Mercedes SLK und SLC R172 (2016): Vergleich, Test

Lohnt sich das "C" am kleinen Roadster?

Constantin Bergander

verfasst am Sat Aug 27 10:38:45 CEST 2016

Der gemopfte SLK heißt SLC, ändert sich aber sonst kaum. Lohnt sich der neue Roadster trotzdem? Wir haben gemeinsam mit einem großen Fan beide Autos verglichen.

SLK in Schwarz, SLC in Blau: Der kleine Mercedes-Roadster vor und nach dem Facelift
Quelle: MOTOR-TALK

Berlin – Jochen hat sich längst entschieden. Er ist SLK-Fan seit dem ersten Modell, aktuell fährt er seinen vierten Mercedes-Roadster. Der fünfte kommt im Oktober 2016. Dann bringt der 53-jährige seinen Mercedes SLK 200 zum Händler und fährt mit einem SLC 200 wieder nach Hause. Immer den neuesten haben, ein exklusives Hobby. Schließlich bedeutet es: etwa alle drei Jahre ein neues Auto.

Bisher war es das wert, findet Jochen. Deshalb hat er den SLC bestellt, bevor er ihn Probe fahren konnte. Nach drei Tagen mit dem Facelift-Testwagen der MOTOR-TALK-Redaktion will er aber nochmal mit seinem Verkäufer reden. „Der projiziert einen Mercedes-Stern auf den Boden, wenn man einsteigt“, strahlt er. „Das will ich auch haben.“ Manchmal sind es eben die kleinen Dinge, an denen man den Fan erkennt.

Neue Heckschürze am Mercedes SLC: Die Endrohrblenden sind bündig eingefasst
Quelle: MOTOR-TALK

Mercedes SLC: Facelift-Modell mit neuem Namen

Insgesamt ändert sich wenig am kleinen Roadster. Eine Modellpflege eben: Ein neues Basismodell, weniger Zylinder in der Spitzenmotorisierung. Dazu ein neues Navigationssystem, schöne Augen, große Schürzen und ein überarbeiteter Kühlergrill. Technisch ist der Roadster nach wie vor eng mit der mittlerweile ersetzten Mercedes C-Klasse W204 verwandt. Seine Antriebe stammen aber aus dem aktuellen Modell.

Jochen runzelt die Stirn. Im direkten Vergleich findet er seinen SLK schöner. Mit dem neuen Grill mag er sich nicht anfreunden und die tiefere Frontschürze verträgt sich nicht mit den Bordsteinen in seiner Straße. Beim Testauto kommt noch ein Sportfahrwerk mit einem Zentimeter Tieferlegung hinzu. „Das ist schon mit meinem knapp. Den Neuen würde ich nicht mehr vorwärts einparken.“

Am Kofferraum ändert sich mit der Modellpflege nichts. Mit offenem Dach passen 225 Liter Ladung in die Luke, bei geschlossenem Verdeck immerhin 335 Liter. Damit liegen SLK und SLC irgendwo zwischen Klein- und Kompaktwagen – und bieten genug Platz für Jochens Bassgitarre.

Optisch ginge der SLC auch als hohe Ausstattungslinie des SLK durch
Quelle: MOTOR-TALK

Neue Funktionen am elektrischen Blechdach

An anderer Stelle modernisiert Mercedes den Kofferraum. Der SLK öffnet sein Dach nur, wenn eine manuell betätigte Kofferraumabtrennung in der passenden Position sitzt. Mercedes wollte damit verhindern, dass sich das eingeklappte Dach an der Ladung stößt. Im SLC schiebt sich die Abtrennung selbstständig nach unten, wenn kein Hindernis im Weg liegt – und das passende Extra bezahlt wurde („Komfortbedienung des Variodachs“, 226,10 Euro).

Das Dach bekommt ebenfalls ein Update. Bisher ließ es sich nur im Stand öffnen und schließen. Auch beim SLC lässt sich die Betätigung des Dachs nur im Stand starten. Während die Mechanik arbeitet, erlaubt die Software aber das Losfahren - und Geschwindigkeiten bis zu 40 km/h. Der komplette Vorgang dauert weiterhin 20 Sekunden.

Den Innenraum hat Mercedes in Details überarbeitet. Der SLC bekommt den kleinen Schalthebel des Mercedes SL und ein moderneres Infotainmentsystem. Die Mittelkonsole bleibt fast gleich. Jochen stellte allerdings bei der Bedienung des Zahlenfeldes im SLC eine Verzögerung fest.

