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Alpina B7 2016 mit 608 PS: Fahrbericht, Test - Der schnellste 7er kommt nicht von BMW

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Aus Buchloe kommen die schnellsten BMW für die Autobahn. Alpinas neuer B7 bildet die Spitze unter Bayerns Luxuslimousinen: Lang, edel, teuer und unglaublich schnell.

Alpina B7: Es klingt seltsam, aber zum Rasen taugt der schnellste 7er eigentlich nicht. Er fährt nur sehr schnell - dabei aber nie so unkultiviert, wie das Wort "Rasen" nahelegt Alpina B7: Es klingt seltsam, aber zum Rasen taugt der schnellste 7er eigentlich nicht. Er fährt nur sehr schnell - dabei aber nie so unkultiviert, wie das Wort "Rasen" nahelegt Quelle: Alpina

Buchloe – Eigentlich unverständlich, warum die M GmbH einen großen Bogen um den BMW 7er macht. Klar, ein Sportwagen wird aus dem Flaggschiff der Bayern nicht mehr. Aber das hält AMG auch nicht davon ab, eine S-Klasse für besonders eilige Chefs zu bauen. Vielleicht handelt BMW (bzw. handelt nicht) ja aus Rücksicht auf Alpina?

Nach den Sommerferien bringt der Tuner aus dem Allgäu, der sich offiziell Hersteller nennen darf, einen neuen Alpina B7. 608 PS stark, 330 km/h schnell und mindestens 148.800 Euro teuer.

Für den Leistungszuwachs bekommt der 4,4 Liter große V8-Motor aus dem BMW 750i eine komplett neue Peripherie: Mehr Durchsatz für die Frischluft, mehr Leistung für das Kühlsystem und vor allem zwei stärkere und größere Lader. Da wirkt das 450 PS starke Werksmodell vergleichsweise müde.

Der Achtzylinder bekommt eine komplett neue Peripherie und stellt das Serienaggregat in jeder Hinsicht in den Schatten Der Achtzylinder bekommt eine komplett neue Peripherie und stellt das Serienaggregat in jeder Hinsicht in den Schatten Quelle: Alpina Erst recht, weil mit der Leistung auch das Drehmoment steigt, die Kurve schon bei 2.000 Touren ein Niveau von 670 Newtonmeter erreicht und bei 800 Nm ein imposantes Plateau bildet.

Das verschafft dem B7 einen Antritt, wie man ihn sonst nur von Supersportwagen kennt. Von 0 auf 100 beschleunigt der Alpina in 3,7 Sekunden. Da fährt einem jeder Kickdown direkt ins Kreuz. Nur gut, dass die Sitze so weich gepolstert sind.

Hochgeschwindigkeit auf Dauer

Schnelle Sprints können die andere Hochleistungs-Limousinen auch. Der BMW 750i zum Beispiel braucht 4,4 Sekunden auf Tempo 100. Aber wo für die Serienmodelle bei 250 km/h und für AMG & Co knapp jenseits der 300 Schluss ist, darf der Alpina bis 330 km/h weitermachen. Auf der Überholspur wird der 7er somit fast konurrenzlos.

Vor allem kann der Alpina B7 dieses Tempo auf Dauer halten, und bleibt dabei ruhig und gelassen. Der Aufbau stabil, der Kurs stur, überraschend leise. Selbst Spurwechsel treiben einem dank der stabilisierenden Allradlenkung keinen Schweiß auf die Stirn. Da muss man sich fast schon zwingen, jenseits der 300 km/h den Sitz etwas steiler zu stellen und das Lenkrad fest in beide Hände zu nehmen. So lässig schüttelt der B7 den Speed aus dem Ärmel.

Am Ende der Autobahn wartet der B7 mit der nächsten Überraschung auf: Weil die Allradlenkung bei niedrigerem Tempo virtuell den Radstand verkürzt, weil der serienmäßige Allradantrieb bis zu 80 Prozent der Kraft an die Hinterachse bringt und weil Alpina im exklusiv für die Super-Siebener programmierten Sportmodus noch etwas mehr Power mobilisiert, fährt das Dickschiff leichtfüßig, agil, fast handlich um die Kurve. Fast vergisst man die 2,1 Tonnen genauso wie die 5,25 Meter Länge. Als wäre der Siebener auf Fünfer-Format geschrumpft.

Auf Landstraßen fährt der Alpina B7 erstaunlich agil für ein Fahrzeug dieser Größe und Gewichtsklasse Auf Landstraßen fährt der Alpina B7 erstaunlich agil für ein Fahrzeug dieser Größe und Gewichtsklasse Quelle: Alpina

Edel wie ein Bentley

Alpina steht zwar zuerst für Leistung. Aber beim Flaggschiff zeigen die Bayern ihre luxuriöse Seite, konzentrieren sich auf die Langversion und staffieren den BMW aus wie einen Bentley: Für den Lederbezug des Lenkrads brauchen die Näherinnen im Allgäu sechs Stunden, die gesteppten Sitzpolster sind genauso aufwändig. Überall funkelt Klavierlack auf den edlen Hölzern.

Der Clou ist das digitale Cockpit in klassischen Alpina-Farben. Die grünen Zeiger wischen über ein so strahlend-tiefes Blau, dass sich der Blick darin fast verlieren könnte. Dabei sollte man ihn in diesem Boliden besser auf die Straße achten.

Für die übliche Kraftmeierei in gehobenen Leistungsklassen ist sich Alpina zu fein. Spoiler, Schweller und die 21-Zoll-Räder sind vergleichsweise dezent. Auch der Motorsound geriet für ein Auto dieses Kalibers eher verhalten, und die Rallyestreifen sind so fein, dass es Stunden dauert, sie aufzubringen. Man muss fast schon zweimal hinschauen, will man den B7 von einem mit M-Paket aufgemotzten 750i unterscheiden. Oder man wartet, bis beide Autos Gas geben – dann klärt sich die Frage sofort.

Alpina B7: Technische Daten

  • Basis: BMW 750Li xDrive
  • Motor: 4,4-Liter-V8-Benziner
  • Getriebe: Achtgang-Automatik
  • Leistung: 608 PS (447 kW)
  • Drehmoment: 800 Nm bei 3.000-5.000 U/min
  • 0-100 km/h: 3,7 Sekunden
  • Höchstgeschwindigkeit: 330 km/h
  • Verbrauch: 10,4 l/100 km (NEFZ)
  • CO2: 242 g/km
  • Länge: 5,25 Meter
  • Breite: 1,90 Meter
  • Höhe: 1,49 Meter
  • Radstand: 3,21 Meter
  • Kofferraumvolumen: 515 Liter
  • Preis: ab 148.800 Euro

Quelle: SP-X (Benjamin Bessinger)

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