Pflege halten die Aggregate ewig
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Die Heckklappe ist gecleant, ein Monza-Typenschild lässt sich aber relativ leicht bei eBay auftreiben
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Auch im Fond kann man es sich auf den Velourssitzen gemütlich machen. Leider fehlen Kopfstützen
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So sahen Bordcomputer vor 35 Jahren aus
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Opel Monza
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Schweller kann man notfalls schweißen, aber saubere Längsträger sind natürlich besser
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Velourssitze sind etwas Feines im edlen Monza. In der Basisausführung gab es nur simplen Stoff
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Standard-Alufelgen waren bei Monza und Senator war das sogenannte Wollknäuel-Design
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Rissige Armaturenbretter sind ebenfalls eine Schwäche der Baureihe. Auch hier ist der Berliner Monza sauber
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Der leicht angerostete Endtopf könnte noch der Erste sein
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Tourt ganz schön hoch: Der Drehzahlmesser reicht bis 7.000 Umdrehungen
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Als Opel noch in der Oberklasse mitmischte: Der Monza erinnert an die besten Zeiten des Rüsselsheimer Herstellers
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Die Federbeindome gehören zu den größten Schwachstellen bei Monza und Senator. Auch dieser Wagen musste hier schon geschweißt werden
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GM statt PSA: Zu den Extras gehört auch eine Anhängevorrichtung
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Herrlich oldschool: Das Schiebedach wird klassisch mit der Chromkurbel geöffnet
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Nicht nur um den Tankdeckel, auch der Tank selber kann rosten. Hier scheint aber alles in Ordnung zu sein
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Als Schalter sind Monza und Senator bei Alt-Opel-Fans besonders begehrt. Das Fünfgang-Schaltgetriebe erlaubt sportlicheres Fahren als die gemächliche Automatik
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Wer bei Monza und Senator die Türunterkanten inspiziert, stößt oft auf Blätterteig. Beim 3.0E aus Berlin nicht
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