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Oldtimer und Youngtimer: Zukünftige Klassiker für wenig Geld - Zehn Mühlen für unter fünf Mille

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Oldtimer sind nur etwas für Wohlhabende? Stimmt nicht, manchen (zukünftigen) Klassiker gibt es zum Discounterpreis. Zehn Autos mit Potenzial für weniger als 5.000 Euro.

Von Haiko Prengel

Berlin - Die Oldtimer-Szene hat sich gewandelt. Früher sprach man vom rostigsten Hobby der Welt. Heute geht es auch um Metall, aber um wertvolleres: Auf Auktionen und Messen decken Gutbetuchte sich mit „Garagengold“ ein. Nach einer aktuellen Umfrage des Allensbach-Instituts hat sich der Glaube der Bevölkerung, die Oldtimerei sei vor allem ein Reichenhobby, verfestigt. Viele historische Autos sind zu Renditeobjekten geworden.

Doch es gibt sie noch, die bezahlbaren Klassiker. Manche kosten weniger als ein neues Sofa. Keine Bruchbuden im Zustand 5, bei denen sich eine Restauration nicht lohnt, sondern fahrbereite Autos, in die man bloß einzusteigen braucht. Die sind mitunter robuster und langlebiger als moderne Fahrzeuge. Sie haben weniger anfällige Elektronik an Bord.

Die einfache Grundregel: Je häufiger ein Auto gebaut wurde, desto günstiger der Preis. Beispiel: Mercedes 190. Der robuste „Baby-Benz“ prägt bis heute das Straßenbild, entsprechend moderat ist die Preisentwicklung, jedenfalls bei den Achtventil-Vierzylindern. Seltenere Autos können günstig sein, wenn es sich um weniger populäre Marken und Modelle handelt. Beispiel: Ford Scorpio. Wenn es um die größten Flops der Automobilhistorie geht, landet die schräge Limousine aus Köln stets ganz oben. Dabei hat der Scorpio seine Qualitäten.

Wir stellen zehn Old- und Youngtimer vor, die es (noch) für weniger als 5.000 Euro gibt. Dazu gibt es die aktuellen Marktwerte der Sachverständigenorganisation Classic Data. Wir haben bewusst die Preise für Fahrzeuge im Zustand 3 herausgesucht. Das sind keine Museumsstücke, sondern Autos mit Gebrauchsspuren. Es handelt sich aber um verkehrssichere Klassiker ohne Durchrostungen und gravierende technische Mängel. Also um Klassiker, mit denen man sofort losfahren und Spaß haben kann.

Ford Scorpio

Der Scorpio war das letzte große Auto mit Hinterradantrieb, das bei Fords Europa-Tochter vom Band lief. 1985 kam er als Nachfolger des populären Granada auf den Markt. Die Technik war fortschrittlich: So war der Scorpio der erste Großserien-Pkw in Europa, den es serienmäßig mit Antiblockiersystem (ABS) gab. 1986 wurde er sogar zum „Auto des Jahres“ gewählt. Und die Behörden fanden Gefallen an ihm: Er wurde in die Flotte des Bundesgrenzschutzes aufgenommen.

Bei den meisten Autokäufern war er nicht so beliebt. Anfangs gab es den Scorpio nur als gewagte Fließheck-Variante. Kombi und Stufenheck folgten später. Die große Modellpflege 1994 ging komplett daneben. Glubschaugen, Fischmaul-Front – bis heute fragen sich viele, was sich die Designer damals bei diesem Facelift dachten. Andererseits macht die umstrittene Optik den Scorpio originell. Und Schnäppchenjäger profitieren vom miesen Image des Scorpio: Selbst Exemplare mit TÜV gibt es für weniger als 1.000 Euro, günstiger lässt sich nicht ins Oldtimer-Hobby einsteigen.

Aktueller Marktwert Ford Scorpio 2.0i: 1.900 Euro

Der Ford Scorpio bei mobile.de

Chrysler LeBaron

Liebling, ich hab das Auto geschrumpft! Als Chrysler 1977 den LeBaron einführte, dominierten in den USA dicke Straßenkreuzer mit massig Hubraum und luxuriöser Ausstattung. Der LeBaron galt mit fünf Metern Länge fast als kompakt. Dabei brabbelte anfangs noch ein V8 unter der Haube. Die zweite Generation von 1981 war ein komplett anderes Auto. Dieses auf viereinhalb Meter geschrumpfte Wägelchen hatte Frontantrieb und vergleichsweise mickrige Vierzylinder. Ziemlich unamerikanisch.

