XC60 T8 Eindrücke Probefahrt
So, ich habe es nun endlich geschafft einen XC 60 (II) T8 für eine Probefahrt zu bekommen. Hier die wichtigsten Punkte:
Fahrwerk
Der Wagen ist mit dem Luftfahrwerk straff gefedert und Querfugen werden mit einem Poltern quittiert. Ansonsten halten sich die Wankbewegungen in Grenzen und man kann ihn deutlich dynamisch fahren. Er wirkt dennoch etwas unruhig und nicht "satt". Hier kann man den aktuellen Q5 als Referenz sehen. Das Fahrwerk hat seine Qualitäten. Der Elch stand auf 20" Winterreifen von Continental (TS 850P glaube ich).
Ich hatte nie das Gefühl, entspannt zu fahren.
Antrieb
Hybrid macht Spaß, dennoch ist das Zusammenspiel zwischen Elektro und Benziner nicht optimal, denn möchte man anständig überholen, dauert es, bis die Leistung des Benziners abrufbar ist. Da es mein erster Hybrid war, dürfte das für euch keine Neuigkeit sein. Das rein elektrische Fahren in der Stadt ist sehr angenehm. Ansonsten ist die Motorisierung mit dem starken Benziner halt am Markt vorbei entwickelt. So zumindest auch das Feedback des Autohauses.
Der Benziner ist ungewöhnlich schlecht gedämmt und deutlich präsent im Innenraum. Das kann man schöner hinbekommen.
Verarbeitungsqualität
Hervorragend. Mercedes wirkt dagegen einfach nur billig, Audi kann sich dort Qualität abschauen und BMW und Volvo können beide daran arbeiten, wie man das Ganze noch schöner machen kann.
Bedienung
Man gewöhnt sich an das Touchsystem, aber es fehlen dennoch gewisse physische Tasten. Die reine Touch-Bedienung in der Mittelkonsole ist sicher nicht die optimale Lösung. Das System selbst ging aber flüssig.
Geräuschkulisse
Der Wagen hatte kein Dämmglas. Grundsätzlich halte ich von der Argumentation nichts, dass wenn ein Wagen allgemein recht leise ist, man dadurch mehr andere Geräusche wahrnimmt. Dafür sind genügend Ingenieure angestellt, die sich um so etwas Gedanken machen müssen. Volvo hat hier die Kapazität der Mannschaft wohl eher auf Antrieb und Sicherheit verlegt. Was auch gut ist, aber die Geräuschkulisse war überhaupt nicht überzeugend.
Der Wagen lässt viel zu viel von der Straße, so wohl über das Fahrwerk als auch über die Fenster in den Innenraum. Das Geräuschniveau habe ich der österreichischen Autobahn und nassen Fahrverhältnissen als schlichtweg inakzeptabel für ein 90.000 € Fahrzeug empfunden. Auf der einen Seite sollte gerade das Luftfahrwerk besser entkoppel und auf der anderen Seite, gerade bei einem Hybrid, die Dämmung der Radkästen und des Glases besser (von vornherein 1mm mehr Glasstärke auch ohne Verbundglas). Auffallend war, dass gerade von Hinten deutliche Fahrgeräusche eindrangen.
Der XC60 scheint aus meiner Sicht einfach zu schlecht gedämmt zu sein. Bei den Dieselmodellen wird man durch das Motorgeräusch etwas "eingepackt", beim Benziner/Hybrid treten aber die Schwächen stärker zu Tage.
Wäre der XC60 mit Verbundglas ausgestattet, so würde das laute Abrollgeräusch und die Querfugen trotzdem stark an der Langstreckentauglichkeit nagen.
Die Geräuschkulisse ist der Hauptausschlussgrund, warum ich den XC60 nicht mehr in Betracht ziehe.
Anzumerken ist, dass das Standard-Soundsystem vom Niveau her den Aufpreispflichtigen bei Audi entspricht. Audi liefert eine lächerliche Qualität ab, sonfern man nicht Geld in die Hand nimmt. Bei Volvo bekommt man wenigstens ein System, mit dem man durch den Alltag kommt.
Ich hatte dann noch die Möglichkeit einen V90CC mit Dämmglas zu fahren. Dieser wirkte wie ein 5er BMW. Reinsetzen und das Fahrverhalten wie ein perfekt zugeschnittener Turnschuh. Der Wagen lag satt auf der Straße, nichts nervöses. Leider ist der 190PS Diesel etwas mit dem Fahrzeug überfordert und auf der Autobahn, bei Autobahnplatten (mit kleinen Querfugen) entsteht beim V90 CC ein niederfrequentes Dröhnen. Seltsam.
