Fiat Tipo Schrägheck und Kombi: Test, Daten, Preise

Fiat baut wieder eine tolle Kiste

Heiko Dilk

verfasst am Thu May 05 13:23:13 CEST 2016

Fiat meldet sich mit dem Tipo zurück in der Kompaktklasse. Nach der Limousine kommen Fünftürer und Kombi - und besetzen die Nische, die Skoda und Hyundai verlassen haben.

MOTOR-TALK-Redakteur Heiko Dilk kann sich schwer entscheiden, welcher Fiat Tipo besser aussieht: der Fünftürer oder der Kombi
Quelle: Fiat

Turin – Es braucht nicht viel für eine gute Pizza. Teig, Tomatensoße, etwas Mozzarella-Käse. Einfache, gute Küche - im Grunde wissen sie in Italien gar nicht, wie man schlecht kocht. Weniger gute Autos, da haben sie dagegen durchaus Erfahrung. Und immer wieder clevere, solche wie dieser Fiat. Wie eine Pizza Margherita: Simpel, gut komponiert und günstig.

Sehr günstig sogar, wie wir von der Limousine wissen. Doch die ist nur Vorspeise. Das Primo, also der erste richtige Gang, ist hierzulande das Schrägheck, das Secondo der Kombi. Der Fünftürer ist ab sofort bestellbar, der Kombi ab September. Damit ist Fiat so richtig zurück in der Kompaktklasse. Jetzt müssen beide schon mal in Turin ran.

Gut sehen sie aus! Das Schrägheck ist mehr ein Steilheck, die Bumerang-Rückleuchten sehen bei beiden gut aus. Die Front auch, bessere Proportionen als bei der Limousine. Und praktisch: 440 Liter Gepäck passen in den Fünftürer, 550 in den Kombi. Die Rückbank lässt sich flugs im Verhältnis 60 zu 40 umlegen – und zwar topfeben, weil sich die Sitzflächen hochklappen lassen. Das war früher Standard, was haben wir es vermisst!

Die Dachlinie des Fiat Tipo mit Steilheck fällt kaum ab nach hinten, das lässt ordentlich Platz für die Köpfe auf der Rückbank
Quelle: Fiat

Fiat Tipo mit viel Beinfreiheit

Der räumliche Eindruck ist gut. Ein VW Golf dürfte da nicht mithalten. Ein Skoda Octavia schon (610 l). Wie im Tschechen ist die Rückbank auch im Tipo ein angenehmes Pätzchen. Sehr angenehm sogar. Wer nicht zu viel Übermaß hat, sollte weder mit den Knien noch mit dem Kopf irgendwo anstoßen.

Auch bei den praktischen Details macht es Fiat ähnlich wie Skoda: Häkchen für Einkaufstaschen in der richtigen Höhe, Verzurrösen an den richtigen Stellen und im Kombi ein doppelter Ladeboden, der auch schräg aufgestellt oben bleibt. Platz für Wein oder Olivenöl gibt es in seitlichen, herausnehmbaren Staufächern, die Ladekante ist beim Kombi schön niedrig. All das sollte selbstverständlich sein. Hier ist es serienmäßig. Anders als bei Skoda übrigens.

Vorne treffen die Finger auf viel Hartplastik, aber die obere Hälfte des Armaturenbretts ist weich, in den Testwagen mit Lounge-Ausstattung waren die Türen mit Velours ausgeschlagen, und zwar da, wo die Ellenbogen am ehesten anecken. Es knarrte und knarzte bei unseren beiden Testwagen weniger als bei manchem "Premium"-Anbieter. Die Sitze könnten gerne mehr Seitenhalt bieten, nicht alle Knöpfe fühlen sich grundsolide an, Designhighlights sucht man vergebens, aber schlampig gearbeitet wurde nicht.

Ein Turbo-Benziner für den Fiat Tipo

Das Motorenangebot in Schrägheck und Kombi unterscheidet sich von der Limousine. Einstiegsbenziner und die beiden Diesel sind identisch. Statt des 1,6-Liter-Saugers mit 110 PS und 152 Newtonmetern pflanzt Fiat einen 1,4-Liter-Turbo unter die Haube. Der mobilisiert 120 PS und maximal 210 Newtonmeter. 200 davon liegen schon bei 1.750 Umdrehungen an, nicht erst weit jenseits von 4.000 wie beim Sauger. Turbo eben.

