BMW M6 GT3: Eine Fahrt im GT3-Rennwagen

4,7 Sekunden bis zur Ewigkeit

Philipp

verfasst am Fri Jun 10 12:09:57 CEST 2016

Einmal einen Rennwagen steuern ist für Viele ein Traum. Unser Reporter erlebte ihn im BMW M6 GT3. Das Gute: Es war geil. Das Schlechte: Er muss noch sehr viel lernen.

BMW M6 GT3: MOTOR-TALK konnte den Rennwagen auf dem Bilster Berg testen
Quelle: BMW
MOTOR-TALK-Redakteur Philipp Monse macht sich bereit für die Fahrt im M6 GT3
Quelle: BMW
Das Gefühl, wenn Du Deinen Namen auf einem Rennwagen siehst? Fast unbeschreiblich
Quelle: BMW
Die Rennstrecke Bilster Berg nahe Paderborn. Wir fahren eine verkürzte Strecke - ohne die "Mausefalle". Besser ist es.
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Sich in wenigen Runden an die aerodynamischen Fähigkeiten des M6 GT3 heranzutasten, ist nicht möglich. Es wäre noch jede Menge Grip da, aber wehe, einmal reißt er ab
Quelle: BMW
Bis zu 585 PS leistet der S63-Motor aus dem Serien-M6 im GT3-Wagen - wir fahren mit einer Einstellung mit 520 PS
Quelle: BMW
Überraschend: Der M6 GT3 ist gar nicht übermäßig laut. Dafür dröhnt der Sound enorm tief
Quelle: BMW
Die lange Doppel-Links - Anbremsen? Stark anbremsen oder doch voll fahren?
Quelle: BMW
Es gibt eine einstellbare Motorsport-Traktionskontrolle und ein ABS, sogar eine Klimaanlage
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BMW M6 GT3: Die Bremse muss mit unglaublich viel Kraft getreten werden - trotzdem bewegt sich das Pedal kaum
Quelle: BMW
Ca. 380.000 Euro kostet der BMW M6 GT3 - ohne Steuern
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Vielleicht das schönste Teil am M6 GT3: Der riesige Heckflügel
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Einführung, Sitz- und Pedal-Einstellung, Briefing - das alles dauert fast so lange wie die Fahrt selbst
Quelle: BMW
Noch Fragen? Dann kann es ja losgehen. Selbst nach der detaillierten Einführung bleibt eine Anspannung zurück
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Das Aussteigen im Notfall muss geprüft werden - ist der Redakteur zu langsam, fällt die Fahrt im M6 GT3 aus
Quelle: BMW
Noch einmal volle Konzentration. Dann schließt sich die Carbon-Tür
Quelle: BMW
Bevor es richtig losgeht, gibt es ein paar geführte Runden hinter dem M235i Racing. Es reicht, um die Nervosität in den Griff zu bekommen
Quelle: BMW
Das Wichtigste vor der Fahrt ist eine lockere Atmosphäre - die Aufregung ist schon groß genug
Quelle: BMW
Vor den ersten Runden gibt es ein Briefing: Was, wenn ein Alarm im Display auftaucht, oder ich mich drehen sollte? Einfache Antwort: Ruhig bleiben. Klar.
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Nach dem zweiten Stint gibt die Datenanalyse Grund zur Freude - eine Kurve klappt schon ganz gut
Quelle: BMW
Eine Fahrt im BMW M6 GT3
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BMW M6 GT3
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Der 4,4-Liter-Biturbo-V8 bekommt eine Trockensumpfschmierung. Dadurch kann der Motor enorm tief im Vorderwagen hängen
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Die Aufhängung besteht aus Doppeldreiecksquerlenkern. Natürlich können viele Parameter des Fahrwerks eingestellt werden
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Hier vorn lässt der M6 die Luft durch seine Kühler strömen und leitet sie dann über das Auto hinweg, um Abtrieb zu generieren
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Fest zutreten: Verzögert wird mit einer Rennbremsanlage von AP Racing. Vorn sind 6-Kolben-Festsättel im Einsatz
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11 Knöpfe auf dem Lenkrad, 22 auf der Konsole daneben - unser Redakteur musste zum Glück nur fünf bedienen
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BMW M6 GT3 und M235i Racing warten auf ihren Einsatz
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Ausbaufähig: Die roten Graphen zeigen die beste Runde unseres Redakteurs. Die erste Kurve nach Start-Ziel klappt schon ganz gut.