Mein Fazit:
Volvo ist auf dem richtigen Weg und kann Audi und Mercedes beibringen, wie man qualitative Fahrzeuge baut. Im Detail fehlen aber dann einfach noch Feinheiten in der Abstimmung, um an die Spitze zu rücken. Hier war vor Kurzem zu lesen, dass zB der XC 60 die besten Bremsen im Test hatte. Die besten Bremsen helfen nichts, wenn der Rest nicht passt. Das sollte gar kein Schlechtmachen sein, denn der XC60 und der V90CC gefallen mir vom Design hervorragend un der V60 (II) ist einfach nur traumhaft schön gegen den faden Einheitsbrei der Deutschen. Volvo müsste es noch schaffen, die Details zu verbessern.
Der kurze Ausflug in die Welt von Volvo war aber trotzdem sehr schön und beim V90CC werde ich vl noch eine andere Reifenkombination probieren. Wünsche euch aber viel Spaß mit euren Elchen!
Beste Antwort im Thema
Zitat:
@xpla schrieb am 26. Februar 2018 um 22:32:28 Uhr:
Aber lassen wir es gut sein.
... na hoffentlich!
80 Antworten
Doch der XC90 T8 soll tatsächlich einen Geräuschgenerator haben, aber genau umgedreht wie oben behauptet nämlich als ActiveNoiseCancelling System, wobei mir nicht wirklich etwas Noise-Gecanceltes aufgefallen ist, oder ich von meinen ANC-Koipfhörern einfach zu hohe Erwartungen hatte
Zitat:
@stelen schrieb am 29. Juli 2020 um 13:48:54 Uhr:
Doch der XC90 T8 soll tatsächlich einen Geräuschgenerator haben, aber genau umgedreht wie oben behauptet nämlich als ActiveNoiseCancelling System, wobei mir nicht wirklich etwas Noise-Gecanceltes aufgefallen ist, oder ich von meinen ANC-Koipfhörern einfach zu hohe Erwartungen hatte
Kann sein. Das wird auch immer wieder behauptet, es gibt von Volvo nur keine braucbare Erklärung dazu. Wenn, dann gibt es aber eben nur ein Verfahren, Geräusche durch Überlagerung zu "löschen" und nicht zusätzlich Geräusche zu erzeugen, wie etwa aus dem 4-Zylinder-Diesel akustisch einen 8-Zylinder-Benziner zu machen. Solchen Spielkram hatte oder hat wohl Heico für Volvo im Programm. Volvo unterlässt diese Kindereien zum Glück.
Grüße vom Ostelch
Ich habe gerade den direkten Vergleich zwischen einem T5 und dem T8. Hatte vor dem XC90 während der Wartezeit einen V90 CC T5.
Und der akustische Unterschied der Verbrenner ist schon enorm. Während der T5 wirklich null Charakter hat und vom Geräusch her geradewegs zum angewöhnen ist, macht der sehr ähnliche Motor im T8 regelrecht Laune. Grollend, aber nicht aufdringlich. Man darf natürlich nicht das Geräusch eines R6 oder V8 erwarten. Aber ich war auch schon so weit, zu überlegen ob Volvo hier etwas nachgeholfen hat.
Ein paar Umsteiger von einem älteren auf einen neueren T8 berichteten, das er etwas leiser geworden sei.
Für mich ist dieser "Motor" auch nach 237.000 km immer noch das Hauptmanko des Autos, ungehobelt und viel zu laut, hat in dieser Fahrzeugklasse nichts zu suchen. Langsam fängt meiner dazu noch an sich wie ein Mini-Cooper Works anzuhören, offenbar ist der Kompresor so langsam am Ende seines Lebenszyklus angelant.
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Ich hab grad nen XC60T8 (100km auf der Uhr) als Ersatzwagen und war im ersten Moment wirklich positiv überrascht, wie flüssig jetzt die Übergänge bei Motorstart geworden sind und wie leise der Rappler jetzt ist. Seltsamerweise ist er das aber nicht immer. Es gibt dann wieder Phasen, da ist er wieder genau so laut und rapplig, wie in den XC90T8 vor 2 Jahren, nur etwas weniger kernig, eher dumpfer. Kann ich mir nicht wirklich erklären und ist echt kurios. Das ist wirklich, als wenn man 2 unterschiedliche Fahrzeuge fährt, von denen eins wirklich überzeugen kann.
KUM
Zitat:
@stelen schrieb am 30. Juli 2020 um 06:56:45 Uhr:
ungehobelt und viel zu laut,
Jeder hat natürlich eine andere Erwartung aber ungehobelt und zu laut trifft nach meiner Meinung auf die aktuellen Modelle nicht zu. Ich hatte in der Vergangenheit schon oft den Eindruck, dass Volvo das Facelift oder auch nur den Wechsel von einem Modelljahr zum nächsten nutzt, um an der Dämmung des Motors zu arbeiten.