Deutschland fährt seine Verkehrswege auf Verschleiß

Investitionen wurden jahrelang verschleppt

verfasst am Thu Aug 14 14:10:20 CEST 2014

Das Transitland Deutschland und seine Lebensadern, die Verkehrswege, leiden schon seit Jahren unter einem Sanierungsstau. Experten warnen und fordern endlich ein Eingreifen.

39.000 Fernstraßenbrücken in Deutschland sind älter als 40 Jahre
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Berlin - Deutschland besitzt eines der am besten ausgebauten Verkehrssysteme in Europa. 12.900 km Autobahnen, 39.600 km Bundesstraßen und 178.000 km Kreis- und Landesstraßen spannen sich über die Bundesrepublik. Eigentlich könnte die Nation der großen Autohersteller mit breiter Brust auftreten. Doch ein Blick hinter die Fassade, lässt einige Zweifel offen.

Sanierung kommt vor Neubau

Schlaglochstrecken wie beim Freestyle-Skiing, marode Brücken und quälend lange Baustellen holen den Autofahrer schnell auf den Boden der Tatsachen zurück. Allein 39.000 Fernstraßenbrücken sind

Um Schlaglochpisten und marode Brücken in Deutschland zu sanieren, werden zusätzliche Geldquellen gesucht
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älter als 40 Jahre. Die Folge: Tempolimits, Gewichtbeschränkung und schlussendlich Sperrung.

Alexander Dobrindt, will eigens eine Milliarde Euro einsetzen um den Sanierungsaufschub abzubauen, 400 Millionen Euro mehr als ursprünglich geplant. Vor allem der Erhalt und die Sanierung sollen bei zukünftigen Auftragsvergaben vor dem Aus- und Neubau stehen. Geplante "Luftschlösser" der Länder werden hinten angestellt. Für bedeutsame Lückenschlüsse sollen 80 Prozent der Neu- und Ausbaumittel ausgegeben werden.

Der Präsident des Bundesverbands der Deutschen Industrie Ulrich Grillo warnt eindringlich: "Wir sind dabei unsere Verkehrsinfrastruktur zu ruinieren." Das deutsche Verkehrssystem, ein Wirtschaftsfaktor und vor allem ein stattliches volkswirtschaftliches Vermögen leidet unter einem Sanierungsstau. Nach einer einfachen und soliden Kaufmannsrechnung wären für den Erhalt des Netzes ( Land, Wasser, Schiene) rund 20 Milliarden Euro jährlich nötig, erklärt das Deutsche Verkehrsforum.

Knappe Mittel müssen sparsam eingesetzt werden

Viele Bürger bemängeln zunehmend die Effizienz der eingesetzten Mittel. Prestigeprojekte haben für Politiker größeren öffentlichen Wert und erhalten deshalb den Vorzug vor dringend benötigten

Im Bund wird ein Bonus- und Malussystem für den fristgerechten Ausbau diskutiert
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Sanierungen.

Viele Kommunen und Länder denken bei den vom Bund finanzierten Verkehrsprojekten erst an sich und nicht an die Bedeutung für das Gesamtnetz. Auch die für Bauprojekte taxierten Kosten- und Terminpläne laufen immer wieder aus dem veranschlagten Rahmen. Doch mittlerweile wird schon über ein Bonus- und Malussystem, wie bei der Erweiterung der A100 vor Berlin, diskutiert.

Derweil versucht Verkehrsminister Alexander Dobrindt mit allerlei Ideenreichtum Geld in die leeren Kassen des Bundesverkehrsministerium zu spülen. Da wären zum einen die anstehende Pkw-Maut, umstritten und unter europäischen Gleichstellungsgesichtpunkten schwierig zu verwirklichen.

Dennoch, selbstbewusst sieht Dobrindt die Erfolgsaussichten der Maut schon bei "über 100 Prozent". Zum anderen wird die LKW-Maut, die bisher nur auf Autobahnen und großen Bundesstraßen einkassiert wurde, weiter ausgedehnt. Eine mögliche Übernahme des Maut-Betreibers Toll Collect durch den Bund ist dabei nicht auszuschließen.

Verkehrswege - Lebensader unseres Transitlandes

Verkehrsexperten warnen schon seit Langem, mehr Geld in die Lebensadern des Transitlandes Deutschland zu stecken. Die Koalition hat die Verkehrswege (Land, Wasser, Schiene) zu ihrer Priorität erklärt und hat bis Ende der Wahlperiode 2017 insgesamt 5 Milliarden Euro reserviert. Tatsächlich, so errechnete eine Expertenkommission im Auftrag der Länder, fehlen pro Jahr mindesten 7,2 Milliarden Euro.

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