Bilster Berg – Trügen mich meine trüben Augen? Nein. Doch. Da steht wirklich mein Name, auf einem Rennwagen. Und auf was für einem. Dem bis zu 585 PS starken BMW M6 GT3. Drei große Buchstaben als Abkürzung, wie es auf Rennautos üblich ist, darunter nochmal ausgeschrieben. Dort, wo vor noch nicht mal zwei Wochen die Namen echter Rennfahrer für das 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring klebten. Ich schwitze. Tue ich immer, wenn der Druck steigt. Wie gut, dass ich feuerfeste Unterwäsche trage, die saugt das auf.

MOTOR-TALK-Redakteur Philipp Monse macht sich bereit für die Fahrt im M6 GT3
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Ich stehe nahe Paderborn, an der Rennstrecke Bilster Berg, in voller Rennmontur. Helm, HANS, Handschuhe - alles geliehen. Das Auto übrigens auch. Ein 4,4-Liter-Biturbo-V8 treibt die Hinterräder des M6 GT3 an. Wert: 451.010 Euro. Gepresst in die Form von 1.300 Kilogram Titan, Aluminium, Carbon und etwas Stahl. In der europäischen Motorsport-Hierarchie rangieren GT3-Autos direkt hinter den Formel-1-Flitzern und Le-Mans-Rennern.

Erstmal Aussteigen

Im Leistungssport kann Denken schädlich sein. Der Bomber Gerd Müller bewies das mit dem Gegenteil. Professionell sein, cool bleiben. Die Renningenieure von BMW verteilen eine angemessene Aufgabe: Aussteigen üben. Dabei ist schon das Einsteigen über den FIA-Käfig schwer: linker Fuß zuerst, oder doch der rechte? Blanke Ironie, dass die dicken Streben der Sicherheit dienen. Was passiert eigentlich, wenn’s brennt, Herr Renningenieur?

Einführung, Sitz- und Pedal-Einstellung, Briefing - das alles dauert fast so lange wie die Fahrt selbst
Quelle: BMW
Wenn’s brennt, muss der Fahrer in 7 Sekunden aus der Karre rauskommen. Das bedeutet: Funkverbindung ziehen, Sicherungsnetz aushaken, Sechspunkt-Gurt auf, dann auf den roten Knopf an der Tür schlagen und raus. Um die Tür herumlaufen, am Ende der Motorhaube befindet sich ein Schalter für die in das Auto eingebauten Feuerlöscher.

Probelauf: fünf Sekunden, bestanden. Es folgt die Sitz- und Bremsprobe. 70 bar Bremsdruck muss der Fahrer aufbauen. Dafür muss man so fest zutreten, also wolle man einen Golf wegtreten. Das Pedal bewegt sich dabei so viel wie der Golf. Wir sind wir bereit - vermute ich.

Was vom M6 übrig bleibt

Die in das Chassis eingebauten Druckluft-Stempel fahren hoch. Das Auto senkt sich mit einem Zischen. Funk-Check. Ich drücke artig den Radio-Knopf oben links auf dem Knight-Rider-Lenkrad und antworte. Nein, erst suche ich, denn es ist einer von zehn Knöpfen. Die Konsole auf dem Mitteltunnel hat weitere 22 Schalter. Ich brauche drei. Den Hauptschalter, die Zündung und den Startknopf – der einzige, der an einen normalen M6 erinnert.

Der 4,4-Liter-Biturbo-V8 bekommt eine Trockensumpfschmierung. Dadurch kann der Motor enorm tief im Vorderwagen hängen
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Von dem ist hier nicht mehr viel übrig. Von der Spritzwand bis zum Heck stammt die Rohkarosse aus der Serie. Sie wird mit Carbon-Teilen überzogen, ein Käfig wird eingeschweißt. Die Serien-Aufhängungen werden durch eigens für den Motorsport konstruierte ersetzt. Am Vorderwagen sind die Doppeldreiecksquerlenker an zwei Aluminiumträgern befestigt. Dazwischen hängt eine modifizierte Version des Serienmotors mit dem internen Code „S63“. So flach und tief, wie es beim normalen Motor bestenfalls ohne Ölwanne möglich wäre. Die größte Änderung ist deswegen die Umrüstung auf Trockensumpfschmierung. In der Abstimmung für das 24-Stunden-Rennen leistet der Motor rund 520 PS – heute auf der verkürzten Strecke des Bilster Bergs ebenfalls.

