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Untersuchung: Infotainment im Auto ist Verkehrsrisiko

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Immer öfter werden Autos mit Infotainmentpaketen beworben und verkauft. Eine Untersuchung ergab: Das ist nicht ganz ungefährlich.

Test der Uni Salzburg Test der Uni Salzburg In immer mehr modernen Autos reicht es nicht mehr, wenn sich der Fahrer auf den Straßenverkehr konzentriert. Auch Radio, Mobiltelefon, Navigation, Internet und Assistenzsysteme fordern Aufmerksamkeit und sind neue Herausforderungen für viele Autofahrer. Ist das ein Verkehrsrisiko? Ja, sagt der Auto Club Europa (ACE), der zusammen mit der Universität Salzburg eine umfangreiche Untersuchung zum Thema durchgeführt hat.

Zwar sollen moderne Assistenz- und Kommunikationssysteme für mehr Komfort und Sicherheit sorgen, das ist aber nicht immer der Fall. Im Salzburger Test wurde die Reaktion von 12 Probanden in mit den neuesten technischen Wunderwerken ausgestatteten Premium-Automobilen getestet. Dabei waren der neue Audi A6, der Mercedes CLS und der Fünfer von BMW.

Fast 1 km im Blindflug?

Erfasst wurde mit Hilfe von speziellen Kameras beispielsweise die Blickrichtung und – dauer der Testpersonen. Ziel war es herauszufinden, wie leicht sich die Systeme bedienen lassen und wie groß die Ablenkung während der Fahrt ist, wenn der Fahrer sich auf die Straße und gleichzeitig die Bedienung konzentrieren muss. Die gestellten Aufgaben waren beispielsweise das Einstellen eines Radiosenders oder eines Navigationsziels, oder auch das Anrufen eines Kontakts aus dem Adressbuch des Telefons.

Ergebnis: Umfangreiche Infotainment-Pakete wie MMI, iDrive oder Comand konnten die Teilnehmer nicht bedienen, ohne dabei intensiv vom Straßenverkehr abgelenkt zu sein. Bei allen Aufgaben konzentrierten sich die Probanden länger auf das Display als auf den Straßenverkehr. Beispiel: Der Anruf eines Kontakts aus dem Adressbuch eines Mobiltelefons dauerte im Test knapp 48 Sekunden. Das entspricht bei Tempo 130 auf der Autobahn einer Fahrstrecke von gut 1.700 m. In dieser Zeit wechselte der Blick der Probanden 25-mal zwischen Fahrbahn und Display, das macht netto 25 Sekunden und 900 m Blindflug.

Selbst im Stand ließen sich die komplexen Premium-Systeme nicht intuitiv bedienen. Die Testpersonen bemängelten zu kleine Symbole, zu lange Hinweistexte, kontrastarme Anzeigen, Scroll-Funktionen gegen den Uhrzeigersinn, oder auch Dreh-Drückschalter.

ACE fordert Standards und Selbstbeschränkung

Nach Ansicht des Automobilclubs erfordert die zunehmende Digitalisierung der Fahrzeuge einheitliche Standards zumindest bei Grundfunktionen wie Audio und Navigation. Auch müsse geprüft werden, welche Aktionen überhaupt während der Fahrt zulässig seien. Sicherheit müsse hier Vorrang vor Entertainment und Kommunikation haben.

Für den Fall, dass sich die Autohersteller nicht von überfrachteten Bediensystemen verabschiedeten und sich nicht auf gemeinsame Standards festlegten, müsse der Gesetzgeber eben rechtsverbindliche Standards setzen.

Empfohlen wird außerdem, sich mit komplexen, nicht vertrauten Bedienvorgängen nicht erstmals während der Fahrt, sondern in einem sicheren Umfeld zu beschäftigen.

(nw)

 

Quelle: MOTOR-TALK

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