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BMW 116i: 1er mit Dreizylinder im Nutzertest - Der kleinste 1er im großen Familientest

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MOTOR-TALKer „tommyhome“ bekam von der MT-Redaktion für ein paar Tage einen BMW 1er mit Dreizylinder. Der kleine Motor war kein Problem. Und das kleine Auto drumherum?

Der BMW 116i im MOTOR-TALK-Lesertest: "tommyhome" fuhr den 1er zehn Tage lang Der BMW 116i im MOTOR-TALK-Lesertest: "tommyhome" fuhr den 1er zehn Tage lang Quelle: MOTOR-TALK

Von MOTOR-TALKer „tommyhome“

Berlin – Dieses Auto war wie ein kleines Geschenk. Für zehn Tage stellte mir die MOTOR-TALK-Redaktion einen 1er BMW zur Verfügung, um ihn ausgiebig zu testen – Hinterradantrieb, knackige Sechsgang-Schaltung und Dreizylinder. Moment, was?

Ja, der 116i soll mit drei Pötten und 109 PS auskommen. Aber da war noch eine andere Sache: Seit der Geburt meines Sohnes liegt mein Fokus bei Autos eigentlich eher auf den praktischen Qualitäten. Würde der 1er für Kind und Kegel reichen? Kann man hinten beim Kind angenehmen sitzen? Und vor allem: Passt der Kinderwagen? Einem geschenkten Auto schaut man nicht unter die Haube? Denkste.

In der Stadt schlägt sich der Dreizylinder prima, auf der Autobahn macht er aber schnell schlapp In der Stadt schlägt sich der Dreizylinder prima, auf der Autobahn macht er aber schnell schlapp Quelle: MOTOR-TALK

BMW 116i: Fahreigenschaften & Fahrleistung

Der erste Eindruck beim Facelift-1er: Schickes Design, sauber verarbeitet, sportlich. Während meines Tests mit der Familie war das Auto jeden Tag im Einsatz. Und wie schlägt sich da ein Dreizylinder im BMW? Ich hatte Glück und war vorgewarnt, vom Dreizylinder des VW UP meiner Frau.

Grundsätzlich gilt beim BMW: Die typische unruhige Laufkultur spürt man im Stand und beim Start-Stopp, sonst aber nicht. Die Leistung war mit 109 PS für die Stadt ausreichend, auf der Autobahn geht dem 1er dagegen schnell die Puste aus. Zum Überholen muss dann öfter aus dem 6. Gang heruntergeschaltet werden. Und auch die 195 km/h Höchstgeschwindigkeit erreicht man nur im 5. Gang.

Im Vergleich mit unserem Skoda Yeti fühlte sich die 1er-Lenkung dafür schön direkt an. Das Fahrwerk – und ich kann mich noch an den ersten 1er erinnern – schluckt Unebenheiten gut weg und wirkt trotzdem sportlich.

Die Sicht durch die Heckscheibe ist leider stark eingeschränkt Die Sicht durch die Heckscheibe ist leider stark eingeschränkt Quelle: MOTOR-TALK

Der Dreiyzlinder-1er könnte noch mehr sparen

Sparen könnte der Dreizylinder sogar noch mehr. Die Schaltempfehlungen kommen im normalen Komfortmodus manchmal recht spät (zum Beispiel könnte man knapp unter 70km/h bereits in den 6. Gang). Das Getriebe ist dafür angenehm übersetzt und die Schaltung präzise. In der Stadt kann der BMW schaltfaul im 4. und 5. Gang bewegt werden. Auf der Autobahn bleibt er bis 150 km/h angenehm leise.

Unangenehm hingegen bleibt, dass der gewählte Fahrmodus nicht gespeichert wird und immer wieder in den Komfort-Einstellungen gestartet wird. Dabei kann der Eco-Modus durch eine Bewertung von Schalt- und Beschleunigungsverhalten prima zum Sparen motivieren. Im Sport-Modus dagegen stellt die Start-Stopp-Automatik unnötig ihren Dienst ein, obwohl auch hier im Stand gespart werden könnte. Teilweise machte sie dafür in den anderen Modi auch ihren Job, wenn sie laut Anzeige deaktiviert war. Seltsam.

Kommen wir zum Komfort

So viel zum Motor, doch interessant war für mich vor allem die Karosserie – oder besser, der Platz darin. Der tiefe 1er-Einstieg war okay - wenn auch etwas ungewohnt. Der Platz auf den vorderen Sitzen reicht aus und die Sitzposition war sehr angenehm. Die vorderen Sportsitze (490 Euro, plus elektrische Verstellung mit Memory-Funktion für 950 Euro) bieten guten Komfort und idealen Seitenhalt. Hinten fanden wir Einstieg und Sitze allerdings nur durchschnittlich bequem – wenn auch deutlich besser als bei der ersten Generation des 1ers.

