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Diesel-Razzia bei Opel: LKA durchsucht 2 Standorte - Opel: "Verfahren nicht verschleppt"

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Aufgrund möglichen Betrugs bei 95.000 Dieselfahrzeugen wurden Geschäftsräume von Opel durchsucht. Opel habe einen Rückruf verschleppt. Opel bestreitet das.

Beamte durchsuchen die Geschäftsräume von Opel. Der Autohersteller soll die Software von 95.000 Dieselautos unzulässig beeinflusst haben Beamte durchsuchen die Geschäftsräume von Opel. Der Autohersteller soll die Software von 95.000 Dieselautos unzulässig beeinflusst haben Quelle: Picture-Alliance

Update: 15.10.2018, 19:30 Uhr: Stellungnahmen Bundesverkehrsministerium, Opel

Rüsselsheim - Opel steht im konkreten Verdacht, die Abgase bei Dieselfahrzeugen mit einer Software-Funktion manipuliert zu haben. Am Montag durchsuchten Ermittler Geschäftsräume des Unternehmens in Rüsselsheim und Kaiserslautern. Zuvor hatte es ähnliche Razzien bei Marken des VW-Konzerns und bei BMW gegeben. Schwerpunkt waren stets verdächtige Abweichungen von Abgaswerten zwischen Messungen auf Prüfständen und im Straßenbetrieb.

Laut „bild.de“ geht es im Fall Opel um rund 95.000 Euro-6-Dieselwagen der Modelle Insignia, Zafira und Cascada aus den Baujahren 2012 bis 2017. Die Ermittler hegen einen Anfangsverdacht des Betruges, weil Opel möglicherweise Dieselfahrzeuge mit manipulierter Abgas-Software in den Verkehr gebracht habe, wie die Frankfurter Oberstaatsanwältin Nadja Niesen erklärte.

Die Fahrzeuge haben demnach die zusätzliche Reinigung bei hohen Drehzahlen und in einem breiten Bereich von Außentemperaturen abgeschaltet. Opel hatte die Technik stets verteidigt, weil sie notwendig für den Schutz von Motorbauteilen sei.

Opel: Autos entsprechen Vorschriften

Die Fahrzeuge sind schon länger Gegenstand von Prüfungen des Kraftfahrt-Bundesamtes (KBA), auf dessen Strafanzeige die aktuellen Durchsuchungen zurückgehen sollen. Im Jahr 2017 hatte die Staatsanwaltschaft ein erstes Ermittlungsverfahren eingestellt. Damals sei es um andere Autos und Vorwürfe gegangen, sagte Niesen.

Opel hatte Autobesitzern freiwillige Software-Updates angeboten, dazu aber keine Fallzahlen genannt. Im August 2018 hieß es, Opel habe alle Angaben fristgerecht beim KBA eingereicht.

Nun soll es laut Bundesverkehrsministerium einen amtlichen Rückruf für rund 100.000 Autos der Typen Insignia, Cascada und Zafira geben. Das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) habe Anfang 2018 bei den fraglichen Opel-Modellen eine weitere Abschalteinrichtung der Abgasreinigung entdeckt, erklärte in Berlin ein Sprecher von Verkehrsminister Andreas Scheuer. Diese werde vom Bundesamt als unzulässig eingestuft.

Wie schon in den Verfahren zuvor habe Opel die dazu eingeleitete Anhörung mit immer neuen technischen Argumenten zeitlich verschleppt. "Der amtliche Rückruf der betroffenen rund 100.000 Fahrzeuge steht nunmehr kurz bevor", hieß es aus dem Ministerium.

Opel will sich rechtlich zur Wehr setzen

Opel betonte, sollte solch eine Anordnung ergehen, werde man sich dagegen rechtlich zur Wehr setzen. "Opel-Fahrzeuge entsprechen den geltenden Vorschriften", hieß es in einer Stellungnahme. Es gebe keine unzulässigen Abschalteinrichtungen. Auch habe der Hersteller das Anhörungsverfahren beim KBA nicht verschleppt. Es seien zudem wesentlich weniger Fahrzeuge betroffen als vom Ministerium genannt.

Nach Angaben des Autoherstellers waren ursprünglich rund 31.200 Fahrzeuge in Deutschland betroffen. Von diesen seien mehr als 22.000 bereits umgerüstet. Ein Rückruf betreffe also noch weniger als 9.200 Fahrzeuge.

Opel habe "freiwillige Service-Updates für die Diesel-Modelle Zafira Tourer (2.0l & 1.6l), Cascada (2.0l) und die Vorgängergeneration des Insignia (2.0l) der Baujahre 2013-2016" bereits zwischen Februar 2017 und April 2018 gestartet, teilte die PSA-Tochter mit. Ein früherer Beginn sei nicht möglich gewesen, da das KBA die erforderliche Freigabe nicht früher erteilt habe.

Opel bestätigte staatsanwaltschaftliche Untersuchungen, wollte sich zu den Details aber nicht äußern. Man kooperiere im vollen Umfang mit den Behörden. Die Ermittler wollen nun zunächst die Unterlagen auswerten, um dann möglicherweise mit Vernehmungen fortzufahren.

Die von der Bundesregierung geforderten Hardware-Nachrüstungen lehnt das Unternehmen bislang ab, weil diese „ökonomisch nicht sinnvoll und technologisch nicht ausgereift“ seien. „Wir glauben nicht, dass Nachrüstungen funktionieren“, hatte der Chef des Opel-Mutterkonzerns PSA, Carlos Tavares, auf der Pariser Automesse erklärt.

Wann wird illegal abgeschaltet?

Im Juli hatte das Bundesverkehrsministerium in Berlin „eine amtliche Anhörung gegen Opel“ wegen drei Fahrzeugmodellen bestätigt. Grund: Auch hier bestehe der Verdacht von Software-Manipulationen bei der Abgasreinigung.

Autobauer begründen „Abschalteinrichtungen“ mit notwendigen Maßnahmen des Motorschutzes vor allem bei Kälte oder Hitze. Man spricht auch von so genannten „Thermofenstern“, wenn die Abgasreinigung bei bestimmten Außentemperaturen abgeschaltet wird. Diese Abschaltphasen wurden in der Vergangenheit oft großzügig ausgelegt. Bei Modellen mit Adblue-Tank und SCR-Kat bot das auch den Vorteil, dass die Flüssigkeit Adblue seltener nachgefüllt werden muss.

In welchem Umfang dies aus technischen Gründen wirklich notwendig ist, ist umstritten. Wann diese Maßnahmen tatsächlich illegal sind, ebenso. Bei Autos mit auffälligen Emissionen hatte das KBA 2016 Nachbesserungen angeordnet. Betroffen waren insgesamt 630.000 Wagen verschiedener Hersteller - darunter 90.000 von Opel. Dabei handelt es sich nach Angaben des Unternehmens um Fahrzeuge der Modelle Zafira Tourer, Insignia und Cascada, die bis Sommer 2016 produziert wurden.

 

Quelle: dpa

 

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