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Moto Guzzi V7 III: Motorrad-Fahrbericht - Ecken und Kanten gehören dazu

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Tiefgreifende Veränderungen soll die V7 laut Moto Guzzi erfahren haben. Außen ist nicht viel Neues zu erkennen. Daher nahmen wir das Motorrad genauer unter die Lupe.

Moto Guzzi hat sein kultiges Einstiegsmodell V7, zumindest innerlich, tiefgreifend überarbeitet Moto Guzzi hat sein kultiges Einstiegsmodell V7, zumindest innerlich, tiefgreifend überarbeitet Quelle: Moto Guzzi/Spankowski

Mandello del Lario - Die beste Nachricht gleich vorweg: Die Moto Guzzi V7 III ist eigentlich eine V7 II und als solche auf den ersten Blick erkennbar. Die Linienführung des massigen 21-Liter-Tanks und der nur minimal gestuften Zweipersonen-Sitzbank samt des dahinter montierten Chrom-Haltegriffs bleibt unverändert. Weiterhin ragen die beiden Zylinder links und rechts schräg unterm Tank hervor. Die Dimensionen der Speichenräder wurden beibehalten – vorne 18 Zoll Durchmesser, hinten 17. Auch die Linienführung der zweiflutigen, verchromten Auspuffanlage bleibt erhalten.

Wo also sind sie, die tiefgreifenden Änderungen an der 9.750 Euro teuren Italienerin? Zum Glück sind sie weitgehend unsichtbar, nämlich im Inneren des luft-/ölgekühlten Zweizylinder-V-Motors Auch wenn sie ein wenig Speck angesetzt hat, bleibt sie weiterhin agil Auch wenn sie ein wenig Speck angesetzt hat, bleibt sie weiterhin agil Quelle: Moto Guzzi/Spankowski versteckt. So wurde für das Modelljahr 2017 das Aluminium-Kurbelgehäuse mit neuer Ölwanne verstärkt und die Massenträgheit des Kurbeltriebs reduziert. Lohn der Neukonstruktion ist eine gesteigerte Drehfreudigkeit.

Eine optimierte Motorschmierung führt zu geringeren Temperaturen im Motorinneren und zu einer konstanteren Leistungsabgabe. Zudem wurde ein neues Entlüftungssystem für das Kurbelgehäuse entwickelt und die Ölpumpe geringer dimensioniert. Diese und andere Maßnahmen führen bei gleichen Maßen für Bohrung und Hub trotz der Euro 4-bedingten Emissionsminderungen zu einer moderaten Leistungssteigerung auf nunmehr 52 PS bei 6.200 Touren und zu einem geringfügig höheren Drehmoment.

Ebenfalls optisch nicht erkennbare Veränderungen weist die V7 III im Getriebe auf. Der erste und der sechste Gang wurden zugunsten besserer Fahrbarkeit kürzer übersetzt. Neu ist auch das von Continental bezogene ABS-Steuergerät.

Für Guzzi-Kenner bedeutet die V7 III: Aufsteigen und heimkommen

Zwei klar ablesbare Rundinstrumente für Geschwindigkeit und Drehzahl mit schwarzen Zifferblättern wirken zunächst analog. Zusätzlich enthält das linke ein kleines LC-Display, in dem unter anderem der eingelegte Gang angezeigt wird. Der fein skalierte Drehzahlmesser warnt vor Drehzahlen jenseits der 6.500 Umdrehungen. Ein Hochdrehzahl-Triebwerk ist der V2 mit seiner unten liegenden Nockenwelle weiterhin nicht.

Wie Liebhaber wissen, kippt das Motorrad beim Gasgeben im Stehen leicht nach links. Sanft rückt die Kupplung ein, bedarf nur geringer Bedienkräfte. Auch die Schaltung funktioniert zufriedenstellend. Die Gänge rasten ohne viel Nachdruck sauber ein. Altgediente Guzzisti erstaunt nicht wirklich, dass die Leerlaufsuche im Stand nicht immer Erfolg hat und dass der Motorlauf nicht über den gesamten Drehzahlbereich gleich vibrationsarm ist. Das gehört dazu.

