Toyota GT 86

Ein Sportler oder ein halber?

Philipp

verfasst am Tue Sep 25 08:03:14 CEST 2012

Ist er ein Sportler light?
Riesige Endrohre für den GT 86
Unterwegs am Nürburgring
Der GT 86 und ich in der Box
Auf der Sprintstrecke des Nürburgrings
200 PS und 205 Nm liefert der Boxer
Das Fahrwerk könnte knackiger sein
Wer driften will, muss fahren können
Eher für Drifter als für Hausfrauen
Nix für Hausfrauen
Sprints gelingen, aber es wäre mehr drin
Das Cokpit ist eher was für harte Kerle
Kernige Optik im Cockpit
Hinten wird es etwas enger
Mit dem Vorfahr GT 2000
Am Ring
2,0-Liter Saug-Boxermotor

Der GT 86 als Renaissance des Sportcoupés. Aber reichen die 200 PS für Driftfans? MT macht den Test.

Nürburgring - Das Konzept der Celica aus den 70ern war einfach: Ein Sportcoupé mit vier Sitzen, Heckantrieb und Frontmotor, dazu ein erschwinglicher Preis und sportlicher Touch. Mit dem GT 86 nimmt Toyota dieses puristische Konzept wieder auf und schließt eine Lücke in der Modellpalette. Es fragt sich nur, welche. Ist das Sportcoupé eher ein Frauenauto? Ein halber Sportwagen oder doch ein ganzer? Light-Produkt oder fetter Fahrspaß?

 

Das Glück liegt auf der (Land)straße

Ich darf den dem GT 86 zunächst auf den Landstraßen rund um den Nürburgring fahren. Kaum sitze ich, schon fühle ich mich wohl. Die sportlichen Wildledersitze sind bequem und bieten gleichzeitig guten Seitenhalt. Das Armaturenbrett versprüht raue Sportlichkeit in Carbonoptik. Die Regler der Zwei-Zonen-Klimaanlage erinnern in ihrem ungeschönten Look-and-Feel an die Bedienelemente eines Kampfjets. Das ist eindeutig männlich.

 

Kernige Optik im Cockpit

Navigations- und Multimedia-Audiosystem Toyota Touch und Klimaanlage sind serienmäßig mit dabei, so dass Spaßfahrten ins Blaue vorprogrammiert sind. Optional gibt es auch Tempomat und 6-Gang-Automatik, aber das interessiert mich in diesem Moment wenig. Denn jetzt erstmal ab auf die verschlungenen Kurven der Eifel.

 

Der GT will die harte Gangart

Was das Innenraumdesign schon ahnen ließ, beweist sich auf der Straße: Fahrerisch verlangt der 1.305 Kilogramm schwere Sportwagen von Toyota und Subaru (das Pendant ist der Subaru BRZ) alles andere als eine biedere Gangart. Der Vierzylinder-Boxer ohne Turboaufladung, dessen Bohrung und Hub jeweils 86 mm betragen, will ordentlich gepeitscht werden. Erst bei ca. 4.500 Touren fängt der Spaß an. Und er endet zum Glück auch erst bei 7.450 Umdrehungen. Das rote Lämpchen im Tacho deutet mir dezent blinkend an, dass ich den Schaltknüppel bedienen könnte.

 

Mit dem Vorfahr GT 2000

Die Fahrwerte scheinen in den Zeiten des Celica hängen geblieben zu sein: von Null auf 100 km/h in 7,6 Sekunden, Höchstgeschwindigkeit 226 km/h. Das sollen manche in den Siebzigern im großen 2,6er Capri RS geschafft haben, wenn auch bestimmt nicht mit den von mir abgelesenen 12,9 Litern Verbrauch des GT 86.

 

Egal. Entscheidend ist, was Spaß bringt – und das kann der GT 86 auf der Landstraße richtig gut. Schnell lassen sich die ersten vier Gänge schalten. Immer wieder hoch und runter. Ich lasse ausrollen, um wieder voll zu beschleunigen. Jetzt möchte ich wissen, was er auf der Piste kann.

 

Nifty Drifter?

Wird der GT 86 auf der Sprintstrecke des Nürburgrings einlösen können, was er auf der Landstraße versprach? Angeblich sollen die 200 PS und 205 Nm Drehmoment ausreichen, um aus dem Sportcoupé mit der schmalen Priusbereifung (215/45 R17) einen bösen Drifter zu machen. Das wäre was für echte Kerle.

 

Das Fahrwerk könnte knackiger sein

Auf der Strecke zeigt sich: Wer driften will, muss wirklich fahren können. Mit ein bisschen Einlenken und einem sanften Gasstoß ist es hier nicht getan. Auf dem knochentrockenen Asphalt fehlt dem GT 86 doch der Dampf, um überzeugen zu können. Mit oder ohne Stabilitätsprogramm und Traktionskontrolle lässt sich der GT zwar sehr gut um die Kurven des Rundkurses scheuchen, aber ein richtiger Renner fühlt sich anders an. Zumal die 205 Nm nur bei 6.400 bis 6.600 Touren anliegen.

 

Der Toyota macht zwar auch auf der Rennpiste jede Menge Freude, aber um mit den Großen zu spielen, könnte er gut und gerne das Doppelte an Drehmoment und Leistung vertragen. Das von Toyota in Eigenregie abgestimmte Fahrwerk ist für die knallharte Piste etwas zu weich. Ein wenig Abhilfe schafft der optionale Tieferlegungssatz (30mm) für 189 Euro.

 

Lightprodukt für Kerle

Der GT 86 ist ein Auto ohne viel Schnickschnack, dafür mit garantierter Fahrfreude auf der Landstraße: schnell, leicht und erschwinglich. Design und Anspruch an das Fahrkönnen sprechen für eine puristische Zielgruppe mit Rennfahrerambitionen. Ein Sportler light, der allerdings so viel rauen Spaß bietet, dass sich auch Männer mit dem Sportcoupé anfreunden können. Kostenpunkt mit 6-Gang-Schaltgetriebe 29.990 Euro. Mit Automatik muss man für den GT 31.540 Euro investieren.

 

  • Modell: Toyota GT 86
  • Motor: 2-Liter-Vierzylinder-Boxermotor
  • Getriebe: 6-Gang Schalter oder 6-Stufen-Automatik
  • Leistung: 200 PS
  • Verbrauch: 7,8 (MT) 7,1 (AT) Liter/100 km
  • CO2: 240 (MT) / 223 (AT) g/km
  • 0 – 100 km/h: 7,6 (MT) / 8,2 (AT) Sekunden
  • Höchstgeschwindigkeit: 226 (MT) / 210 (AT) km/h
  • Länge x Breite x Höhe: 4,24 m x 1,78 m x 1,29 m
  • Kofferraum: 243 Liter
  • Preis: ab 29.990 Euro (MT) 31.540 Euro (AT)
  • Marktstart: September 2012

 

Quelle: MOTOR-TALK