Cruisen kann man mit dem LeBaron trotzdem prima. Vor allem, wenn er kein Blechdach hat. Die Cabrio-Version des LeBaron war nach Einstellung des offenen Cadillac Eldorado 1976 das erste serienmäßige Cabrio auf dem US-Markt. Aber auch als Coupé macht der Wagen mit seinen markanten Schlafaugen was her. Design und Ausstattung sind schick, die Verarbeitung weniger (viel Plastik). Trotzdem eine interessante und vor allem günstige Alternative zu BMW 3er (E30) oder Saab 900.

Aktueller Marktwert Chrysler Le Baron Convertible: 2.300 Euro

Der Chrysler LeBaron bei mobile.de

Opel Calibra

Der Opel Calibra hatte große Fußstapfen zu füllen. Als Sportcoupé musste er 1989 praktisch den legendären Manta ersetzen. Dabei war er ein ganz anderes Auto. Er basierte auf der Mittelklasse-Limousine Vectra A. Daher rührten Frontantrieb und der quer eingebaute Motor.

Der Calibra bestach mit sensationeller Aerodynamik, der cw-Wert des windschlüpfigen Coupés lag bei 0,26. Angetrieben wurde er zunächst nur von 2,0-Liter-Vierzylindern, später kamen ein V6 und der Turbo 4X4 als Spitzenmodell dazu. Mit Allrad und Turbo sprintete der Calibra in 6,8 Sekunden von 0-100 km/h, auf der Autobahn war erst bei 245 km/h Schluss. Auf solche Werte war kein Manta jemals gekommen – auch nicht mit Breitreifen und Tieferlegung.

Aktueller Marktwert Opel Calibra 2.0i 16V: 2.500 Euro

Der Opel Calibra bei mobile.de

Renault 4

Der Renault 4 spielt in der automobilen Weltliga – jedenfalls wenn es um zuverlässige, bezahlbare Fahrzeuge für die Massen geht. Da gehört er in eine Reihe mit der Ente oder dem Käfer. Familien, Studenten, Handwerker, Professoren: Breite Bevölkerungsschichten fuhren auf den 1961 vorgestellten R4 ab. Nicht nur in Frankreich, sondern auch in Deutschland. Das Wägelchen bot trotz kleiner Außenmaße einen geräumigen Innenraum und eine große, praktische Heckklappe zum Beladen. Er war quasi der erste serienmäßige „Fünftürer“.

Die Motorisierung mit bis zu 34 PS war für das bis in die Neunzigerjahre gebaute Leichtgewicht im Prinzip ausreichend. Technisch war der R4 Ente und Käfer voraus. Trotzdem sind die Marktpreise selbst für gut erhaltene R4 bislang moderat, während die Ente bereits die 10.000-Euro-Grenze geknackt hat, der Käfer ist noch teuer. Kult sind sie alle, doch der R4 fährt sich am besten. Allerdings hat Rost die meisten Exemplare dahingerafft.

Aktueller Marktwert Renault 4 TL: 3.400 Euro

Der Renault 4 bei mobile.de

Volvo 740/760

Autos wie mit dem Lineal gezeichnet, dazu eine riesige Knautschzone – Kantig, solide, sicher. Klar: Die Rede ist von Volvo. Die 700er Serie trug diesen Nimbus, von dem der schwedische Hersteller bis heute profitiert bis knapp in die 1990er-Jahre.

1982 erschien zunächst die 760er-Limousine, die mit Klimaanlage, elektrischen Fensterhebern und anderen Komfortextras üppig ausgestattet war. Die nicht ganz so gut ausgestatteten 740er-Modelle folgten 1984, die Kombiversionen 1985. Was alle Autos der 700er-Baureihe eint: Die Karosse ist erfreulich rostbeständig und die Technik äußerst robust – Laufleistungen von einer halben Million Kilometer sind gerade im 740er nicht ungewöhnlich. Die V6-Motoren im 760 gelten als etwas empfindlicher. Volvo 740/760 mit TÜV gibt es ab etwa 1.500 Euro – ziemlich wenig Geld für so viel Auto.

Aktueller Marktwert Volvo 740 Kombi: 3.600 Euro

Der Volvo 740 und der Volvo 760 bei mobile.de

Fiat Panda

Den Fiat Panda gab es lange Zeit für einen schmalen Taler, inzwischen ziehen die Preise an. Der minimalistische Kleinstwagen hat unter Fans längst Kultstatus. Fiat brachte die „tolle Kiste“ (offizieller Werbeslogan) 1980 auf den Markt, weitgehend ohne Komfort. Der Ur-Panda hatte nicht einmal ein Radio oder einen Tageskilometerzähler an Bord. „Highlights“ wie Servolenkung oder Bremskraftverstärker wurden erst später angeboten. Trotzdem passten in den Panda fünf Leute. Dank umklappbarer Vorder- und Rücksitze kann man zur Not sogar in ihm schlafen.