Der Ansatz eines Gefühls

Die Kupplung wird genau zweimal benötigt. Beim Anfahren und beim Anhalten. Mit Betätigung der rechten Schaltwippe rastet der erste Gang im sequenziellen Sechsgang-Renngetriebe an der Hinterachse ein. Jetzt bloß nicht abwürgen, Junge. Gas, mehr Gas, noch mehr. Die Erfahrung mit endverbrauchten Kupplungen zahlt sich endlich aus - mein linker Fuß ist geschult. Der M6 holpert Richtung Boxenausfahrt. Ohne Gas läuft der Rennmotor nicht rund.

Bevor es richtig losgeht, gibt es ein paar geführte Runden hinter dem M235i Racing. Es reicht, um die Nervosität in den Griff zu bekommen
Quelle: BMW
Im M235i Racing vor mir fährt Lucas Luhr, Ex-DTM-Pilot und FIA-GT1-Weltmeister 2011. Zuerst gibt es ein paar geführte Runden, um die Strecke kennenzulernen – und damit keiner den 450.000-Euro-Schlitten sofort wegwirft. Es reicht, damit das Zittern in den Händen nachlässt.

Wie weit kannst Du gehen?

Die ersten freien Runden in einem Rennwagen bedeuten Verlorenheit. Das Auto fährt sich so einfach, dass es jeder im Besitz eines Führerscheins steuern könnte. Der Motor kann nicht überdrehen, es gibt eine Renn-Traktionskontrolle und ein Renn-ABS, sogar eine Klimaanlage. Aber es gibt keinen, der Dir sagen kann, wie Du Dich an die Limits dieses Autos tasten sollst.

Mit Vollgas geht es auf die längste Gerade. Die Lämpchen oben auf dem Lenkrad blinken nacheinander auf. Gangwechsel. Bämm. Nochmal, Gangwechsel, Bämm. Vierter Gang, geschätzte 210 Sachen. Es rappelt und scheppert im leeren Innenraum. Der Funk schweigt, totale Einsamkeit. Dann naht die langgezogene Doppel-Links. Was tun? Bremse leicht anlegen, oder kurz und stark bremsen, um dann das Gas wieder hochzuziehen? Oder die Kurve voll nehmen? Könnte funktionieren. Der GT3 ist ein Abtriebsauto – je schneller ich fahre, desto stärker wird die Fuhre auf den Asphalt gedrückt. Ich entscheide mich für irgendwas zwischen A und B.

Sich in wenigen Runden an die aerodynamischen Fähigkeiten des M6 GT3 heranzutasten, ist nicht möglich. Es wäre noch jede Menge Grip da, aber wehe, einmal reißt er ab
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Nach ein paar Runden geht es in die Box. 15 Minuten Pause, ein Schluck Wasser und die Datenanalyse mit einem Techniker und Lucas Luhr. Als Vergleich dient eine von ihm gefahrene Runde. Wir picken uns die enge Rechtskurve am Ende von Start-Ziel heraus, um an ihr zu arbeiten. Der rote Graph für die Bremskraft (meiner) zeigt vor der engen Rechts einen Wert, der nur halb so groß ist, wie bei Lucas Luhr. „Viel später und viel stärker Bremsen“. Wo ungefähr? Alles klar.

"Ausbaufähig"

Diesmal bleibe ich lange auf dem Gas. Noch ein Stück, nur noch ein bisschen. Hinter dem kleinen Bogen hat er gesagt. Jetzt. Nein, jetzt. Ich verpasse dem Bremspedal einen Bruce-Lee-Kick. Zwei Gänge runter und in die Rechts. Das war’s. Volltreffer. Später hätte nicht mal Senna gebremst. Den Rest der Strecke wurschtel ich mich so durch, bevor ich wieder in die Box gerufen werde.

Wieder an den Laptop. Das bedeutet Rennfahrer sein: Einsteigen, aussteigen, Kurven diskutieren, weiterfahren. Der Weg zur Perfektion muss unfassbar lang und mühsam sein. Mein

Nach dem zweiten Stint gibt die Datenanalyse Grund zur Freude - eine Kurve klappt schon ganz gut
Quelle: BMW
Resultat: Unglaublich, die Graphen liegen für die ausgewählte Kurve fast exakt aufeinander. Gleiche Bremskraft, nicht mehr viel zu früh, und das Gas beim Herausbeschleunigen: auf den Punkt. Meine beste Runde wird eine 1:06.72 Minuten. „Ausbaufähig“ urteilen Rennfahrer und Ingenieur. Ungefähr 4,7 Sekunden trennen mich von der Zeit, die Lucas Luhr mal eben so in der Mittagspause gesetzt hat – eine Ewigkeit im Rennsport.

