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Schweiz: Diskussion um Straßenbreite - Sind Schweizer Straßen zu schmal für SUV?

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Die Autos wachsen, die Straßen nicht. In der Schweiz wird diskutiert, die Straßenbau-Normen an den SUV-Boom anzupassen. Das könnte 50 cm mehr Breite pro Fahrbahn bedeuten.

Das Autobahnkreuz Ecublens-Crissier auf der A1 (Schweiz): Die Straßen in unserem Nachbarland könnten bald breiter werden Das Autobahnkreuz Ecublens-Crissier auf der A1 (Schweiz): Die Straßen in unserem Nachbarland könnten bald breiter werden Quelle: (c) dpa

Zürich – SUV und Geländewagen sind der Trend der Automobilindustrie. Das gilt auch in der neutralen, aber bergigen Schweiz. Dort haben die vielen neuen SUV im Straßenbild nun eine verkehrspolitische Grundsatzdebatte ausgelöst, wie die Zeitung „Tagesanzeiger“ berichtet. Die Grundsatzfrage lautet: Sind die schweizerischen Straßen zu schmal für die großen, breiten SUV?

2016 sei bereits jedes dritte in der Schweiz neu zugelassene Fahrzeug ein SUV gewesen, so die Zeitung. Das Problem kennen auch die Deutschen: Hierzulande wurde bereits die Breite der Überholspuren in Autobahnbaustellen vielerorts um 20 Zentimeter angehoben. Im südlichen Nachbarland geht es gleich ums Ganze: eine neue Norm für den Straßenbau.

Die Experten vom „Verband für Verkehrsfachleute Schweiz“ (VSS) sehen in den breiten Autos auf schmalen Straßen ein hohes Sicherheitsrisiko. „Wenn die Fahrzeuge breiter werden, muss auch die Straße breiter sein, sonst erhöht sich die Gefahr von Unfällen“, zitiert der Tagesanzeiger den Verbandspräsidenten Jean-Marc Jeanneret. Sein Verband arbeite an neuen Normen, bei denen „die Fahrbahnen den breiter gewordenen Fahrzeugen angepasst werden“.

Beistand erhalten die Schweizer Verkehrswissenschaftler von dem Direktor des Bundesamtes für Straßen (Astra), Jörg Röthlisberger. Viele Straßen seien heute zu schmal, um den Bedürfnissen aller Verkehrsteilnehmer gerecht zu werden, so der Herr über das Schweizer Straßennetz und die Zulassung von Kraftfahrzeugen. Die Lösung: „Breitere Straßenräume“, für ein „sicheres Miteinander“.

Zürich dagegen, Basel dafür

Umweltschützer und viele Kantone sind nicht begeistert von dem Vorstoß. 10 bis 50 Zentimeter mehr Breite pro Fahrbahn, innerorts bis zu einem Meter breitere Straßen sind im Gespräch – einen entsprechenden Vorschlag hatte der VSS bereits vor einem Jahr eingereicht und nach großem Widerstand sofort zurückziehen müssen.

Auch jetzt wird die Schweiz streiten: Muss das sein? Aus dem Kanton Zürich heißt es, man sehe keinen Handlungsbedarf. Ob denn der Straßenbau dem Trend der Automobilindustrie folgen müsse. Die „Beratungsstelle für Unfallverhütung“ (BfU) fürchtet, dass auf breiteren Straßen schneller gefahren werde – und damit das Gegenteil von mehr Sicherheit erreicht werde.

Lkw-Spediteure dagegen fordern eine Verbreiterung der Straßen. Der Kanton Basel-Landschaft habe bereits 2015 beschlossen, SUV-taugliche Straßen zu bauen, so der „Tagesanzeiger“. Vermutlich muss am Ende die Politik entscheiden. Denn es geht in der Schweiz nicht nur um technische Normen – sondern um eine Grundsatzfrage der Verkehrs- und Umweltpolitik.

 

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Quelle: tagesanzeiger

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