Die Sitze im Fiat Tipo könnten etwas mehr Seitenhalt bieten, sind aber schön straff
Quelle: Fiat
Der 1,4 T-Jet nimmt klaglos Gas an, zieht elastisch und kräftig genug durch, um auch mal Spaß zu machen. Dabei läuft er ruhig und geschmeidig. Die 6,0 Liter Normverbrauch wirkten nicht übertrieben optimistisch. Wir fuhren ihn mit gut 7,5 Litern auf Landstraßen und im moderaten Stadtverkehr.

Schöner ist der kräftige Diesel. Ebenfalls 120 PS stark, aber mit 300 Newtonmetern gesegnet, fährt er sich angenehm entspannt. Das Zusammenspiel mit Sechsgang-Handschaltung und Kupplung funktioniert noch etwas harmonischer, und für einen Diesel dreht er angenehm mühelos hoch. Mit knapp 5,5 Litern lag er auf der Ausfahrt über der Norm von 3,7 Litern.

Gutmütiges Fahrwerk, komfortable Federung im Tipo

Der Tipo federt nicht ganz so raffiniert wie der ein oder andere Konkurrent mit aufwändigem Verstellfahrwerk. Aber er rollt sanft ab, nimmt Schlaglöcher und Kanten, ohne harte Stöße auszuteilen. Verbindlich wirkt der Tipo und sicher, auch mit dem dicken Kombiheck. Ohne Macken und Allüren verkraftet er auch Gaslupfer in flotten Kurven. Er lenkt zackig ein, die Lenkung ist gut gewichtet, fühlt sich natürlich an.

Die Basisausstattung Pop ist schon ordentlich. Wer 1.000 Euro mehr ausgibt, bekommt die Ausstattung Easy mit dem Infotainmentsystem Uconnect mit Fünf-Zoll-Touchscreen und LED-Tagfahrlicht. Wer weitere 1.000 Euro drauflegt, fährt auf 16-Zoll-Alus, kühlt per Klimaautomatik. Außerdem an Bord: Licht- und Regensensor, Tempomat, Abbiegelicht und Uconnect mit 7-Zoll-Touchscreen. Das ist dann schon mindestens Quattro Formaggi.

Die Preise für den Fiat Tipo beginnen bei 14.990 Euro

Man merkt: Der Basispreis des Tipo ist kein Lockangebot. Und wer viel reinpackt, zahlt immer noch deutlich weniger als bei der Konkurrenz. Bei 14.990 Euro geht es offiziell für den Fünftürer los, was der Kombi kosten wird, sagt Fiat noch nicht. Vermutlich wird man den Tausenderschritten treu bleiben.

Der Fiat Tipo Kombi misst 4,57 Meter in der Länge
Quelle: Fiat
Zur Markteinführung bewirbt Fiat den Fünftürer mit 13.990 Euro. Was die Händler damit anstellen werden, ist wieder eine andere Frage. Ein faires Angebot bleibt der Tipo auf jeden Fall.

Den flotten Benziner in der Topausstattung Lounge bekommt man für weniger als 20.000 Euro - inklusive Navi, Rückfahrkamera, (Business-Paket für 1.250 Euro), City-Notbremse und adaptivem Tempomaten (500 Euro). Ohne Aktionspreis und ohne Händlerangebot. Da fängt ein dreitüriger Golf mit 110-PS-Benziner überhaupt erst an.

Ja, Fiat hat sich globalisiert und produziert den Tipo in allen drei Varianten in Bursa (Türkei). Quasi eine türkische Pizza. Was nichts daran ändert: Dieser Tipo ist gut durchdacht. Er spart da, wo es der angepeilten Kundschaft nicht wichtig ist - und macht dort sehr viel richtig, wo es drauf ankommt. Und anders als im guten Ristorante tut die Rechnung nicht weh. Gut gespielt, Fiat!

