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Der Fuhrpark des Bundestags muss nicht mehr sparen - Luxus für die Republik

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Der deutsche Bundestag verabschiedet sich von seinen Klimazielen: Künftig dürfen Fahrzeuge der Fahrbereitschaft wieder 140 g/km CO2 ausstoßen, statt wie bisher 120 g/km. Warum eigentlich?

Fahrbereitschaft des Deutschen Bundestags: Überwiegend Mercedes E-Klasse; 150 Fahrzeuge über einen Dienstleister, 35 in eigener Verwaltung Fahrbereitschaft des Deutschen Bundestags: Überwiegend Mercedes E-Klasse; 150 Fahrzeuge über einen Dienstleister, 35 in eigener Verwaltung Quelle: dapd

Vor drei Jahren hat der Bundestag beschlossen: Die Fahrbereitschaft des deutschen Bundestags soll künftig Fahrzeuge anschaffen, die „weniger als 140 g/km CO2 ausstoßen." Ab 2012 war ein Grenzwert von 120 g/km vorgesehen.

Nun die Kehrtwende: Wie die "Hannoversche Allgemeine Zeitung" berichtete, soll der Grenzwert nun doch bei 140 g/km bleiben. Das Bundestagspräsidium habe festgestellt, dass es kaum Limousinen gebe, die den Grenzwert einhalten, so die Zeitung.

Oberklasse-Fahrzeuge mit höheren Verbräuchen

Den Grenzwert von 120 g/km in der Praxis einzuhalten, das ist im Berliner Stadtverkehr ohnehin kaum möglich. Wir gehen davon aus, dass das Präsidium des deutschen Bundestages sich auf den NEFZ-Zykluswert bezieht. Und stellen mäßig verwundert fest: Das Präsidium irrt.

Lieber deutscher Bundestag: Es ist richtig, dass man mit den Flaggschiffen der deutschen Automobilbaukunst, dem Audi A8, dem 7er BMW oder der Mercedes S-Klasse die bisherigen Grenzwerte nicht erreichen kann. Trotzdem müsste sich kein Politiker auf abenteuerliche Fahrzeuge wie den Citroen DS5 Hybrid (erinnert an Honecker Staatslimousinen) oder den Opel Ampera (Import aus den USA) einlassen.

Es gibt eine Reihe feiner Modelle, die passen könnten und würden.

Nur Audi muss passen

Mercedes bietet gleich zwei E-Klasse-Modelle unter 120 g/km an; Ob die Abgeordneten den Unterschied merken würden? Mercedes bietet gleich zwei E-Klasse-Modelle unter 120 g/km an; Ob die Abgeordneten den Unterschied merken würden? Quelle: Daimler Der Fuhrpark des Bundestages besteht überwiegend aus Modellen der gehobenen deutschen Mittelklasse. Also der BMW-5er-Limousine, dem Audi A6 und der Mercedes E-Klasse. Und da gibt es attraktive Angebote. Den 520d zum Beispiel, der laut Hersteller unter 120 g/km ausstößt. Oder der E220 CDI von Mercedes. Nur Audi liegt mit dem A6 2.0 TDI mit 129g/km knapp darüber.

Den Vorschlag der Kollegen vom Spiegel (Mercedes Citan, Seat Toledo) nehmen wir mal nicht ganz ernst. Unsere Volksvertreter wollen, sollen und dürfen repräsentieren.

„Man muss nicht mit einer 170 PS starken Limousine durch Berlin gefahren werden. Kleinere Autos tun es auch“, sagte die Grünen-Politikerin Bärbel Höhn der Märkischen Allgemeinen. Man muss nicht; man kann aber, das ist die gute Nachricht. Auch mit 120 g/km auf dem Papier.

Hersteller Modell Leistung CO2
Audi A6 2.0 TDI 177 PS 129 g/km
BMW 520d Efficient Dynamics Edition 184 PS 119 g/km
Mercedes-Benz E 220 CDI BlueEfficiency Edition 170 PS 119 g/km
Mercedes-Benz E 300 Blue Tec Hybrid 204+27 PS 109-112 g/km

 

Sind 200 PS nicht genug?

150 Limousinen hat der Bundestag über einen Dienstleister im Zugriff. Der verkauft die Fahrzeuge - überwiegend Mercedes E-Klasse - nach 6 -12 Monaten weiter. Der Bundestag selbst unterhält nur 35 Limousinen.

Ein Brancheninsider erklärt gegenüber MOTOR-TALK: Fuhrparkdienstleister fragen beim Hersteller Kontingente in der gewünschten Fahrzeugklasse an. Möglicherweise biete die Industrie dem Dienstleister Modelle ohne Spritspartechnologien günstiger an. Unterliege der Dienstleister dem Wettbewerb oder einer Kostendeckelung, sei leicht erklärlich, warum die Umstellung des Bundestags-Fahrdienstes auf sparsamere Fahrzeuge nicht vorangekommen sei.

Andererseits: Die Limousinen verbleiben nur kurz im Bundestags-Fuhrpark, und Wünsche des Kunden bezüglich Motorisierung wird ein Dienstleister in der Regel berücksichtigen. Wer also sparsamer fahren will, muss möglicherweise einfach etwas mehr Budget einplanen. Vielleicht sind aber 170-200 PS einfach nicht genug für manchen Volksvertreter?

Quelle: MOTOR-TALK

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Renault
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