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Gaylord Gladiator: Einzelstück von 1957 im Zeppelin-Museum - Zu schade für den Circus Maximus

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Ein Stück deutsch-amerikanischer Autogeschichte ist ab morgen in Friedrichshafen zu sehen: Der rare Gaylord Gladiator wurde am Bodensee entwickelt und kehrt nun zurück.

Das Design stammt vom legendären US-Designer Brook Stevens: Der Gaylord Gladiator Das Design stammt vom legendären US-Designer Brook Stevens: Der Gaylord Gladiator Quelle: Zeppelin GmbH

Garching/Friedrichshafen – Sicher, der Name dieses Fahrzeugs erzeugt allerlei Assoziationen und Bilder im Kopf. Doch was hier - und ab morgen im Zeppelin-Museum Friedrichshafen - zu sehen ist, ist vor allem ein wunderschöner und seltener Oldtimer: der Gaylord Gladiator.

Zugegeben: Nur Kenner der amerikanischen oder deutschen Autogeschichte dürften etwas mit dem Namen anfangen können. Das liegt daran, dass die Macher dieses Autos nie bekannt wurden. In den 1950er-Jahren planten die amerikanischen Brüder Jim und Ed Gaylord einen Sportwagen, ein Luxusauto, wie es noch keines gab. Sie beauftragten die Fahrzeuginstandsetzung Friedrichshafen (FIF) mit der Entwicklung ihres Gladiator.

Die FIF ging später im Zeppelin-Konzern auf. Der Name des Luftschiff-Grafen (gestorben 1917) lebt in der Zeppelin GmbH weiter. Die Firma vertreibt heute neben anderen Geschäftsfeldern Baumaschinen des US-Herstellers Caterpillar. In den Fünfzigern baute sie in Friedrichshafen drei Chassis des Gaylord Gladiator.

Typenschild: Deutsch-amerikanische Autogeschichte, Seriennummer: 000.000-2 Typenschild: Deutsch-amerikanische Autogeschichte, Seriennummer: 000.000-2 Quelle: Zeppelin GmbH Anfang 2017 bekam Zeppelin das restaurierte Fahrzeug zum Kauf angeboten. Eine Gelegenheit für den ehemaligen Luftfahrtkonzern, ein einzigartiges Stück Unternehmensgeschichte zu erwerben. Denn mit einem so glamourösen Produkt befasste sich Zeppelin später nie wieder. Das Design des Gladiator stammt von Brook Stevens, einem der renommiertesten amerikanischen Industriedesigner des 20. Jahrhunderts. Er zeichnete unter anderem Modelle von Studebaker, Harley Davidson und Jeep – und gilt als Erfinder der „planned obsolence“, also der künstlichen Verkürzung der Lebensdauer von Konsumgütern.

Cadillac-V8 und Tropenholz

Im Gaylord Gladiator steckt vieles, was in den USA der 1950er-Jahre als gut und teuer galt: Das Armaturenbrett besteht aus edlem Tropenholz. Das Fahrzeug verfügt über elektrisch verstellbare Sitze und Fensterheber, eine Servolenkung, einen Bremskraftverstärker, eine Klimaanlage und ein elektrisch versenkbares Dach. Angetrieben wird der Gaylord Gladiator laut Zeppelin von einem Cadillac-V8 mit 6 Litern Hubraum und 290 PS. In einem früheren Prototyp, gebaut bei Spohn in Ravensburg, kam ein 5,5-Liter-V8 von Chrysler zum Einsatz.

Tachonadel in Form des Gaylord-Logos: Design-Preziose von Brooks Stevens Tachonadel in Form des Gaylord-Logos: Design-Preziose von Brooks Stevens Quelle: Zeppelin GmbH Eigentlich wollten die reichen Gaylord-Brüder eine Kleinserie von 25 Stück bauen und verkaufen. Dazu kam es nicht. Mit einem Listenpreis von 17.500 US-Dollar sei der Gaylord Gladiator rund doppelt so teuer gewesen wie ein Mercedes 300 SL, so Zeppelin. Nur ein Auto fand tatsächlich einen Käufer. Das nun in Friedrichshafen gezeigte Exemplar nicht: Es ging laut Zeppelin 1958 in den Privatbesitz der Familie Gaylord über und wurde später komplett restauriert an einen privaten Autosammler in Arizona verkauft.

Zu sehen ist das Stück Friedrichshafener Automobilgeschichte zunächst bis zum 4. November 2018 im Rahmen einer Sonderausstellung. Danach wird es dauerhaft als Leihgabe des Konzerns im Zeppelin-Museum Friedrichshafen verbleiben.

Und um nochmal auf den Namen zurückzukommen. Gaylord stammt aus dem Normannischen, ist als Familien- und Ortsname im Englischen bis heute geläufig und bedeutet so viel wie "kraftvoll". Jedenfalls ursprünglich.

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