Fiat Tipo 5-Türer/Kombi: Preise und technische Daten

Modell1.4 16V1.4 T-Jet1.3 Multijet1.6 Multijet
Motor1,4-Liter-Vierzylinder-Benziner1,4-Liter-Vierzylinder-Benziner, Turbo1,3-Liter-Vierzylinder-Diesel1,6-Liter-Vierzylinder-Diesel
Leistung95 PS (70 kW) bei 6.000 U/min120 PS (88 kW) bei 5.000 U/min95 PS (70 kW) bei 3.750 U/min120 PS (88 kW) bei 3.750 U/min
Drehmoment127 Nm bei 4.500 U/min200 Nm bei 1.750 U/min200 Nm bei 1.500 U/min320 Nm bei 1.750 U/min
GetriebeSechsgang-Handschaltung, FrontantriebSechsgang- Handschaltung, FrontantriebFünfgang-Handschaltung, FrontantriebSechsgang-Handschaltung oder -Doppelkupplung, Frontantrieb
0-100 km/h11,5 s9,6 s11,7 s9,7 s
Höchstgeschwindigkeit185 km/h200 km/h180 km/h200 km/h
Verbrauch5,7 l/100 km6,0 l/100 km3,7 l/100 km3,7 l/100 km
CO2132 g/km139 g/km99 g/km98 g/km
Länge4,368 m/4,571 m4,368 m/4,571 m4,368 m/4,571 m4,368 m/4,571 m
Breite1,792 m1,792 m1,792 m1,792 m
Höhe1,495 m/1,512 m1,495 m/1,512 m1,495 m/1,512 m1,495 m/1,512 m
Radstand2,638 m2,638 m2,638 m2,638 m
Leergewicht1.270 kg/1.280 kg1.350 kg/1.380 kg1.365 kg/1.375 kg1.370 kg/1.395 kg
Kofferraum440 l / 550 l440 l / 550 l440 l / 550 l440 l / 550 l
PreisAb 14.990 EuroAb 17.190 Euro (Easy)Ab 16.990 EuroAb 19.190 Euro (Easy)
Jetzt sind sie zu dritt: Der Fiat Tipo als Fünftürer Limousine und Kombi
Quelle: Fiat
Fiat Tipo Kombi im ersten Test
Quelle: Fiat
Der Fiat Tipo Kombi misst 4,57 Meter in der Länge
Quelle: Fiat
Der Fiat Tipo Kombi kann 550 Liter ins Heckabteil laden, viele praktische Details helfen beim Verstauen der Ladung
Quelle: Fiat
Die Ladekante des Fiat Tipo Kombi liegt ein gutes Stück tiefer als beim Schrägheck
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Eigentlich sehen alle drei Tipo hübsch aus. Die Schräghecklimousine soll hierzulande 60 Prozent der Verkäufe ausmachen
Quelle: Fiat
Fiat Tipo Fünftürer und Kombi: Fiat meldet sich in der Kompaktklasse, dem so genannten C-Segment, zurück
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Fiat Tipo Schrägheck: Mit 4,37 Metern Länge ist der Fünftürer der kürzeste Tipo
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Die Dachlinie des Fiat Tipo mit Steilheck fällt kaum ab nach hinten, das lässt ordentlich Platz für die Köpfe auf der Rückbank
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LED-Tagfahrlicht ist beim Fiat Tipo ab der Ausstattung Easy serienmäßig
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Fiat Tipo Fünftürer im ersten Test
Quelle: Fiat
Fiat Tipo Fünftürer im ersten Test
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Fiat Tipo Fünftürer im ersten Test
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In der Ausstattung Lounge sitzt ein 7-Zoll-Display auf dem Armaturenbrett, bei Easy ist ein 5-Zoll-Touchscreen im Armaturenbrett integriert
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Die Sitze im Fiat Tipo könnten etwas mehr Seitenhalt bieten, sind aber schön straff
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Auf der Rückbank des Fiat Tipo sitzen auch Langbeiner bequem
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Analoginstrumente rahmen ein Zentraldisplay mit allen nötigen Informationen ein
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Die Drehknöpfe für die Klimaanlage im Fiat Tipo wirken nicht extrem solide, gehen aber in Ordnung
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Der Kombi des Fiat Tipo ist rund 20 Zentimeter länger als die Schrägheck-Variante
Quelle: Fiat
Fiat nennt die Rückleuchtenform beim Tipo Hockeyschläger - Bumerang trifft es auch
Quelle: Fiat
Ordentliche 440 Liter passen ins Heck des Fiat Tipo Schrägheck, die Rückbank lässt sich komplett flachlegen
Quelle: Fiat
Fiat Tipo Fünftürer: Nach der Limousine kommt jetzt der wichtige kompakte Fiat für den deutschen Markt
Quelle: Fiat