Während im Hintergrund der Aufkleber mit meinem Namen vom Auto gezogen wird, sonne ich mich in meinen Ruhm. Und in dem Bewusstsein, dass mich jetzt nur noch mehrere hundert Runden Übung davon trennen, zumindest diese eine Kurve zu fahren wie ein richtiger Rennfahrer.

MOTOR-TALK-Redakteur Philipp Monse macht sich bereit für die Fahrt im M6 GT3
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Das Gefühl, wenn Du Deinen Namen auf einem Rennwagen siehst? Fast unbeschreiblich
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Die Rennstrecke Bilster Berg nahe Paderborn. Wir fahren eine verkürzte Strecke - ohne die "Mausefalle". Besser ist es.
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Sich in wenigen Runden an die aerodynamischen Fähigkeiten des M6 GT3 heranzutasten, ist nicht möglich. Es wäre noch jede Menge Grip da, aber wehe, einmal reißt er ab
Quelle: BMW
Bis zu 585 PS leistet der S63-Motor aus dem Serien-M6 im GT3-Wagen - wir fahren mit einer Einstellung mit 520 PS
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Überraschend: Der M6 GT3 ist gar nicht übermäßig laut. Dafür dröhnt der Sound enorm tief
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Die lange Doppel-Links - Anbremsen? Stark anbremsen oder doch voll fahren?
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Es gibt eine einstellbare Motorsport-Traktionskontrolle und ein ABS, sogar eine Klimaanlage
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BMW M6 GT3: Die Bremse muss mit unglaublich viel Kraft getreten werden - trotzdem bewegt sich das Pedal kaum
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Ca. 380.000 Euro kostet der BMW M6 GT3 - ohne Steuern
Quelle: BMW
Vielleicht das schönste Teil am M6 GT3: Der riesige Heckflügel
Quelle: BMW
Einführung, Sitz- und Pedal-Einstellung, Briefing - das alles dauert fast so lange wie die Fahrt selbst
Quelle: BMW
Noch Fragen? Dann kann es ja losgehen. Selbst nach der detaillierten Einführung bleibt eine Anspannung zurück
Quelle: BMW
Das Aussteigen im Notfall muss geprüft werden - ist der Redakteur zu langsam, fällt die Fahrt im M6 GT3 aus
Quelle: BMW
Noch einmal volle Konzentration. Dann schließt sich die Carbon-Tür
Quelle: BMW
Bevor es richtig losgeht, gibt es ein paar geführte Runden hinter dem M235i Racing. Es reicht, um die Nervosität in den Griff zu bekommen
Quelle: BMW
Das Wichtigste vor der Fahrt ist eine lockere Atmosphäre - die Aufregung ist schon groß genug
Quelle: BMW
Vor den ersten Runden gibt es ein Briefing: Was, wenn ein Alarm im Display auftaucht, oder ich mich drehen sollte? Einfache Antwort: Ruhig bleiben. Klar.
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Nach dem zweiten Stint gibt die Datenanalyse Grund zur Freude - eine Kurve klappt schon ganz gut
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Eine Fahrt im BMW M6 GT3
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BMW M6 GT3
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Der 4,4-Liter-Biturbo-V8 bekommt eine Trockensumpfschmierung. Dadurch kann der Motor enorm tief im Vorderwagen hängen
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Die Aufhängung besteht aus Doppeldreiecksquerlenkern. Natürlich können viele Parameter des Fahrwerks eingestellt werden
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Hier vorn lässt der M6 die Luft durch seine Kühler strömen und leitet sie dann über das Auto hinweg, um Abtrieb zu generieren
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Fest zutreten: Verzögert wird mit einer Rennbremsanlage von AP Racing. Vorn sind 6-Kolben-Festsättel im Einsatz
Quelle: BMW
11 Knöpfe auf dem Lenkrad, 22 auf der Konsole daneben - unser Redakteur musste zum Glück nur fünf bedienen
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BMW M6 GT3 und M235i Racing warten auf ihren Einsatz
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Ausbaufähig: Die roten Graphen zeigen die beste Runde unseres Redakteurs. Die erste Kurve nach Start-Ziel klappt schon ganz gut.