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Elektroautos keine Gefahr für Stromversorgung - "Es sollte Stehzeug heißen, nicht Fahrzeug"

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Mehr Elektroautos auf den Straßen bedeuten auch mehr E-Autos an den Ladestationen. Teile der Strombranche sehen die Gefahr einer Überlastung. Die E-Autolobby winkt ab.

Noch sind Tesla Model S, Renault Zoe und Co in der Minderheit. Doch kommen mehr Elektrische auf die Straße, stehen auch mehr E-Autos an den Ladesäulen. Laut der E-Auto-Lobby soll davon keine Gefahr für das Stromnetz ausgehen Noch sind Tesla Model S, Renault Zoe und Co in der Minderheit. Doch kommen mehr Elektrische auf die Straße, stehen auch mehr E-Autos an den Ladesäulen. Laut der E-Auto-Lobby soll davon keine Gefahr für das Stromnetz ausgehen Quelle: dpa / Picture Alliance

Ingolstadt - Teile der Strombranche sind in Sorge: Die zunehmende Verbreitung von Elektroautos könnte künftig hohe Lastspitzen für das Stromnetz mit sich bringen. Besonders in Bayern und Baden-Würtemberg sei das problematisch. Dort würde die Stromproduktion nach der für Ende 2022 geplanten Abschaltung des letzten Atomkraftwerks voraussichtlich weit unter Bedarf liegen.

Nun kontert die E-Autolobby: Elektroautos seien keine Gefahr für das Stromnetz, bekräftigen der Bundesverband Elektromobilität (BEM) und der Bundesverband Windenergie. Engpässe für die Stromversorgung seien nicht zu erwarten, sagte BEM-Präsident Kurt Sigl gegenüber der Deutschen Presse-Agentur. Hauptgrund: Nach Einschätzung des Verbands ist nicht zu erwarten, dass Millionen E-Autobesitzer ihre Fahrzeuge gleichzeitig aufladen werden.

Im Schnitt steht ein Fahrzeug 23 Stunden am Tag

Sigl begründete das damit, dass die Akkus stetig leistungsfähiger werden - und viele Autos den Großteil ihrer Lebensdauer gar nicht gefahren werden: "Das durchschnittliche Auto in Deutschland fährt laut Kraftfahrtbundesamt 14.000 Kilometer im Jahr, das sind knapp 40 Kilometer beziehungsweise eine Stunde Fahrzeit am Tag", sagte Sigl. "Im Schnitt steht ein Auto also 23 Stunden am Tag, das lässt viel Zeit zum Nachladen."

"Wir haben elf Millionen Zweit- und Drittfahrzeuge in Deutschland", sagte Sigl. "Eigentlich sollte es Stehzeug und nicht Fahrzeug heißen." Die Prognose des ehemaligen Audi-Managers: "Viele Menschen werden mit ihrem Elektroauto nur jeden dritten Tag an die Steckdose gehen."

Was Autos und Haarföne gemeinsam haben

Unterstützung kommt vom Bundesverband Windenergie: Ein E-Auto brauche für 100 Kilometer im Schnitt 17 Kilowattstunden - aufs ganze Jahr gerechnet wären das für die Durchschnittsfahrleistung von 14.000 Kilometern dann 2.400 Kilowattstunden. Das ließe sich leicht mit einer Photovoltaik-Anlage von 18 Quadratmetern Fläche erzeugen, sagte Raimund Kamm, der bayerische Landesvorsitzende des Windenergieverbands. "Das hat Platz auf einem Garagendach."

Kamm nennt ein weiteres Beispiel: Haarföne. "Wir haben 40 Millionen Haushalte in Deutschland. Und in jedem Haushalt gibt es wahrscheinlich einen Fön mit einer Leistung von 1.500 Watt. Wenn alle

40 Millionen Föne gleichzeitig liefen, wäre das auch eine große Belastung für das Stromnetz. Aber es werden eben nicht alle 40 Millionen Föne gleichzeitig angeschaltet."

Ein modernes Windrad erzeuge sogar in bayerischen "Leichtwindgebieten" ausreichend Strom für knapp 4.000 Elektroautos, sagte Kamm. Eine Million Elektroautos würden den Stromverbrauch in Deutschland lediglich um ein halbes Prozent erhöhen. "Deutschland exportiert aber jedes Jahr einen hohen Stromüberschuss."

Quelle: dpa

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