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Seat Leon Cupra 280: Erste Fahrt - Volle Kraft nach vorn

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Der schnellste Leon startet gleich in zwei Leistungsstufen: Ab März bietet Seat den kompakten Cupra mit 265 und 280 PS an. Wir haben ihn auf der Rennstrecke getestet.

Seat zeigt in Genf den neuen Leon Cupra mit 265 bzw. 280 PS. Die Preise beginnen bei 30.810 Euro Seat zeigt in Genf den neuen Leon Cupra mit 265 bzw. 280 PS. Die Preise beginnen bei 30.810 Euro Quelle: Seat

Martorell – Der VW-Konzern liebt seine Baukästen. Strenge Richtlinien für Quer- und Längsmotoren senken die Kosten und vereinfachen die Produktion. Der Nachteil: Vieles fühlt sich gleich an, manches ähnelt sich bis ins Detail. Konkret: Die Sport-Kompakten VW Golf R und Audi S3 unterscheiden sich gefühlt nur marginal. Ein dritter, spanischer Konzern-Hot-Hatch mit 300 PS und Allradantrieb wäre also völlig überflüssig.

Serienmäßig beim 280-PS-Modell: 19-Zoll-Räder und ein Dachkantenspoiler Serienmäßig beim 280-PS-Modell: 19-Zoll-Räder und ein Dachkantenspoiler Quelle: Seat Deshalb fährt man bei Seat einen anderen Weg. Klar – einen schnellen Leon gab es schon immer, es muss also wieder einen geben. Doch dieses Mal soll er anders sein als seine Cousins aus Wolfsburg und Ingolstadt. Unvernünftiger, aber bitte nicht langsamer.

265 bzw. 280 PS und Frontantrieb

Das Ergebnis ist praktisch und simpel: Der Leon Cupra verzichtet auf die zweite Antriebsachse. Das kostet Traktion, spart aber Sprit, Gewicht und Geld. Mit einem Grundpreis von 30.810 Euro (265 PS) bzw. 32.110 Euro (280 PS) liegt er preislich näher am GTI als am Golf R, leistet aber fast so viel wie das Topmodell. Ein gleich starker Opel Astra OPC kostet fast 3.000 Euro mehr.

Der 2,0-Liter-Turbobenziner des Leon Cupra gleicht den Aggregaten aus S3 und Golf R vom Turbolader bis zu den Einspritzdüsen. Nur die Software wurde angepasst. Trotz der elektronischen Drossel zerren 350 Newtonmeter und 265 bzw. 280 PS an den Antriebswellen der Vorderachse. Ohne helfende Technik oder einen erfahrenen Gasfuß verpufft die Kraft an der Reibungsgrenze der vorderen Pneus.

MOTOR-TALK Redakteur Constantin Bergander im Seat Leon Cupra 280 MOTOR-TALK Redakteur Constantin Bergander im Seat Leon Cupra 280 Quelle: Seat

Differenzialsperre serienmäßig

Abhilfe schafft das Differenzial aus dem Golf GTI mit Performance-Paket: Eine mechanische Vorderachs-Quersperre und variable Momentverteilung verringern den Gummiabrieb bei schnellen Kurven und zügigen Starts. Das funktioniert so gut, dass man Kardanwelle und Haldex-Kupplung nur im direkten Vergleich vermisst: Der Leon Cupra beschleunigt in 5,7 bis 5,9 Sekunden auf Tempo 100, also etwa eine Sekunde langsamer als die Allrad-Kollegen. Alle drei sind bei 250 km/h abgeregelt.

In der Praxis blinkt die ESP-Leuchte im Tacho nur dann, wenn man sie provoziert. Vollgas vor dem Kurven-Scheitelpunkt und auf glatten Straßen bringt die Vorderräder ins Rutschen. Aber nur kurz, bis die elektronische Assistenz einschreitet. Die lässt sich per Knopfdruck teilweise oder vollständig deaktivieren.

Leicht und schnell

Dank seines geringen Gewichts von 1.375 Kilogramm fährt der Leon Cupra leichtfüßig und sicher auf Straße und Rennstrecke. Nur in besonders aggressiv durchfahrenen Kurven fehlt im Vergleich etwas Stabilität an der Hinterachse. Daran kann selbst das gute, adaptive Fahrwerk nichts ändern.

Dafür glänzt der Motor: In der starken Version beschleunigt der Direkteinspritzer den Kompakten in weniger als 20 Sekunden auf Tempo 200. Die feine Abstimmung lässt den stärksten Leon trotzdem nicht übermotorisiert wirken.

Der Motor klingt kernig und lässt den Turbo zwitschern. Im Cupra-Fahrprofil kommt künstlicher Sound hinzu Der Motor klingt kernig und lässt den Turbo zwitschern. Im Cupra-Fahrprofil kommt künstlicher Sound hinzu Quelle: Seat Seat gibt für den Leon Cupra einen Durchschnittsverbrauch von 6,4 (DSG) bzw. 6,6 Litern (Handschaltung) an. Wer auf Fahrspaß verzichtet, kann diesen Wert sogar unterbieten. Im zügigen Schnitt errechnet der Bordcomputer rund zehn Liter.

Wer den derzeit schnellsten Seat auf der Rennstrecke bewegen möchte, sollte trotz der besseren Beschleunigungswerte auf das Sechsgang-Direktschaltgetriebe (Aufpreis: 1.700 Euro) verzichten. Die automatische Schaltung lässt sich nicht vollständig deaktivieren. Wenn man einen Sekundenbruchteil zu spät hochschaltet, wechselt das Getriebe deshalb in den übernächsten Gang. Das nervt und kostet wertvolle Sekunden.

Leon Cupra in zwei Leistungsstufen

Es bleibt die Frage, warum Seat den Leon Cupra in zwei Leistungsklassen anbietet. Die Motoren sind mechanisch identisch. Findige Tuner werden also bald Software-Updates anbieten, die weniger kosten als der Aufpreis beim Händler. Das darin enthaltene Optik-Paket mit Heckflügel und schwarz lackierten Spiegeln gibt es als Option für den schwachen Cupra. Eine nachträgliche Leistungssteigerung jedoch nicht.

Toll: Seat scheint über eine Cupra-Version des ST nachzudenken. Prototypen werden bereits getestet. Zu konkreten Aussagen wollte sich kein Sprecher überreden lassen – aber immerhin gab es das eine oder andere wissende Lächeln. Update: Hier gibts News zum Seat Leon Cupra ST.

Auf dem Automobilsalon in Genf will Seat die Nordschleifen-Zeit des Leon Cupra bekannt geben. Dort muss er mit dem Honda Civic Type-R konkurrieren: Beide Hersteller wollen den schnellsten Fronttriebler auf dem Nürburgring bauen.

Video: Seat Leon Cupra auf dem Castellolí Circuit

Wie sich der Leon Cupra auf der Rennstrecke schlägt, durften wir bereits auf dem Castellolí Circuit erfahren. Einen Eindruck unserer Fahrt erhaltet Ihr im Video. Vorsicht: Wenig Informationsgehalt, dafür Sound und Geschwindigkeit.

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