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Geht die FIA-Sicherheitskampagne zu weit?

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Die FIA hat angekündigt, Fahrern bei groben Verkehrsdelikten im Straßenverkehr die Formel 1-Lizenz zu entziehen. Die Reaktionen der Piloten sind gemischt. Sie fordern den Weltverband im Ernstfall zu maßvollen Entscheidungen auf.

Während die Formel 1-Teams in Sao Paulo noch um WM-Punkte kämpften, diskutierte die FIA-Generalversammlung in Paris über die Kampagne für mehr Sicherheit im Straßenverkehr. Einer der größten Verfechter der "Make Roads Save"-Initiative ist Verbandspräsident Jean Todt. Auf Wunsch des Franzosen wurden nun die F1-Piloten noch stärker involviert.

Superlizenz abhängig von Führerschein

Bislang  waren Fahrer und Teams mehr oder weniger als stille Botschafter der Aktion unterwegs. Künftig sollen sie aber aktiv in die Pflicht genommen werden. Um die Piloten an ihre Vorbildfunktion zu erinnern, will die FIA künftig harte Sanktionen für Verkehrsdelikte aussprechen. Ist der Führerschein weg, kann das bis zum Verlust der Superlizenz führen. Nach Ansicht des Weltverbands müssen auch die Stars der Szene mit gutem Beispiel vorangehen.

Im Fahrerlager wurde die Meldung gemischt aufgenommen. Timo Glock reagierte mit Unverständnis und sieht Lücken im System. "Nehmen wir mal an, ich will das Cockpit von Sebastian Vettel haben", konstruierte der Virgin-Pilot ein Beispiel-Szenario. "Dann setze ich einfach jemanden darauf an, der wartet bis Vettel aus dem Haus fährt und ihn in irgendeinen Straßenverkehrsdelikt verwickelt. Dann verliert der Vettel seine Fahrerlaubnis und auch seine Formel 1-Lizenz."

Glock kritisiert Sanktionen

Glock glaubt nicht, dass die Androhung der Sanktionen der richtige Schritt sind. "In den letzten Jahren gab es doch kaum eine Situation, in der sich ein Formel 1-Fahrer als Rüpel auf der Straße gezeigt hat." Der Deutsche befürchtet jedoch, dass kleine Unaufmerksamkeiten, schwere Folgen haben können: "Wie schnell geht es heute, dass du abgelenkt bist, 30 km/h zu schnell und blitz - Führerschein weg."

 

Der Virgin-Pilot kritisiert die Doppelbestrafung für Rennfahrer: "Andere, die den Führerschein verlieren, können sich immer noch zum Arbeitsplatz fahren lassen. Wir werden dann wahrscheinlich arbeitslos. Das ist ein bisschen extrem. Ich glaube nicht, dass das der richtige Weg ist." Unklar ist, ob solch harte Sanktionen des Verbands vor einem öffentlichen Gericht anfechten lassen. Einen Präzedenzfall gibt es noch nicht.

Kein Strafenkatalog vorhanden

Auch Landsmann Adrian Sutil hofft, dass es nicht zum Äußersten kommen muss. Der Force India-Pilot äußerte seine Bedenken allerdings etwas verhaltener. "Die Formel 1 wirbt mit der Sicherheits-Kampagne "Make roads safe", da müssen sich die Fahrer auch dementsprechend im Straßenverkehr verhalten. Ich finde es nicht schlecht, aber man darf da nicht zu extrem sein."

Die Frage ist, ob die FIA ihre eigenen Stars wirklich auf Eis legen würde, wenn es zum Führerscheinentzug kommt. Einen genauen Strafenkatalog gibt es nicht. Entschieden wird je nach Einzelfall. Mercedes-Pilot Nico Rosberg hofft auf milde Urteile: "Wenn man das im Falle des Falles mit einer gewissen Objektivität angeht, und man nicht wegen einer kleinen Dummheit seine Rennlizenz verliert, dann ist das okay. Wenn das nicht absolut strikt befolgt wird, dann kann man das akzeptieren."

Schumacher befürwortet striktes Durchgreifen

Silberpfeil-Teamkollege Michael Schumacher ist ein aktiver Vorkämpfer für die FIA-Sicherheits-Kampagne. Der Rekordchampion steht auch bei den nun angedrohten Strafen hinter den Plänen von FIA-Präsident Jean Todt: "Ich denke, dass das absolut vernünftig ist, die Fahrer darauf aufmerksam zu machen, dass sie eine Vorbildfunktion haben. Es geht ja nicht darum, dass jemand ein Parkticket erhält und dann um seine Lizenz fürchten muss, sondern zum Beispiel um Alkohol am Steuer und schwere Unfälle. Nun hat die FIA in solchen Fällen eine Handhabe, die Fahrer zur Rechenschaft zu ziehen. Ich finde, dass das absolut gerechtfertigt ist."

 

Angst um seine eigene Formel 1-Lizenz hat Schumi nicht. "Das Flensburger Konto ist bei mir schon über viele Jahre sehr sehr leer", grinste der Wahlschweizer. "Wir Formel 1-Fahrer können uns auch auf der Rennstrecke oft genug austoben. Das müssen wir nicht unbedingt im Straßenverkehr tun."

 

 

 

Quelle: Auto Motor und Sport

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