Erwischt: Porsche Mission E Versuchsfahrzeug

Der 15-Minuten-Porsche gegen den Tesla-Platzhirsch

Sven Förster

verfasst am Wed Oct 04 15:48:29 CEST 2017

Der Porsche Mission E war einer der Stars der IAA 2015. Nun erwischte unser Fotograf ein Versuchsfahrzeug auf Panamera-Basis. Porsche testet ihn gegen Teslas Model S.

Erwischt: Das ist der Vorbote des in Serie gefertigten Porsche Mission E. Mit 440 KW (598 PS) aus zwei E-Motoren und eine Ladezeit von 15 Minuten - verspricht Porsche
Quelle: Stefan Baldauf

Zuffenhausen - Nein, diese Schnappschüsse zeigen keinen weiteren Ableger des Porsche Panamera, keinen Bruder des Sport Turismo. Obwohl der erste Eindruck nicht täuscht: Das Entwicklungsfahrzeug basiert auf der Karosse der Fließheck-Limousine. Technisch dürfte es mit dem Panamera aber nichts gemein haben. Wir sehen einen zukünftigen Tesla Model S-Konkurrenten, einen Vorboten des elektrischen Porsche Mission E.

Knapp 600 PS und 500 Kilometer Reichweite

Das Versuchsfahrzeug des Porsche Mission E basiert noch auf einem Panamera-Chassis - das Serienmodell wird mit Porsches Limousine technisch nichts gemein haben
Quelle: Stefan Baldauf
Erinnern wir uns zurück: Die Elektro-Studie Mission E war einer der Stars der IAA 2015. Ein Stromer mit potenten Leistungsdaten und einem Porsche-Emblem auf der Motorhaube. Doch der Mission E beeindruckte vordergründig mit Ladezeit und Reichweite. In 15 Minuten sollte der Porsche bis zu 80 Prozent geladen werden können - jedenfalls, wenn eine 800-Volt-Ladesäule bereit steht. Alternativ ließe sich der Akku an einer 400-Volt-Säule oder per Induktion auffüllen. Vollgeladen sollten bis zu 500 Kilometer Reichweite möglich sein.

Wo bleibt die Sensation, wenn Tesla im Model S rund 480 Kilometer angibt? Der Mission E sollte selbst mit einem sportlichen Fahrer am Steuer auf solche Reichweiten kommen. Und im Gegensatz zum Tesla auch nach mehrmaligem Beschleunigen noch die volle Leistung liefern. Der avisierte Konkurrent aus Amerika drosselt ja nach einigen Sprints die Power, da Akkus und Antrieb ansonsten zu heiß werden.

Volle Leistung, das heißt beim Mission E: 440 KW (598 PS) aus zwei E-Motoren. Der Sprint auf 100 soll in 3,5 Sekunden gelingen, die 200er Marke nach weniger 12 Sekunden geknackt werden. Außerdem sollte das Auto mit Allradantrieb und -Lenkung kommen – und zwar schon relativ bald.

Der Porsche Mission E war einer der Stars der IAA Frankfurt im Jahr 2015. Die Premiere des Serienfahrzeuges wird für 2020 erwartet
Quelle: Porsche

Benchmarking gegen Tesla

Nun - zwei Jahre später folgt also die erste Sichtung eines Versuchsfahrzeuges im Straßenverkehr. Nicht zufällig befasst sich Porsche bei diesen Testfahrten intensiv mit Teslas Model S: Fotos, die bei gleicher Gelegenheit aufgenommen wurden, zeigen den Zuffenhausener Prototypen bei gemeinsamen Testfahrten mit dem Ami-Stromer. Ziel offenbar: Benchmarking gegen das bisher erfolgreichste Luxus-Elektroauto, das am Markt verfügbar ist.

Porsches viersitzige Messe-Studie kam mit einer an den Porsche 918 angelehnten Front, dem Heck eines 911 und einer gewissen Ähnlichkeit zum Panamera. Auch beim Testfahrzeug erinnert das Heck an den 11er. Doch die Front wirkt braver, weniger angriffslustig als jene der Frankfurt-Studie – und hat mit dem Gesicht von Porsches Hybrid-Supersportler nicht mehr viel gemein. Eine ähnliche vordere Stoßstange ist allerdings auf einigen Schnappschüssen der kommenden 911er-Generation (992) zu erkennen.

Manches wird sich ändern (müssen)

Die Endrohre am Versuchsfahrzeug des Porsche Mission E sind freilich nur Show. Doch beim vom 911er entlehnten Heck könnte es bleiben
Quelle: Stefan Baldauf
Freilich: Das Bildmaterial gibt einen recht klaren Eindruck von den Abmessungen – an denen sich bis zur Serienproduktion nicht mehr viel ändern wird. Was Details angeht, können die Fotos jedoch nur vage Anhaltspunkte liefern. Aus aktueller Sicht wird das Modell erst in rund drei Jahren kommen, da kann noch viel passieren.

Eines scheint aber garantiert: Die gegenläufig öffnenden Türen des Concept-Cars werden es nicht hinüber in die Serie schaffen. Und ob Porsche-Mission-E-Besitzer tatsächlich wesentlich kürzer an den Ladesäulen warten, als Tesla-Model-S-Fahrer, hat die Zuffenhausener Sportwagenschmiede nur zum Teil in der Hand. Aktuell sind die zum 15 Minuten-Laden benötigten 800-Volt-Säulen jedenfalls noch rar.

Das Versuchsfahrzeug des Porsche Mission E basiert noch auf einem Panamera-Chassis - das Serienmodell wird mit Porsches Limousine technisch nichts gemein haben
Quelle: Stefan Baldauf
Die Endrohre am Versuchsfahrzeug des Porsche Mission E sind freilich nur Show. Doch beim vom 911er entlehnten Heck könnte es bleiben
Quelle: Stefan Baldauf
An der Front unterscheiden sich Versuchsfahrzeug (2017) und Concept-Car (2015) des Porsche Mission E recht deutlich
Quelle: Stefan Baldauf
Porsche IAA-Studie Mission E hatte gegenläufig öffnende Türen. Dieses Gimmick wird es nicht in die Serienproduktion schaffen
Quelle: Porsche
Das Heck des Porsche Mission E-Concept-Cars von 2015 erinnerte stark an jenes des Marken-Kernmodells Porsche 911
Quelle: Porsche
Die Front der Studie Mission E-Studie erinnerte stark an jene des Hybrid-Supersportlers Porsche 918 Spyder
Quelle: Porsche
Der Porsche Mission E war einer der Stars der IAA Frankfurt im Jahr 2015. Die Premiere des Serienfahrzeuges wird für 2020 erwartet
Quelle: Porsche