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Mondial HPS 125i (2018) im Test: Fahrbericht, technische Daten - Mit kleinem Motorrad zu neuer Größe

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In den 50er- und 60er-Jahren fuhr F.B Mondial zehn WM-Titel ein. Dann ging es bergab. Jetzt kommt die italienische Motorradmarke zurück. Erster Test der HPS 125i.

Köln - Triumph aus England, Indian aus Amerika, Kreidler und Horex aus Deutschland – viele Motorradmarken schieden über die Jahre dahin. Und wurden wiederbelebt. Das funktioniert nicht immer gleich gut, häufiger als Erfolgsgeschichten sind Trauerfälle. Ganz frisch unter den Neuauflagen: F.B Mondial aus Italien.

1929 wurde die Marke zum ersten Mal gegründet, in den Jahren 1960 bis 1979 ging es bergab. Jetzt soll es weiter gehen. Dafür will nicht irgendwer sorgen, sondern die Gründerfamilie selbst. Ein direkter Nachfahre der Gebrüder Boselli (für sie stehen die Initialen „F.B“ – Fratelli Boselli) will die Marke wieder zum Erfolg führen. Nicht mit übermotorisierten Supersportlern und exklusiven Preisen, sondern mit schicken 125ern. Vorerst.

Das erste Modell im deutschen Handel ist die F.B Mondial HPS 125i, dazu gibt es eine 125er Supermoto und eine Achtelliter-Enduro. Demnächst sollen der dritte und der vierte Schritt in Form einer 300er und einer weiteren Baureihe erfolgen. Wir fuhren den kleinen Scrambler HPS 125i.

Fußrasten, aber kein Platz für die Sozia

Extrem kurz und kompakt steht sie da, die knappe Sitzbank ist in schönem Braun gehalten. Die zwei im Scrambler-Stil auf Höhe der Fahrerknie verlegten Auspuffrohre sehen toll aus, der gebogene Stahllenker mit den beiden verchromten Lenkerenden-Spiegeln ebenfalls. Dazu noch die ausladende Motorunterverkleidung, der ungewöhnlich geformte Scheinwerfer und die mit dicken Stollenreifen besohlten Speichenräder – das passt einfach.

Und hat Nachteile. Die Lenkerenden-Spiegel lassen die Gesamtbreite von 71 auf sagenhafte 104 Zentimeter anwachsen und erschweren damit das Durchschlängeln im dichten Kolonnenverkehr. Die Auspuffrohre beeinträchtigen die entspannte Fußhaltung und der kurze Sitz gestaltet die Mitnahme einer zweiten Person sehr schwierig – aber egal: Die kleine Mondial will nichts weiter sein als eine Stimmungskanone für fröhliche Ausflüge über Stadt und Land.

Der wassergekühlte Einzylindermotor von Piaggio stellt 14 Euro-4-konforme Pferdestärken bereit. Er arbeitet vibrationsarm und drehfreudig. Dass „untenrum“ nicht viel los ist, versteht sich von selbst. Aber wer die Drehzahl jenseits der 7.500er-Marke hält und auch vor dem Erreichen des Drehzahlbegrenzers bei etwa 10.600 Touren nicht zurückscheut, kommt zügig voran.

Keine Chance für drängelnde Lkw

Von drängelnden Lkw bleibt man auf der Mondial verschont: Der Tacho zeigt in der Ebene etwa 110 km/h an, und selbst an Steigungen lassen sich an die 100 km/h halten, wenn man den fünften Gang einlegt und tapfer Vollgas gibt. Der Verbrauch ist mit rund drei Litern pro 100 Kilometer absolut gesehen gering, im Verhältnis zu Hubraum und Leistung aber hoch. Die hohen Drehzahlen fordern ihren Tribut.

Das Fahrwerk bestückt Mondial mit einer vier Zentimeter starken Upside-down-Gabel und zwei Federbeinen mit Ausgleichsbehälter. Es federt straff, aber nicht unkomfortabel. Dank des geringen Gewichts von nur 133 Kilogramm und des breiten Lenkers lässt sich die Mondial leicht einlenken und ebenso leicht wie stabil auf Kurs halten. Die beiden Scheibenbremsen im filigranen Wave-Style greifen bestens und liefern gute Verzögerungswerte. Der Blockiergefahr begegnet man durch Installation eines Kombi-Bremssystems.

Nach ein wenig Eingewöhnung ist auch das an ein Zahnrad erinnernde Zentralinstrument im Cockpit gut ablesbar. Das Fahrtempo erscheint digital, die Motordrehzahl kringelt am äußeren Rand entlang, kann aber zusätzlich noch digital angezeigt werden. Gut integriert sind Anzeigen für die Kühlmitteltemperatur, den Tankvorrat und die Uhrzeit.

Italienische Marke mit Produktion in China

Auch wenn hinter der Firma F.B Mondial 2.0 ein Boselli steckt und die Entwicklung in Italien erfolgt: Gebaut werden die HPS 125i und ihre Halbschwestern nicht mehr am einstigen Firmensitz in Manerbio in der italienischen Lombardei, sondern in China. Mit Ausnahme des Motors kommt die gesamte Technik von dort. Eine Montage in Europa würde es mit Sicherheit nicht zulassen, das Fahrzeug für 3.495 Euro auf den Markt zu bringen und dabei noch etwas zu verdienen.

Selbst die geplante größere Version HPS 300i, die aus 250 bis 300 Kubikzentimetern Hubraum etwa 25 PS schöpfen wird und über ABS verfügen soll, wird laut dem deutschen Importeur nur 4.290 Euro kosten. Zusätzlich ist für 2018 eine zweite Modellreihe namens Pagani in der Pipeline, basierend auf der HPS. Mit Vollverkleidung und sportlichem Heck soll es sie als 125er für 4.000 Euro und als 300er für 4.500 Euro geben.

Es könnte durchaus sein, dass es Graf Pier Luigi Boselli tatsächlich gelingt, die Marke F.B Mondial wieder dauerhaft im Markt zu verankern. Zu alter Größe im Motorsport wird die Marke vermutlich nicht zurückkehren. In den Jahren 1949 bis 1957 fuhr F.B Mondail zehn Weltmeistertitel ein.

Technische Daten F.B Mondial HPS 125i

  • Motor: Flüssigkeitsgekühlter Einzylinder-Motor, 124 ccm Hubraum
  • Leistung 13,6 PS (10 kW) b. 9.750/min
  • Drehmoment: 10,5 Nm b. 8.000/min
  • Antrieb: 6 Gänge, Kettenantrieb
  • Geschwindigkeit: 99 km/h
  • Radstand: 1,36 m
  • Sitzhöhe: 79 cm
  • Gewicht: 133 kg
  • Zuladung: 167 kg
  • Tankinhalt 9,5 l
  • Normverbrauch 2,9 l/100 km
  • Preis: ab 3.495 Euro

Quelle: SP-X

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