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Kauft Dongfeng Teile von PSA - Die Chinesen kommen

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Das würde die Autobranche durcheinander wirbeln: Der chinesische Automobilkonzern Dongfeng prüft eine Beteiligung an Europas zweitgrößtem Automobilkonzern PSA.

PSA-Chef Philippe Varin bei der Eröffnung der dritten gemeinsamen Fabrik von PSA und Dongfeng in Hubei (China) PSA-Chef Philippe Varin bei der Eröffnung der dritten gemeinsamen Fabrik von PSA und Dongfeng in Hubei (China) Quelle: dpa/Picture Alliance

Paris - Dongfeng will offenbar bis zu 30 Prozent an PSA Peugeot Citroën erwerben und dafür bis zu 1,2 Milliarden Euro bezahlen, berichtet die "China Business Daily". Die Franzosen haben bereits Erfahrungen mit dem chinesischen Autohersteller. Die Unternehmen betreiben in einem Joint Venture drei gemeinsame Montagefabriken in China.

Ein PSA-Sprecher bestätigte, dass die beiden Unternehmen Gespräche führen. "Wir haben eine Partnerschaft mit Dongfeng und schauen derzeit, wie wir diese ausweiten können“.

Nach Ansicht von Analysten benötigt PSA dringend frisches Kapital: Allein 2014 braucht der Konzern etwa zwei Milliarden Euro, z. B. um Schulden zu bedienen. Das schätzt Florent Couvreur von der französischen Bank Crédit Mutuel laut einem Bericht von „Autonews“.

Strategische Partnerschaften sind bewährtes Mittel

Klar ist: Will ein Autokonzern aus der Krise kommen, sind strategische Partnerschaften ein bewährtes Mittel. Da reicht den Peugeot-Managern ein Blick auf den Konkurrenten Renault, der nur dank Milliardenzahlungen des Partners Nissan handlungsfähig bleibt. Auch Fiat erfreut sich an der Stärke des US-Partners Chrysler.

PSA kooperiert bereits seit dem vergangenen Jahr mit General Motors. Eine Vertiefung der Zusammenarbeit ist geplant: gemeinsame Produktion, gemeinsame Plattformen. Ob der Gigant aus Detroit dieses Know-how gern in der Hand von Chinesen sähe? GM-Vizepräsident und Opel-Aufsichtsratschef Steve Girsky hatte im September erklärt, die Annäherung eines chinesischen Unternehmens an PSA wäre für GM kein Problem.

Ob die Amerikaner bei dieser Haltung bleiben, wenn es ernst wird? Eine Übernahme von bis zu 30 Prozent durch Dongfeng würde die Mehrheitsverhältnisse bei PSA auf den Kopf stellen. Die Familie Peugeot, die noch 25,5 Prozent am Konzern hält, könnte die Kontrolle verlieren.

Der Fuß in der Tür

Fertigung des Citroën C-Elysée in China Fertigung des Citroën C-Elysée in China Quelle: dpa/Picture Alliance Eine so große Beteiligung eines chinesischen Unternehmens an einem so wichtigen europäischen Autobauer wäre ein Turbo für einige schwelende Prozesse in der Branche. Die Europäer hoffen: PSA könnte dank chinesischem Kapital deutlich schneller wieder auf die Beine kommen.

Die Chinesen dagegen hoffen auf einen Fuß in der Tür nach Europa, und zwar auf einen entscheidenden, beim zweitgrößten Konzern des Kontinents. Diese Beteiligung ist nicht vergleichbar mit den bisherigen Übernahmen der kleinen schwedischen Marken Volvo und Saab.

Noch ist der China-Handel im Autosektor eine Einbahnstraße. Laut dem Statistischen Bundesamt exportierte Deutschland 2012 Kraftwagen und -teile im Wert von 19,3 Milliarden Euro ins Reich der Mitte. Die Importe lagen bei 0,9 Milliarden Euro.

Das soll sich ändern, auch auf Wunsch der chinesischen Regierung. Die habe quasi eine Einkaufsliste, heißt es. Auf der steht, in welchen Bereichen - vom Kugellager über Hydraulik bis zu Gummiteilen - sich chinesische Hersteller über Joint Ventures oder Übernahmen Know-how ins Haus und damit ins Land holen sollen.

Technologisch ist PSA in vieler Hinsicht interessant: Die Franzosen haben gute Dieselmotoren und Diesel-Hybrid-Antriebe im Programm genauso wie modulare Plattformen und moderne Fertigungstechniken.

Französische Politiker und Gewerkschafter dürften einen Einstieg von Dongfeng bei PSA mit Argwohn sehen. Denn für die Franzosen ist eines klar: PSA muss ein industrieller Leuchtturm für Frankreich bleiben.

Quelle: autonews; Automobilwoche; Detroit News; dpa

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