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GM schließt Opel-Verkauf an PSA ab - Opel ist verkauft

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Der Verkauf von Opel und Vauxhall an den französischen PSA-Konzern ist fix. Der neue Fünfmarken-Konzern wird zweitgrößter Autobauer Europas. Der neue Corsa kommt 2019.

Handschlag: Der neue Opel-Chef Michael Lohscheller (l.) und PSA-Chef Carlos Tavares Handschlag: Der neue Opel-Chef Michael Lohscheller (l.) und PSA-Chef Carlos Tavares Quelle: dpa/Picture Alliance

Update 11:45 Erweiterte Fassung

Rüsselsheim/Paris - Und verkauft: Zum anvisierten Zeitpunkt Ende Juli hat General Motors (GM) den Verkauf von Opel an die französische PSA-Gruppe abgeschlossen. Am 1. August 2017 folgte morgens die Bekanntgabe. Die Verträge seien abgeschlossen, teilte Opel in Rüsselsheim mit.

Mit der Übernahme entsteht gemessen an den Absatzzahlen der nach Volkswagen zweitgrößte Autokonzern Europas mit einem Marktanteil von rund 17 Prozent. Für den deutschen Autobauer und die britische Schwestermarke Vauxhall bedeutet das eine tiefe Zäsur. Opel hatte seit 1929 zu General Motors gehört und war zeitweise der größte Autobauer in Deutschland. Seit 1999 konnte Opel jedoch keinen operativen Jahresgewinn mehr erzielen.

Neuer "Champion"

Nach der Fusion mit Opel/Vauxhall umfasst die „Groupe PSA“ fünf Marken. Die drei PSA-Marken erzielten europaweit im ersten Halbjahr 2017 einen Marktanteil von 10,3 Prozent und konnten knapp 850.000 Fahrzeuge absetzen. Davon entfielen rund 500.000 auf Peugeot, 323.000 auf Citroën und 25.000 auf DS Automobiles.

Die bisherige Opel Group setzte im gleichen Zeitraum in Europa knapp 529.000 Fahrzeuge ab und erzielte einen Marktanteil von 6,7 Prozent. Bis auf gut 1.000 Fahrzeuge anderer GM-Marken wie Chevrolet und Cadillac waren dies vor allem Opel/Vauxhall.

Damit setzt sich PSA vor Renault-Nissan: Die kombinierten Verkäufe von Renault, Nissan und Mitsubishi ergaben im ersten Halbjahr 2017 einen Marktanteil von 14,8 Prozent. Dahinter folgt Ford mit zuletzt 6,9 Prozent vor BMW (6,4 Prozent) und Daimler (6,1 Prozent).

Opel muss nun aus den roten Zahlen heraus, das ist die klare Erwartung der Franzosen. Die Ausarbeitung des Plans will PSA-Chef Carlos Tavares dem deutschen Management überlassen. Der Sanierungsplan werde unter Aufsicht des neuen Opel-Chefs Michael Lohscheller erstellt und soll innerhalb von 100 Tagen vorliegen. Ab 2020 soll eine Gewinnspanne von zwei Prozent erreicht werden, die bis 2026 auf sechs Prozent ansteigen soll.

Neue Führung bei Opel

Dass der Plan zur Sanierung nicht aus Paris kommen soll, bedeutet nicht, dass PSA nicht in Rüsselsheim mitreden will. Das machen die Neubesetzungen im Vorstand deutlich: Von vier neuen Spitzenmanagern kommen zwei aus Paris.

Der bisherige Vorstandschef Karl-Thomas Neumann verlässt das Unternehmen. Philippe de Rovira, bisheriger PSA-Chefcontroller, ersetzt den neuen Opel-Chef Michael Lohscheller in seiner bisherigen Funktion als Opel-Finanzchef. Rémi Girardon, bisher bei PSA für industrielle Strategien zuständig, soll bei Opel die Produktion verantworten. Lediglich der neue Entwicklungschef Christian Müller hat eine Opel-Vergangenheit. Bei Opel bisher für Antriebe zuständig, soll er nun die Bereiche "Entwicklung und Antriebe zusammenführen". Die Vorgänger der Manager hatten sich entschieden, bei General Motors zu bleiben.

"Opel bleibt deutsch und Vauxhall bleibt britisch. Sie ergänzen unser bestehendes Portfolio aus den französischen Marken Peugeot, Citroën und DS Automobiles perfekt", erklärte Tavares. Es entstehe ein "europäischer Champion". Die EU-Kommission hat der seit März verhandelten Übernahme kartellrechtlich zugestimmt.

PSA zahlt für das GM-Europa-Geschäft inklusive der britischen Opel-Schwester Vauxhall und der Finanzsparte rund 2,2 Milliarden Euro. GM-Finanzvorstand Chuck Stevens hat die Kosten für den Verkauf auf 5,5 Milliarden Dollar (4,7 Mrd. Euro) beziffert, weil GM noch Pensionsverpflichtungen für die Mitarbeiter übernimmt. Opel/Vauxhall beschäftigt etwa 38.000 Mitarbeiter in sieben europäischen Ländern, die Hälfte davon in Deutschland.

GM behält einen Fuß in der Tür

Bisher haben PSA und Opel/Vauxhall vier gemeinsame Fahrzeugprojekte auf den Weg gebracht. Drei davon entstanden auf Basis einer alten Kooperation von 2012: Der Opel Crossland X wurde gemeinsam mit dem Citroën C3 Aircross entwickelt und ist bereits im Handel. Im Herbst ergänzt Opel das Programm mit dem SUV Grandland X, das sich viel Technik mit dem Peugeot 3008 teilt. Hinzu kommt 2018 der Nachfolger des Opel Combo.

Bereits veranlasst haben Opel und PSA, dass der nächste Opel Corsa auf Basis einer PSA-Plattform entsteht. Erstmals nennt Opel ein Datum: Das neue Modell soll 2019 vorgestellt werden. Darüber hinaus, so hieß es zuletzt, war während der Übernahmephase eine Produktabstimmung zwischen Opel und PSA noch nicht möglich. Offiziell und organisatorisch herrschte weiterhin Wettbewerb.

Weiterlesen: Die Perspektive der Opel-Baureihen bei PSA

Im Rahmen des Vertrags mit dem abgebenden GM-Konzern wird Opel die bisherigen mit GM-Technik gebauten Modelle über ihren kompletten Produktzyklus nutzen dürfen – muss dafür aber Zahlungen an GM leisten. Es werde auch in Zukunft mit der Ex-Mutter gearbeitet, betont Rüsselsheim: Opel werde für GM elektrische Antriebe entwickeln sowie Fahrzeuge für die Marken Buick und Holden produzieren.

 

Quelle: Mit Material von dpa

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