Renault Twizy: Neue Freunde gesucht? Fahr Twizy!

Andere bewerben ein Kommunikationstool, Renault verkauft eines: Wer neue Freunde braucht, braucht einen Renault Twizy. Das erfuhr MOTOR-TALK Redakteur Björn Tolksdorf in Berlin.

Der Zwerg macht eine gute Figur Das habe ich noch nie erlebt: Mit einem Wagen im Feierabendverkehr und alle starren mich an. Alle. Mich. In Kreuzberg. Da fällst Du nicht mal auf, wenn Du Dir eine Badewanne vor den Bauch bindest, schrieb Wiglaf Droste – und hat Recht. Du fällst auch nicht auf, wenn Du einen Mercedes SL, BMW X5 oder sogar einen Chevrolet Bel Air fährst. Nie guckt einer.

Was also tun, damit sich Hälse fremder Menschen zu einem drehen. Auch wenn man nicht Ben Becker heißt und gerade eine Tannenzäpfle-Schluckimpfung hinter sich hat? Seit gestern kenne ich die Antwort. Sie ist leicht, flott, Twizy. Die schönsten Frauen drehen sich nach Dir und nach mir um, die härtesten Ghettojungs feiern mit Dir. Es funktioniert, wirklich!

Blech & Form

Und das, obwohl der Twizy objektiv gesehen eine billige Nummer abzieht. Die Außenhaut aus 100 Prozent Kunststoff, die Verarbeitung schlicht und, z. B. die Handbremse, mit viel Potential nach oben. Dafür sieht der Typ aus, hat Form, Charakter. Und parkt mit 2,33 Meter Länge und 1,20 Meter Breite da, wo sonst alle vorbeifahren müssen.

Koffer & Raum

Der Twizy gehört in die Stadt Auffallen kostet, das weiß jeder F-Promi. Stolz, Überwindung oder schnödes Geld. Der Renault ist kein Auto, und damit fährt er sich auch nicht annähernd so komfortabel. Der Winkel der Sitzlehne ist nicht verstellbar, keine Servolenkung, kein Bremskraftverstärker. Heizung? Wozu? Der hat doch nicht mal Seitenscheiben.

Wer seine neuen Freunde zur Probefahrt mitnehmen will, der lernt sie gleich intensiv kennen. Ein Passagier passt kuschelig hinter den Fahrer. Für Romantik reicht es im kargen Innenraum nicht. Dafür gibt es ein Gepäck-Räumchen. Fassungsvermögen: ein halber Leitz-Ordner.

Kraft & Quelle

Der 17-PS-Motor reicht für das 562-kg-Gefährt. Zumindest für 85 Kilometer Reichweite und bis Tempo 80. Das sind 30 km/h mehr als erlaubt – und genügt gerade so für die rechte Spur auf der Stadtautobahn. Toll am Twizy: Wir konnten mit ihm sogar in die MOTOR-TALK Werkstatt fahren. Das Laden dort dauert ungefähr drei Stunden, klappt aber auch außerhalb des Büros. Wie man sehr schön auf den funky Fotos in der Berliner Bar ck99 sehen kann. Falls ihr mal mit einem Twizy in die Hauptstadt rollt...ab ins www.ck-99.com

Geht nicht, gibts nicht!

Fahr & Spaß

Mancher Fahrer eines Spoilermodells guckt an der Ampel dem Renault-Rennerchen nur hinterher: Was war denn das? Wieselflink flitzt der Twizy durch die Stadt. Zugeparkte rechte Spur? Kein Problem, der E-Flitzer kommt trotzdem vorbei. Möchte man schnell um die Kurve, quietscht es schön.

Achtung: Das Bremsen erfordert Kraft. An der Ampel eine Lektion in Demut: Wer im Stand den Fuß von der Bremse nimmt, wird mit nervtötendem Piepsen bestraft. Wann der Fuß fest genug auf der Bremse steht, entscheidet Twizy.

Auf Kopfsteinpflaster federt das Fahrwerk besser als erwartet. Und immer wiederholen sich amüsierte bis neidische Blicke (nein, nie mitleidige, ich schwörs!). Die häufigste Fragen: Was kostet das? Fährt das cool? Gefolgt von: Oh, der ist ja süß! Nicht wahr? Möchtest Du mal mitfahren?

Ende & Urteil

Twizy im CK 99 Berlin Das Stadtauto der Zukunft bedeutet Veränderung, Umstellung, Verzicht. Auf Reichweite, und auf Komfort. Das ist auf kurzen Strecken und schönem Wetter verschmerzbar, weil es auch Gewinn bedeutet. Agiles Fahrverhalten, manche gesparte Minute, günstige Unterhaltskosten, saubere Luft. Wo andere ihre Autos als Kommunikationstool bewerben, ist der Renault Twizy längst eines. Er macht richtig viel Spaß - zumindest, bis es kalt wird.