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Retro-Bikes sind auch 2016 im Trend - Vintage und Retro statt Power und Vollverkleidung

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"New Heritage", "Post Heritage", "Modern Classics" - der Namen gibt es viele. Viele Motorrad-Hersteller haben mindestens ein Retro-Bike im Programm.

Die BMW R nineT Scrambler hat einen luftgekühlten Boxer-Motor Die BMW R nineT Scrambler hat einen luftgekühlten Boxer-Motor Quelle: BMW

Köln - Bislang waren Pferdestärken für viele Motorradkäufer ein wichtiges Kaufargument. Im Zuge des Retro-Trends steigt jedoch die Zahl der Modelle, bei denen die Optik mit historischen Bezügen im Vordergrund steht. Hier rangiert ein an der „guten alten Zeit“ orientierter Lifestyle vor Höchstleistung.

Jeder Hersteller nennt die neumodische Rückwärtsbewegung anders: BMW wählte zur Einführung der seit Anfang 2014 enorm erfolgreichen R nineT den Begriff „New Heritage“, Ducati spricht bei seiner seit 2015 nicht minder erfolgreichen Scrambler-Baureihe vom „Post Heritage“-Design und Triumph bezeichnet seine klassisch gezeichneten Zweizylinder-Modelle als „Modern Classics“.

Moto Guzzis V7 ist die Basis der V7 Stornello Moto Guzzis V7 ist die Basis der V7 Stornello Quelle: Moto Guzzi Auch Moto Guzzi bemüht neuerdings verstärkt seine über 90-jährige Firmengeschichte und stellt Modelle vor, deren Optik sich am Gestern orientiert, während die Technik von heute ist. Einen markentypischen Begriff dafür haben die Italiener aber noch nicht geprägt. Als bislang einziger japanischer Hersteller versucht auch Yamaha unter der Marke „Faster Sons“ die Rückbesinnung auf die Vergangenheit: Gemeint ist damit, dass die Söhne heutzutage auf das Erbe der Väter Bezug nehmen und es behutsam fortentwickeln, ohne es allzu sehr zu verfremden.

Moderne Technik und klassische Linien

Typische Modelle dieser Verbindung aus moderner Technik und mehr oder minder klassischer Linienführung sind die BMW R nineT mit luftgekühltem 110-PS-Boxermotor und die eben erst vorgestellte BMW R nineT Scrambler mit dem gleichen Motor. Und man würde sich nicht wundern, wenn die Bayern auch noch einen klassischen Café Racer und vielleicht sogar eine Enduro im Stile der 1980 präsentierten G/S nachlegen würden. Triumph hat für 2016 gleich fünf komplett neu entwickelte Versionen seines erstmals 1956 präsentierten Modells Bonneville auf die Räder gestellt: In vielen optischen Details sowie der Linienführung als Ganzes haben die Engländer sich an der Ur-Bonnie orientiert.

Ducati hat sich an der in den 1960er-Jahren für den US-Markt entworfenen Scrambler orientiert und bereits im vergangenen Jahr eine komplette Baureihe dieses Namens vorgestellt. Mittlerweile besteht sie aus fünf Versionen mit luftgekühltem 800er-Zweizylindermotor mit 75 PS und einer Variante mit ebenfalls luftgekühltem 400er-Zweizylinder. Bei der „Sixty2“ müssen 41 PS reichen. An eine über 50 Jahre alte Scrambler-Version mit Namen „Stornello“ knüpft 2016 auch Moto Guzzi an; das gleichnamige Ur-Modell war von 1960 bis 1974 im Programm der italienischen Marke gewesen. Trotz ihres historisierenden Designs ist die kleine Guzzi mit luftgekühltem 750-Kubik-V2-Motor mit Traktionskontrolle und ABS ein technisch modernes Motorrad mit 48 PS.

Yamaha geht bei seinen zwei bisher vorgestellten „Faster Sons“-Versionen XSR 700 und XSR 900 anders vor: Die Japaner nehmen erst jüngst entwickelte, moderne Bikes mit Zwei- und Dreizylindermotor und nutzen deren technische Basis für Retro-Bikes, kleiden diese aber neu ein. Diverse Plastikteile werden durch Blech oder auch Chrom ersetzt, eckige Scheinwerfer werden zu runden Leuchten. Die XSR-Modelle wechseln im Grunde nur das Outfit im Vergleich zu MT-07 und MT-09 – nebenbei erhöht sich der Preis. Die Leistung ist gegenüber den Basismodellen unverändert.

Ducati Scrambler: In der Classic-Version sind die Kotflügel aus Blech statt Kunststoff Ducati Scrambler: In der Classic-Version sind die Kotflügel aus Blech statt Kunststoff Quelle: Ducati

Individualisierung erwünscht

Gemeinsam ist allen genannten Marken, dass die Käufer die Bikes zumindest optisch individualisieren können („Customizing“). Dazu werden oft schon zur Modellpräsentation Zusatzbauteile vorgestellt, die ohne großen Aufwand montiert werden können. Damit das ohne Schweiß- oder Flexarbeiten möglich ist, hat man bereits bei der Konstruktion der Fahrzeuge vorgesorgt. Heckrahmen werden nach Möglichkeit nicht angeschweißt, sondern angeschraubt. Besonders gern werden Auspuffanlagen, Heck, Blinker, Spiegel und Lenker verändert oder ausgetauscht.

Nicht minder wichtig ist aber auch die Fahrerausstattung: Alle genannten Marken haben Bekleidungslinien entwickelt, die auf die Retro-Modelle abgestimmt sind. Hemden weisen vorzugsweise eine Art „Holzfäller-Design“ auf, Stiefel sind natürlich aus Leder gefertigt und gerne in gröberem Stil gehalten, um Wertigkeit zu beweisen. Das Pure, Wahre und Echte steht hoch im Kurs – seit Sommer 2015 gibt es sogar (in Berlin) das Pure Crafted Festival, das die Aspekte Musik, Lifestyle und (Retro-)Motorrad sowie das Customizing zusammenführt. Es wird im August 2016 zum zweiten Mal über die Bühne gehen – natürlich wieder in einer Event-Location mit Geschichte, dem alten Postbahnhof.

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