Volkswagen spart Millionen und erreicht vorzeitig Umweltziele

Autohersteller schonen Ressourcen und sparen Geld

MOTOR-TALK

verfasst am Thu Jul 07 11:53:58 CEST 2016

VW, Daimler und BMW wollen umweltfreundlicher arbeiten. Im Volkswagen-Konzern ist man dabei seinem Ziel sehr nahe - drei Jahre vor dem eigentlich Soll.

Volkswagen senkte 2016 fünf zentrale Umweltkennziffern unter das Niveau von 2010
Quelle: picture alliance / dpa

Wolfsburg - Klimaschutz in der Autoindustrie bedeutet nicht nur Stickoxid-, Feinstaub- und CO2-Reduzierung bei den Fahrzeugen. Auch für die Produktion oder beim Recycling von Altautos braucht es umweltschonende Lösungen. Deutschlands Autohersteller haben sich daher Umweltziele in die Bilanzen geschrieben. Das Schöne daran: Sie sparen dadurch auch Geld.

Mitten im "Dieselgate" hat ausgerechnet der VW-Konzern gute Fortschritte bei der Erreichung der Umweltziele gemacht. Zwar lagen Wasserverbrauch und Lösungsmittelemissionen Ende 2015 noch unter dem Soll, dafür lagen CO2-Ausstoß leicht und Abfall weit über dem Ziel. Die Energie schafft eine Punktlandung. Gerechnet wird der Aufwand pro produziertem Auto. Insgesamt hat VW damit schon drei Jahre vor dem ursprünglichen Ziel fünf zentrale Umweltkennziffern in Summe um 25 Prozent unter das Niveau von 2010 gedrückt.

Nicht nur, was aus den Fahrzeugen hinten rauskommt, ist entscheidend für die Umwelt. Die gesamte Produktionskette ist ebenfalls ein erheblicher Einflussfaktor
Quelle: picture alliance / dpa

Die Kosten sinken

In Wolfsburg lenkt Prozessoptimierer Peter Bosch das Thema. Bosch wirbt dabei für Pragmatismus: "Dem Thema Ressourceneffizienz haftet manchmal eine gewisse esoterische Ebene an. Es geht eher darum, ganz handfest einfach zu 'machen', wenn auch nach einem festen Plan." Dabei habe Ressourcenschonung meist auch finanzielle Effekte. "Ökologie zahlt sich dann ganz oft auch ökonomisch aus", sagt der 42-jährige Diplom-Ingenieur und -Kaufmann. Laut Bosch hat das Umweltprogramm bei VW seit 2010 weit mehr als 100 Millionen Euro eingespart - mit Investitionen, die sich zum allergrößten Teil schon amortisiert haben.

BMW setzt auf erneuerbare Energien

Bei BMW gibt es ähnliche Ansätze. Das Basisjahr ist bei den Münchnern 2006, Zieljahr 2020 - in diesem Korridor soll der Ressourcenhunger pro gebautem Wagen um 45 Prozent sinken. Bei den CO2-Emissionen sind schon 46 Prozent erreicht, wie ein Sprecher berichtet. Neben dem Wasserverbrauch (31 Prozent) liegt der Energieverbrauch mit bisher 36 Prozent noch unter dem Sollwert für das Jahr 2020. Zuletzt 2015 gelangen noch knapp 3 Prozent Energieeinsparung gegenüber dem Vorjahr.

Auch bei BMW lässt der Spareffekt zwei Seiten profitieren, etwa bei der Energie. "Die damit einhergehende Reduzierung der Energiekosten bei mittelfristig steigenden Energiepreisen leistet einen spürbaren Beitrag zur Wirtschaftlichkeit und Wettbewerbsfähigkeit", sagt der Konzernsprecher. "Seit 2006 haben wir mit Ressourceneffizienz in der Produktion in Summe mehr als 158 Millionen Euro eingespart."

Langfristig plane BMW, weltweit ausschließlich Strom aus erneuerbaren Quellen einzusetzen. Änderungen im Wirtschaftlichkeitsplan und mögliche neue Amortisierungshürden würden dabei laufend überprüft. So stecke BMW etwa nur dann Geld in Projekte wie Windkraftanlagen, wenn sich diese langfristig tragen und die Perspektive dazu nicht stirbt.

Energiekosten senken: Die Maschinen in der Produktion brauchen keine beleuchtete Halle um zu arbeiten
Quelle: picture alliance / dpa

Recycling bei Daimler

Daimler will beispielsweise den Energieverbrauch seiner Autosparte von 2015 bis 2022 um 25 Prozent herunterschrauben. Allein die Kosten für Umweltschutzanlagen des Konzerns beliefen sich zuletzt auf rund 100 Millionen Euro pro Jahr. 91 Prozent der Abfälle verwertet Daimler weiter, falls sie nicht gleich im Vorhinein vermieden werden können.

"Bei Umweltthemen erlauben wir uns mitunter auch eine etwas längerfristige Amortisierung", sagt VW-Prozessoptimierer Peter Bosch. "Die niedrig hängenden Früchte sind zwar inzwischen geerntet, aber auf der anderen Seite ist auch unsere längerfristige Pipeline so voll, dass wir wissen: Wir können die Umwelt immer weiter entlasten."

Kein Licht in der Werkhalle

Dabei sei der Wissenstransfer zwischen den Werken und Regionen keine Einbahnstraße. "Auch Deutschland lernt zum Beispiel von Indien. Etwa, dass Roboter auch ganz hervorragend ohne Licht arbeiten können. Wir hatten hier oft gleißend helle Hallen auch in den Abschnitten, wo nur Roboter waren. Das sah zwar toll aus, aber das Arbeitsergebnis der Roboter ist auch ohne die Festbeleuchtung dasselbe", sagt Bosch.

Das Thema Umweltbilanzen bleibt den Herstellern gerade mit Blick auf alternative Antriebe erhalten. Laut VW entfallen derzeit drei Viertel des CO2-Ausstoßes auf die Gebrauchsphase eines Autolebens. Wenn der Strommix nur grün genug ist, könnte dieser dicke Batzen bei E-Autos komplett entfallen. Umso maßgeblicher wäre dann die Produktion.

Weitere MOTOR-TALK-News findet Ihr in unserer übersichtlichen 7-Tage-Ansicht

 

Quelle: dpa

Nicht nur, was aus den Fahrzeugen hinten rauskommt, ist entscheidend für die Umwelt. Die gesamte Produktionskette ist ebenfalls ein erheblicher Einflussfaktor
Quelle: picture alliance / dpa
Energiekosten senken: Die Maschinen in der Produktion brauchen keine beleuchtete Halle um zu arbeiten
Quelle: picture alliance / dpa