Mit seinen robusten Motoren und der herrlich simplen Technik bestach der Zwerg die Massen. Mit über vier Millionen gebauten Exemplaren ist der Panda eines der meistverkauften Autos überhaupt. Rost hat den Bestand allerdings arg dezimiert – der kleine Fiat ist von vorne bis hinten korrosionsanfällig. Der Pluspunkt: Die Reste in der Garage muss man dann nur noch zusammenfegen.

Aktueller Marktwert Fiat Panda 1000: 1.300 Euro

Der Fiat Panda bei mobile.de

Jaguar XJ40

Selbst Luxusautos werden irgendwann erschwinglich. Der Jaguar XJ40 kostete früher mindestens 80.000 Mark. Heute werden einem die ab 1986 produzierten Edel-Miezen für ein paar Tausender beinahe nachgeschmissen. Das hat allerdings einen Grund: Der XJ40 ist mit elektrischen Komfortextras vollgestopft. Die geben im Alter gerne den Dienst auf. Das kann teure Reparaturen nach sich ziehen, für die den Besitzern in dritter bis fünfter Hand öfter das Geld fehlt. Also: Augen auf beim Jaguar-Kauf und bei der Fahrzeugbesichtigung auf blinkende Kontrollleuchten achten. Wenn überraschenderweise alles funktioniert, gibt es ganz viel Luxus für wenig Geld.

Aktueller Marktwert Jaguar XJ40 3.2: 3.400 Euro

Der Jaguar XJ40 bei mobile.de

BMW 5er E34

Die dritte Generation der BMW-5er-Baureihe kam vor 30 Jahren auf den Markt, die ersten Autos dürfen sich jetzt mit dem H-Kennzeichen schmücken. Dabei wirkt der E34 nicht wie ein altes Auto, dank der modernen und robusten Technik ist er bis heute voll alltagstauglich. Vor allem die seidenweichen Reihensechszylinder sind Legende, mit den V8-Aggregaten kann man richtig auf dicke Hose machen.

Großer Vorteil beim E34: Elektronik – im Alter anfällig und mühsam zu reparieren – wurde anders als beim Nachfolgermodell E39 noch sparsam eingesetzt. Selten geworden sind gute E34-Touring, bei den Limousinen ist das Angebot dagegen groß – wenn auch nicht so üppig wie beim Konkurrenzmodell Mercedes W124.

Aktueller Marktwert BMW 520i: 2.000 Euro

Der BMW 5er E34 bei mobile.de

Mercedes 190 E

Ein kompaktes Auto, dazu noch ohne Chromschmuck? Die traditionelle Mercedes-Kundschaft war wenig begeistert, als Daimler-Benz 1982 den nüchtern gezeichneten 190er brachte. Doch der „Baby-Benz“ überzeugte schnell, was vor allem an seiner modernen Technik und der für eine Mittelklasse-Limousine hervorragenden Straßenlage lag.

Hinzu kam eine große Modellvielfalt: Den Mercedes 190 gab als lahmen Bauern-Diesel, mit mondänem Sechszylinder oder in den hochgezüchteten Sportversionen 2.3-16 und 2.5-16. Auf dieser Basis wurde der 190 in der DTM sogar zur Motorsport-Legende. Die schnellen 16-Ventiler sind heute rar und sehr teuer. Modelle mit 1,8er und 2,0-Liter-Motor gibt es dagegen reichlich. Wer Rennsport-Feeling will, kann sich ja nachträglich einen Heckspoiler anschrauben.

Aktueller Marktwert Mercedes 190 E 2.0: 1.900 Euro

Der Mercedes 190 bei mobile.de

Audi V8

Mit dem V8 startete Audi endlich richtig in die Oberklasse. 1988 war das und eigentlich handelte es sich bei der Edel-Limousine um kein neu entwickeltes Modell. Die Ingolstädter hatten den Audi 100 beziehungsweise 200 nur ordentlich aufgemotzt. Damit hatte Audi schon Anfang der Achtzigerjahre versucht, ins Luxussegment vorzustoßen. Mit wenig Erfolg.

Der deutlich aufwendiger modifizierte Audi V8 brachte es auf überragende Fahrleistungen (knapp 250 km/h Spitze). Dank der vollverzinkten Karosserie gibt es noch gut erhaltene Exemplare, jedenfalls was das Blechkleid betrifft. Elektrik und Motoren brauchen dagegen Pflege, auf ein durchgängig geführtes Serviceheft sollte man daher bei der Fahrzeugbesichtigung achten.

Aktueller Marktwert Audi V8: 3.600 Euro

Der Audi V8 bei mobile.de

 

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