Eine Geschichte über eine verdrosselte ZZR1100 bzw. die Geschichte über einen unerfahrenen Motorradfahrer, einen gutgläubigen Käufer (ich) und eine unfähige Werkstatt aus Senden.
Da wird sich so mancher Fragen, was denn verdrosselt ist.
Die von mir im Januar2008 gekaufte ZZR1100 war verdrosselt. Sie wurde mit 74KW ausgeliefert, wurde dann vom Vorvorbesitzer auf 111KW entdrosselt und schließlich von dessen Nachfolger, Herrn W. aus E., aus welchen Gründen auch immer auf 25KW gedrosselt. Diese Drosselung wurde von der Firma B. aus S. durchgeführt.
Herr W. fuhr die ZZR einige Zeit mit 25KW und dachte sich dann, dass das doch zu wenig ist. Die ZZR muß entdrosselt werden. Die ZZR wurde von Herrn W. wieder zur Firma B. aus S. gebracht um der Maschine wieder die ursprüngliche Leistung von 111KW zu gönnen.
Herr W. nutzte die ZZR dann nach der Entdrosselung nur noch zwei Jahre und fuhr in dieser Zeit immerhin ca. 1700 km.Die Leistungsenfaltung war nun deutlich besser; für Herrn W. Dieser war offensichtlich in Sachen Motorrad relativ unerfahren und ein Heizer war er auch nicht. Bei einer Geschwindigkeit von 180 ging er wieder vom Gas, oder war es doch die Tatsache, das die Maschine, wie sich später herausstellte, gar nicht schneller lief?
Nun ja, im Januar schließlich sah ich mir die von Herrn W. im Internet inserierte ZZR an. Der Zustand war gut, alle Arbeiten konnten durch Rechnungen belegt werden und auf der 100m Probefahrt im Hof, die Maschine war abgemeldet, machte sie einen guten Eindruck.
Im Februar war es dann ein paar Tage schön und die ZZR, die ich bereits mit dem Hänger geholt hatte, wurde angemeldet.
Ich bin dann erstmal zum warmfahren und eingewöhnen ein wenig durch die Stadt gefahren. Die Leistungsentfaltung war im unteren Drehzahlbereich nicht berauschend. Vorher hatte ich eine GS1200, da ging schon etwas mehr. Das hab ich dann mal der Vierzylindercharakteristik zugeschrieben, die brauchen ja immer etwas Drehzahl.
Nachdem die Maschine warm war, bin ich dann auf die Landstraße und die Schnellstraße. Langsam hab ich das Drehzahlniveau erhöht. Dann Vollgas. Sauber und ohne ruckeln dreht die ZZR hoch, aber nur sehr langsam und gequält. Während ich so den Drehzahlmesser beobachte wie er sich hochquält warte ich auf den Kick, der irgendwann kommen muß. Hat ja schließlich 150PS, da muß doch was gehen.
Aber nein, nichts tat sich. Bei 180 war Schluß. Da war meine BMW spritziger.
Irgendetwas stimmte also nicht. Nachdem ich alle Einträge in den Papieren nochmal überprüft hatte, kam ein erster Verdacht. Beim entdrosseln nicht alles ausgebaut.
Anruf bei Herrn W., dem Vorbesitzer. Schilderung des Sachverhalts. Telefonkonferenz mit Herrn W. und der Werkstatt B. aus S.
Wieder wird das Symptom geschildert und mein Verdacht gegenüber Herrn B. aus S. geäussert.
Herr B. meinte, Nein, das kann nicht sein. Da sind sicher die Vergasermembranen hinüber. Beim Entdrosseln wurde alles ausgebaut.
Herr B. zeigte sich zunächst kooperativ. Sollte sich der Fehler tatsächlich auf eine nicht komplette Entdrosselung zurückführen lassen, würde man eine Lösung finden.
Ich hab die ZZR dann in R. (von R. nach S. sind es ca. 120km) zu meiner Werkstatt gebracht und die Symptome geschildert.
Nach zwei Tagen kam der Anruf. ZZR läuft wieder wie die Sau.
Als ich die ZZR abhole frage ich nach, was denn war. Der Meister zeigt nur auf 4 weiße Kunststoffhülsen die auf der Werkbank liegen. Die waren noch in den Vergaserdeckeln montiert.
Das ganze hat mich dann nochmal 85,-- EURO gekostet, die ich wieder haben wollte. Dabei hab ich mich auf die Aussage von Herrn W. und Herrn B. verlassen, man würde eine Lösung finden.
Herr W. zeigte sich geschockt, hatte er doch jahrelang eine ZZR mit vielleicht 70PS anstatt 150PS gefahren. Man muß hier aber zugestehen, das eine Leistungssteigerung von 34 auf 70PS für einen unerfahrenen Motorradfahrer doch ganz ordentlich ist.
Herr B. aus S. wollte von der Sache nichts mehr wissen. Es ginge in nichts mehr an. Gut, es sind zwei Jahre seit der Entdrosselung vergangen, Fakt ist aber, dass hier nicht sauber gearbeitet wurde.
Ich habe schon den Anspruch an eine Fachwerkstatt, das ich für mein Geld auch die entsprechende Leistung bekomme. Hier muß ich mich voll und ganz auf die Werkstatt verlassen können. Wenn das nicht mehr gegeben ist, was dann ?? Muß man künftig alles selber machen? Was, wenn man das nicht kann? Wird man von den Werkstätten jetzt immer für Dumm verkauft? Muß ich alle Arbeiten künftig von einem Gutachter überprüfen lassen? Wenn es soweit kommt, können wir einpacken, und die Werkstätten auch.
Wenn ich Herr B. gewesen wäre hätte ich gesagt, Mist, da haben wir einen Fehler gemacht, hätte die 85,-- EURO überwiesen, und hätte mich intern um die Weiterbildung und Qualitätssicherung der Mitarbeiter gekümmert. Denn Fehler kann jeder machen. Nur muß man auch dazu stehen und versuchen sie wieder gutzumachen und aus den Fehlern zu lernen.
Das gehört für mich zu einem seriösen und fairen Umgang mit Kunden, genauso wie der Kunde der Werkstatt die Möglichkeit zur Klärung geben muß.
Hier handelt sich um Kleinkram, um welchen Herr B. aus S. einen unnötigen Aufstand macht. Die Kosten für Hin- und Rücktransport hätte er auch zahlen müssen. Da wäre er sicher nicht billiger weggekommen, wenn er es selber gemacht hätte.
Fazit: Ein unerfahrener Motorradfahrer der nicht merkt das die Werkstatt schlecht gearbeitet hat, ein Käufer (ich) der auf die Aussagen vertraut hat und doch eine richtige Probefahrt hätte machen sollen (mach ich künftig), und eine Motorradwerkstatt, die von ihrer Schlechtleistung nichts mehr wissen will, und wegen 85,-- EURO ihren guten Ruf riskiert.
Möge jeder selber seine Schlüsse und Konsequenzen aus dieser Geschichte ziehen.
Und damit jeder was von meinen Erfahrungen hat, und nicht den gleichen Fehler macht, diese Geschichte hier.