Bei der Sitzverstellung berücksichtigt der SLC den Raum hinter der Rückenlehne. Wenn die Sitzfläche zurückfährt, stellt sich die Lehne ab einem gewissen Punkt gerader, um nicht hinten anzustoßen. Das Leder des Facelift-Modells knarzte trotzdem bei einigen Gelegenheiten unschön an der Rückwand der Fahrgastzelle. In Jochens SLK gibt es diese Geräusche nicht, trotz gleicher Sitzform und Kontakten mit der Rückwand.

Im Mercedes SLC gibt es serienmäßig Halogen-Scheinwerfer. Adaptives LED-Licht kostet 1.558,90 Euro
Quelle: MOTOR-TALK

Zwei neue Motoren zur Modellpflege

Die wichtigsten technischen Neuerungen im Roadster führte Mercedes bereits vor der Modellpflege ein. Die Euro-5-Motoren liefen Anfang 2015 aus, ihre Nachfolger und die Neungang-Automatik sind seit fast eineinhalb Jahren auf dem Markt. Wirklich neu sind nur Einstiegsmotorisierung (SLC 180) und Topmodell (AMG SLC 43).

Trotzdem ändert sich für Jochen einiges. In seinem frühen SLK arbeitet noch ein 1,8-Liter-Vierzylinder mit 184 PS und 270 Newtonmetern Drehmoment, gekoppelt an eine Siebengang-Automatik. Sein zukünftiges Auto fährt mit einem 2,0-Liter-Turbobenziner und zwei zusätzlichen Gängen im Getriebe. Auf dem Papier soll der Verbrauch um 0,4 Liter pro 100 Kilometer sinken. Beschleunigung und Höchstgeschwindigkeit ändern sich nicht spürbar.

Für uns hat Jochen den nächststärkeren Benziner ausprobiert: Im SLC 300 leistet ein 2,0-Liter-Vierzylinder 245 PS und 370 Newtonmeter. Der brummt tiefer und lauter aus dem Auspuff als Jochens SLK, dröhnt auf Dauer aber unangenehm. Außerdem schiebt er spürbar flotter an. Jochen bleibt trotzdem lieber bei seinem 200er. „Für mich reicht der, mehr PS brauche ich nicht.“ Der 180er sei ihm jedoch zu klein.

Neuer Grill im SLC: Mercedes nennt das Teil "Diamantgrill"
Quelle: MOTOR-TALK

Kleiner Roadster mit großem Kofferraum

Der SLC lässt den SLK nicht alt aussehen. Trotzdem gibt es einige neue Funktionen, zum Beispiel Fahrmodi und ein adaptives Fahrwerk. Mit dem Modellwechsel sinkt der Einstiegspreis des kleinen Mercedes-Roadsters auf 34.926,50 Euro. Grund ist ein neuer Basisbenziner mit 156 PS. Der 200er kostet inklusive Neungang-Automatik (2.499 Euro Aufpreis) 42.304,50 Euro, zuzüglich Extras. Unmittelbar vor dem Modellwechsel kostete das gleiche Auto als SLK laut Liste 42.084,35 Euro.

Und insgesamt, Jochen? Lohnt sich das Facelift-Modell? „Eigentlich würde ich meinen SLK noch ein paar Jahre fahren“, fasst er zusammen. „Aber mein Vertrag läuft aus. Und eine Alternative gibt es aktuell für mich nicht.“ Jochen mag kleine Stahldach-Roadster mit genug Platz im Kofferraum.

„Einiges gefällt mir am SLC sehr gut, zum Beispiel die schnelle Automatik. Auf die Assistenzsysteme könnte ich verzichten“, sagt Jochen. Ärgerlich: Zum Modellwechsel tauscht Mercedes die Position von Blinker- und Tempomathebel. Jochen hatte bei der Testfahrt Probleme, sich daran zu gewöhnen. Immerhin bleibt der Automatikwählhebel auf der Mittelkonsole. „Da gehört er hin“, findet er.