Der Platz im 1er BMW reicht am Ende auch für eine kleine Familie - aber "praktisch" geht anders Der Platz im 1er BMW reicht am Ende auch für eine kleine Familie - aber "praktisch" geht anders Quelle: MOTOR-TALK Das größere Problem: Mit Kindersitz (Cybex Cloud Q) auf der Rückbank (egal ob mit Isofix-Basis oder Gurt befestigt), findet auf dem Beifahrersitz kein Erwachsener mehr Platz. Denn der Sitz muss fast bis nach ganz vorn geschoben werden. Auch wenn das bei anderen Autos ähnlich ist, bleibt es ein Manko.

Positiv dagegen: Die ISO-Fix Halter sind über Klappen sehr leicht zu erreichen. Und zur Verwendung einer Isofix-Basis kann man im 1er nur raten. Denn wegen des tiefen Einstiegs fällt es schwer, die Babyschale anzugurten.

Und er passt doch

Und ganz hinten? Der Kofferraum des 1ers reicht für das alltägliche Programm: Sowohl der Wochenendeinkauf als auch unser überdimensionaler Kinderwagen fand nach Demontage der Räder und Ausbau der Hutablage Platz. Praktisch geht zwar anders, aber mit einem kompakteren Kinderwagen sollten Familien hier weniger Mühe haben.

Nach hinten sieht der Fahrer leider besonders bescheiden, da die Heckscheibe sehr klein ist. So nutzt man beim Parken primär die Außenspiegel. Sekundär helfen die Parksensoren vorn und hinten (200 Euro) – die Rückfahrkamera (400 Euro) hilft, wenn es ganz eng wird.

Cockpit, Schaltung und Sitze überzeugen - besonders das Musik-Streaming hat MT-Nutzer "tommyhome" begeistert Cockpit, Schaltung und Sitze überzeugen - besonders das Musik-Streaming hat MT-Nutzer "tommyhome" begeistert Quelle: MOTOR-TALK

Der gute alte Handbremshebel

Apropos Technik: Davon bietet der 1er viel – also fangen wir bei A wie Adaptive LED (1.340 Euro plus Lichtpaket für 230 Euro) an - ein sehr gutes Lichtkonzept. Die Ausleuchtung war angenehm hell, Abblend-Automatik und Kurvenlicht willkommene Helfer. Genau wie der Driving Assistant, bestehend aus Spurassistent und Auffahrwarner (520 Euro). Schade nur, dass der Spurassistent keine Lenkeingriffe bietet.

Die Multimediaausstattung (Navigationspaket ConnectedDrive für 2.800 Euro plus Internet für 100 Euro plus Online-Entertainment für 290 Euro) war top und über den typischen BMW-Dreh-Drück-Schalter sehr gut und intuitiv bedienbar. Das große Display und die Spracheingabe funktionierten hervorragend. Besonders begeistert waren wir aber von den Connected-Drive-Diensten: Dank Kinderlieder-Streaming war Schlafenszeit im BMW – natürlich nur für unseren Kleinen. Schade nur, dass BMW Napster anbietet, obwohl alle Spotify nutzen. Altmodisch bleibt der 116i nur da, wo es Freude macht - beim klassischen Handbremshebel.

Fazit: Aus familiärer Sicht

Das überrascht: Alles in allem macht der 116i auch Paaren mit Baby Freude - ernsthaft allerdings nur als Zweitwagen. Der tiefe Einstieg, der geringe Platz – das funktioniert, aber auf Dauer würde es doch nerven. Aus familiärer Sicht reicht es für eine „Drei Plus“. Bei Singles oder Paaren, als Stadtwagen und für den kleinen Wochenendurlaub sieht die Sache anders aus. Hier kratzt der 1er an der "Eins minus".

Technische Daten - BMW 116i Fünftürer

  • Motor: 1,5-Liter-Dreizylinder-Turbobenziner
  • Getriebe: Sechsgang-Handschaltung, Hinterradantrieb
  • Leistung: 80kW/109 PS bei 4.250 Umdrehungen
  • Drehmoment: 180 Nm bei 1.250 bis 4.250 Umdrehungen
  • Verbrauch: 5,0 bis 5,4 l/100 km laut NEFZ
  • CO2: 116 g/km
  • 0 – 100 km/h: 10,9 s
  • Höchstgeschwindigkeit: 195 km/h
  • Länge: 4,33 m
  • Breite: 1,77 m
  • Höhe: 1,44 m
  • Gewicht: mindestens 1.375 kg (EU-Norm, inklusive Fahrer)
  • Kofferraumvolumen: 360 bis 1.200 l
  • Basispreis: 24.000 Euro
  • Testwagenpreis: 36.690 Euro
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