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Medienbericht: VW hat das „Defeat Device“ überarbeitet - Ein spätes Update für die Betrugssoftware

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Ein Update für die Software, von der niemand gewusst haben will: VW soll noch Ende 2014 das „Defeat Device“ in US-Fahrzeugen mit neuen Funktionen verbessert haben.

VW soll vor gut einem Jahr die Betrugssoftware überarbeitet haben VW soll vor gut einem Jahr die Betrugssoftware überarbeitet haben Quelle: dpa/Picture Alliance

Herndon – Nur ein kleiner Personenkreis soll bei VW von der Betrugssoftware gewusst haben. Die Staatsanwaltschaft Braunschweig ermittelt derzeit gegen 17 Mitarbeiter. Keiner von ihnen gehört zum Vorstand. Trotzdem soll VW in den USA noch Ende 2014, Anfang 2015 ein Update für das sogenannte „Defeat Device“ eingeführt haben, um die Betrugsparameter zu optimiteren. Zu dem Zeitpunkt hatte VW bereits Ärger mit der kalifornischen Umweltbehörde CARB wegen zu hoher Schadstoffemissionen.

Betrugssoftware: Probleme mit dem Partikelfilter

Nach Recherchen von NDR, WDR und der „Süddeutschen Zeitung“ (SZ) beschädigte die Software in ihrer Ursprungsform den Dieselpartikelfilter. Der Algorithmus habe im Straßenverkehr gelegentlich fälschlicherweise eine Prüfstandsfahrt erkannt und die Abgasreinigung verbessert. Das erhöhte den Verschleiß. Einem VW-internen Dokument zufolge sollen bis November 2014 in den USA und Kanada 6.700 Partikelfilter ausgefallen sein. VW habe mit 50.000 weiteren Fällen gerechnet.

Der Hersteller soll das Problem mit einem Softwareupdate gelöst haben. Das haben Experten herausgefunden, die für den NDR die Steuergerätesoftware eines US-Passat vor und nach dem fraglichen Update untersucht haben. Der Hersteller habe das Signal des Lenkwinkelsensors in das Programm eingearbeitet. Eine Prüfstandsfahrt wurde fortan nur erkannt, wenn das Lenkrad nicht bewegt wurde. Der Vorstand soll davon nichts gewusst haben.

Ursprünglich sollte jenes Update die Abgaswerte verbessern. Die US-Umweltbehörden EPA und CARB untersuchten zu diesem Zeitpunkt bereits die VW-Diesel. Prinzipiell sei der Stickoxidausstoß gesunken, habe aber dennoch weit über den Grenzwerten gelegen. Die Behörden ermittelten weiter und entdeckten die verbotene Software.

Laut der SZ gibt es eine "harmlose" Erklärung für das Update. Die steigende Zahl von Allradfahrzeugen soll die Optimierung nötig gemacht haben. Bei ihnen lasse sich eine Prüfstandsfahrt weniger genau erkennen. Zudem funktionieren während einer solchen Testfahrt nicht alle Assistenzsysteme vollständig.

Verwirrung um Ex-US-Chef Horn

Ein weiterer Rückschlag im VW-USA-Geschäft. Erst einen Tag zuvor verließ VW-USA-Chef Michael Horn den Konzern, ersten Meldungen zufolge in beidseitigem Einverständnis. Horn war bei US-amerikanischen VW-Händlern beliebt, weil er offen die Fehler eingestand.

Die SZ zitiert einen Konzerninsider. Der habe gesagt, dass VW Horn gern länger gehalten hätte. Man habe ihm sogar andere Positionen angeboten. Horn habe abgelehnt.

Laut Informationen der „Associated Press“ hingegen gab es Differenzen zwischen Wolfsburg und Herndon. Horn habe die 1.000-Dollar-Gutscheine gegen den Willen der Konzernzentrale durchgesetzt. Alan Brown, Vertreter der VW-Händler in den USA, berichtete dem Medium, Horn habe auf Wunsch von Markenchef Diess seinen Job wechseln sollen. Ein angemessenes Angebot habe es jedoch nicht gegeben.

Quelle: Süddeutsche Zeitung, Associated Press

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