Mercedes SLK 200 und Mercedes SLC 300: Technische Daten

ModellMercedes SLK 200 (2012)Mercedes SLC 300 (2016)
Motor1,8-Liter-Turbobenziner2,0-Liter-Turbobenziner
Leistung184 PS245 PS
Drehmoment270 Newtonmeter370 Newtonmeter
GetriebeSiebengang-WandlerautomatikNeungang-Wandlerautomatik
Höchstgeschwindigkeit240 km/h250 km/h
Beschleunigung7,0 s5,8 s
Verbrauch (NEFZ)6,1 – 6,5 l/100 km6,0 l/100 km
Verbrauch8 – 10 l10,8 l
Länge4,13 m4,13 m
Breite1,81 m1,81 m
Höhe1,3 m1,3 m
Basispreis38.675 Euro (2012)46.380 Euro (2016)
SLK-Fan Jochen und MT-Redakteur Constantin an Mercedes SLK und SLC
Quelle: MOTOR-TALK
Neues Heck am SLC: Lampen und Schürzen wurden überarbeitet
Quelle: MOTOR-TALK
Vor allem Vierzylinder: Links der alte 1,8-Liter-Turbobenziner im SLK. Rechts der neue 2,0-Liter-Vierzylinder im SLC
Quelle: MOTOR-TALK
Weniger Bodenfreiheit im SLC: Die Schürze baut tiefer. Außerdem steckt im Fotoauto ein Sportfahrwerk
Quelle: MOTOR-TALK
Optisch ginge der SLC auch als hohe Ausstattungslinie des SLK durch
Quelle: MOTOR-TALK
Neue Heckschürze am Mercedes SLC: Die Endrohrblenden sind bündig eingefasst
Quelle: MOTOR-TALK
Mercedes SLC 300 mit "Fahrdynamik-Paket" inklusive Tieferlegung
Quelle: MOTOR-TALK
Mercedes SLK 200 mit Serienfahrwerk
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Im Mercedes SLC gibt es serienmäßig Halogen-Scheinwerfer. Adaptives LED-Licht kostet 1.558,90 Euro
Quelle: MOTOR-TALK
Jochens Mercedes SLK mit Halogen-Licht. Xenon gab es gegen Aufpreis
Quelle: MOTOR-TALK
Der Neue: Frische Details am Hintern
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Ähnliche Schürze, andere Abgasendrohre
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Das Keyless-Go-System kostet beim SLC 856,80 Euro
Quelle: MOTOR-TALK
Ein paar Kratzer nach fast vier Jahren: Jochen fährt seinen SLK im Alltag
Quelle: MOTOR-TALK
Neuer Grill im SLC: Mercedes nennt das Teil "Diamantgrill"
Quelle: MOTOR-TALK
Der Innenraum des Mercedes SLC: Neuer Schalthebel, neues Navi, Sitzbedienung an der Tür
Quelle: MOTOR-TALK
Zum Vergleich der SLK: Gleiche Aufteilung, aber in Details anders
Quelle: MOTOR-TALK
Die Sitzverstellung wird im SLC intelligenter
Quelle: MOTOR-TALK
Blick in den SLK: Die Sitze werden beim neueren Modell übernommen
Quelle: MOTOR-TALK
Mercedes SLC: Armaturenbrett
Quelle: MOTOR-TALK
Mercedes SLK: Armaturenbrett
Quelle: MOTOR-TALK
Der Automatik-Wählhebel stammt vom Mercedes SL
Quelle: MOTOR-TALK
Im SLK: Automatik-Wählhebel mit echter Gasse
Quelle: MOTOR-TALK
Hier wird es komisch: Zum Modellwechsel...
Quelle: MOTOR-TALK
... tauschen Blinker- und Tempomathebel die Position
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Serienmäßiges Farbdisplay im SLC-Tacho
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Monochromes Display im SLK 200. Ein Farbdisplay gab es nur für größere Motoren
Quelle: MOTOR-TALK
Der Navi-Vergleich: Aktuelle Bedienoberfläche im SLC
Quelle: MOTOR-TALK
In Jochens SLK gibt es die gleiche Oberfläche wie in der alten C-klasse
Quelle: MOTOR-TALK
Jochen ärgert sich: Das Tastenfeld im neuen SLC reagiert nur mit Verzögerung
Quelle: MOTOR-TALK
Die Antenne auf dem Heckdeckel des SLC gehört zum Komfort-Telefonie-Paket. Das gab es im SLK auch
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Das elektrische Dach: Öffnen und Schließen in je 20 Sekunden
Quelle: MOTOR-TALK
Roadster-Kofferraum bei geöffnetem Dach. An der Größe ändert sich nichts. Der SLC bewegt die Trennwand automatisch
Quelle: MOTOR-TALK
Maximaler Platz: 335 Liter in SLK und SLC
Quelle: MOTOR-TALK
Für Jochen gewinnt optisch der SLK. Der SLC hat ebenfalls seine Reize
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Der auf den Boden projizierte Mercedes-Stern hat es Jochen angetan. Er will das Extra noch nachordern
Quelle: MOTOR-TALK