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VW: Scania-Übernahme - Scania will sich teurer verkaufen

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VW wollte die Übernahme von Scania schnell abschließen. Aber der schwedische Lkw-Hersteller empfiehlt seinen Aktionären: Lehnt das VW-Angebot ab.

Stolze Schweden: Der Scania-Verwaltungsrat empfahl seinen Aktionären, das VW-Übernahmeangebot abzulehnen Stolze Schweden: Der Scania-Verwaltungsrat empfahl seinen Aktionären, das VW-Übernahmeangebot abzulehnen Quelle: Scania

Stockholm - Noch vor wenigen Tagen klang VW-Finanzvorstand Pötsch zuversichtlich. Die Wolfsburger wollen bei Scania endlich durchregieren und unterbreiteten den Aktionären ein "sehr gutes" Angebot für die vollständige Einverleibung in den Konzern.

Doch die Schweden fühlen sich zu billig bewertet und stellen sich gegen die Übernahmeofferte. Dabei hatte VW bereits gut 50 Prozent Aufschlag auf den Durchschnittskurs der Papiere einkalkuliert. Dennoch empfahl der Scania-Verwaltungsrat - eine Mischform aus Vorstandsetage und Aufsichtsrat - den Aktionären am Dienstag, das Angebot aus Wolfsburg auszuschlagen.

Scania will nun sogar die eigenen Quartalszahlen schon am 11. April präsentieren, um noch in der laufenden Phase der Übernahme seine Zugkraft zu demonstrieren. Am 25. April läuft die Frist für das VW-Angebot aus.

VW teilt die Einschätzung "ausdrücklich nicht"

Die Ablehnung bei Scania hatte sich bereits Ende Februar angedeutet. Da hatte der VW-Konzern bekanntgegeben, die restlichen Anteile an der schwedischen Lkw-Tochter für fast sieben Milliarden Euro einsammeln zu wollen.

Volkswagen möchte in den Besitz von mehr als 90 Prozent der Aktiengesamtzahl gelangen und Scania dann von der Börse nehmen. VW ist bereits seit 2000 an Scania beteiligt und hält direkt und indirekt insgesamt 89,2 Prozent der Stimmrechte und 62,6 Prozent des Kapitals an dem Nutzfahrzeugunternehmen.

Scania teilte am Dienstag mit: "Mit Blick auf die langfristigen Aussichten für Scania, die Wachstumsperspektiven, technologische Exzellenz und das Synergiepotenzial, ist das Komitee der Überzeugung, dass das Angebot den langfristigen elementaren Wert von Scania nicht widerspiegelt (...) und empfiehlt den Scania-Aktionären daher, ihre Anteile VW nicht anzudienen."

Die Wolfsburger erklärten umgehend, sie teilten die Einschätzung der Schweden "ausdrücklich nicht". Es handele sich um "eine sehr attraktive und ausgewogene Offerte". Der Konzern schrieb weiter: "Wir sind daher ungeachtet der Stellungnahme des Komitees zuversichtlich, dass unser Angebot erfolgreich sein wird."

"Übliche Rhetorik"

NordLB-Analyst Frank Schwope ist von der Entwicklung nicht überrascht. "Das ist die übliche Rhetorik", sagte der Branchenkenner. Angebote erst einmal zu niedrig nennen, das sei ein gängiger Reflex. Auch, um möglichen Klagen von Aktionären vorzubeugen. Schwope geht davon aus, dass die Mehrheit der Aktionäre die Offerte aus Wolfsburg trotzdem annimmt. Der Aufschlag von 50 Prozent auf den Kurs sei verlockend.

Einen eigenen Preisvorschlag machte das Scania-Gremium nicht. Es sagte dem Konzern aber eine rosige Zukunft voraus, weil die Nachfrage nach Lastwagen sowohl in Europa als auch in Wachstumsregionen wie Südamerika oder Asien demnächst kräftig anziehen werde.

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