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Deutschland-Rallye 2012 - Wie ich vor dem Rallye-Weltmeister ins Ziel kam

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Von Dietmar Stanka

Wie sehr Citroën, wie unglaublich Sébastien Loeb die Welt des Motorsports dominieren, wissen in Deutschland die wenigsten. Wir wollen das ändern. Wenn nicht jetzt, wann dann?

Zum 30. Mal röhrlt und donnert die Deutschland-Rallye rund um Trier, seit zehn Jahren hat sie den begehrten WM-Status. Unser Reporter Dietmar Stanka besuchte sie, um mit einem Citroën dem ewigen Weltmeister nachzueifern.

Wer ist der beste europäische Rennfahrer aller Zeiten

Wer in Deutschland Rallye hört, der denkt ja immer nur an den Röhrl Walter, den zweifachen Champion. Ein Mann wie ein Baum. Groß, unbeugsam, beeindruckend. Dabei müssen wir an dieser Stelle eingestehen. Nicht Walter Röhrl ist der beste Rennfahrer Europas. Wahrscheinlich nicht mal Michael Schumacher, der sieben Formel-1-Titel gewann.

Loeb und Delana beim Start Loeb und Delana beim Start Aus Sicht unserer südeuropäischen Nachbarn ist die Frage nach dem Besten aller Zeiten leicht zu beantworten. Es ist Sébastien Loeb. Seit 2004 hat der Mann aus dem Elsass jede Rallye-WM gewonnen. Jede! 2004, 2005, 2006, 2007, 2008, 2009, 2010, 2011. Immer mit Citroën, mit insgesamt 72 Siegen.

Auch in diesem Jahr scheint Sebi, wie Loeb mit Spitznamen genannt wird, die WM sicher zu haben. Er führt in der Fahrerwertung, genauso wie Citroën in der Teamwertung. Auch in Trier zeigt der sympathische Loeb bereits seine Überlegenheit. Beim Showdown am Donnerstagnachmittag fuhr er die schnellste Zeit.

Ich treffe Sébastien bei einem Journalistengespräch. Er betritt den Raum telefonierend, beendet ruhig das Gespräch, legt seine zwei Telefone vor sich und stellt sich den Fragen. Ich frage ihn, wie lange er noch weiter fahren will? Ob sein Start in Le Mans bei den 24-Stunden 2013 mit eigenem Rennstall vielleicht ein Schritt zur Beendigung seiner Rallye-Fahrer-Laufbahn ist? "Ja, ich bin ein Racehead. Und mit meinem eigenen Rennstall habe ich die Möglichkeit ein Team entweder zu leiten oder ins Cockpit zu steigen," sagt er. Nicht mehr, nicht weniger. Keine genaue Aussage, ob er sich nächstes Jahr der Herausforderung Volkswagen stellt. Nur ein Lächeln noch. Dann geht er.

Ein Rallye-Fahrer, ein DS3 und ich

Und manchmal flitzt er auch wild Und manchmal flitzt er auch wild Mit Citroën ist es da etwas leichter. Die reagieren auf meine (zugegeben viel einfachere) Frage, wie sich Rallye fahren im Jahr 2012 anfühlt mit zwei Antworten. Antwort 1 heißt Sven Schädler, ist Rallye-Pilot und ehemaliger deutscher Kartmeister. Antwort 2 heißt Citroën DS3 racing, hat 207 PS und fährt als VIP A Fahrzeug vor dem Feld der Rallye-Boliden.

Auf der Wertungsprüfung 2 und 3 bin ich Seite an Seite mit Sven unterwegs. Das bedeutet, ich kämpfe wahlweise mit meinem Magen oder dem Aufschrieb. Über Weinberge, Straßen und Flurwege geht es auf und ab. Obwohl unser DS3 racing ein ganz normaler Serienwagen ohne Sicherheitskäfig oder Hosenträgergurte ist, tragen wir feuerfeste Overalls und Helme mit Mikrofonen.

Dietmar und Sven - ein flottes Team Dietmar und Sven - ein flottes Team

Und Sven lässt es richtig fliegen. Zumindest nachdem ich den Rhythmus beim Vorlesen des Aufschriebs gefunden hatte. 40 rechts 4 über Kuppe 50 links voll lang lang … so oder so ähnlich fliegen meine Stakkato-Ansagen Sven um die Ohren. Manchmal bin ich zu schnell, oft zu langsam. Sven ist trotzdem rasend schnell. Zumindest so schnell, dass die Bremsen nach der WP2 extrem weich sind.

Vor dem Weltmeister im Ziel

Interessant wäre ein Zeitvergleich mit Sébastien Loeb. Auch er startete mit einem DS3, aber eben nicht nur einem racing, sondern dem WRC. Und nicht mit Front- sondern Allradantrieb und an der Seite seines Co-Piloten Daniel Delana. Das Erfolgs-Duo wirbelte eine halbe Stunde nach uns den Staub auf. Nur deshalb kamen wir vor den beiden früher ins Ziel der beiden Wertungsprüfungen.

MT-Reporter Dietmar nass geschwitzt MT-Reporter Dietmar nass geschwitzt Aber das Abenteuer, zwei Wertungsprüfungen einer Weltmeisterschaftsrallye neben dem phantastischen Sven Schädler als Beifahrer zu fahren kann mir keiner mehr nehmen. Und sein Kompliment an mich auch nicht: „Nochmals meinen Respekt für die beiden WP‘s. Dafür dass Du "blind" ins Auto eingestiegen bist, war das echt ein super Job!“

Quelle: MOTOR-TALK

Avatar von TimoFriedmann
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