Agil geblieben trotz ein wenig mehr Speck

Geblieben ist der V7 III ihr agiles Fahrverhalten, auch wenn sie ein wenig Speck angesetzt hat und das Leergewicht nun mit 213 Kilogramm angegeben ist. Ein Unterschied gegenüber der etwa acht Kilogramm leichteren Vorgängerin wird beim Fahren nicht spürbar: Die V7 III lenkt durch geringfügigen Druck aufs Lenkerende willig ein, hält in Schräglage stabil ihren Kurs und zeigt sich generell Klassisch: Das Cockpit der Moto Guzzi V7 Klassisch: Das Cockpit der Moto Guzzi V7 Quelle: SP-X/Ulf Böhringer geneigt, die Kommandos des Fahrers spontan umzusetzen.

Dass extrem narbiger, buckeliger Asphalt bei schneller Fahrt die Federelemente an ihre Grenzen bringt, sehen wir der V7 nach. Ihre Domäne ist nicht der Kampf um Bestzeiten, sondern die geruhsamere Überwindung von Zeit und Raum – was nicht heißt, diese Guzzi könne nicht flott. Sie kann, aber besser fühlt sich das auf gepflegtem Gelände an.

Wieviel Benzin die jüngste V7-Generation konsumiert, konnten wir noch nicht nachmessen. Als Homologationswert gibt Moto Guzzi erstaunlich hohe sechs Liter pro 100 Kilometer an. Der große 21 Liter-Tank ist also auf jeden Fall gut für mindestens 300 Kilometer ohne Nachtanken.

Vier Varianten stehen zur Auswahl

Nicht unerwähnt sollte bleiben, dass die gefahrene Special nur eine von vier V7 III-Varianten ist. Basismodell ist die fast total eingeschwärzte und ein wenig gestrippte Stone, am anderen Ende gibt es neben der feinen Racer mit rotem Rahmen und Chromtank ein Sondermodell namens Anniversario. Es ist nämlich 50 Jahre her, dass Guzzi erstmals eine V7 auf den Markt gebracht hat. 1.000 nummerierte Stück davon wird es geben, mit Chromtank, Ledersitzbank, verchromtem Rücklicht, polierten Aluminiumfelgen sowie einigen anderen Details.

Fazit

Nein, perfekt ist sie nicht, die neue Moto Guzzi V7 III. Wäre sie das, würde sie unsere Vorstellungen von dieser einmaligen Motorradmarke demolieren. Ecken, Kanten und die eine oder andere Unvollkommenheit sind seit jeher Teil jeder Moto Guzzi. Ganz sicher aber ist die V7 III die beste V7, die es jemals zu kaufen gab. Mehr braucht’s auch nicht.

Moto Guzzi V7 Special (Stone) - Technische Daten:

  • Motor: Luft-/ölgekühlter 90°-V2-Viertaktmotor, zwei Ventile pro Zylinder
  • Leistung: 52 PS bei 6.200/min
  • Drehmoment: 60 Nm bei 4.900/min
  • Getriebe: Sechsganggetriebe
  • Assistenzsysteme: ABS, zweistufige sowie abschaltbare Traktionskontrolle
  • Angegebener Verbrauch: 6 l/100 km
  • Maße: Radstand 1,445 m, Sitzhöhe 77 cm
  • Gewicht: vollgetankt 213 kg (Tankinhalt 21 Liter)
  • Beschleunigung: 0 – 100 km/h: ca. 5,5 Sek.
  • Höchstgeschwindigkeit: 170 km/h
  • Bereifung: vorne 100/90-18, hinten 130/80-17.
  • Preis: 9.750 Euro (Stone 8.850 Euro)

 

Quelle: SP-X

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