Wie älteres Auto pflegen/warten?
Hallo zusammen,
Ich fahre einen soliden Golf VI, 1.2 TSI, 77 kW, BJ 2010 mit 180 Tsd. km. Nach dem üblichen Steuerkettenproblem, Tausch derselben, Einbau einer Distanzscheibe (so heißt das Ding doch?) und SW-Update fährt der Gute jetzt 150 Tsd. km ohne irgendwelche Probleme hauptsächlich Autobahn bei 120 km/h im Wohlfühltempo. Ich habe mich bisher nicht wirklich mit der Wartung und Pflege meines Auto beschäftigt. Wann immer er "ping" macht und "Service jetzt" fordert, habe ich ihn brav zu meiner freien Werkstatt zur Inspektion gebracht.
Durch eine Mischung aus Schludrigkeit und Geschäftstüchtigkeit seitens der Werkstatt wurde das Auto für ein paar Jahre auf jährlichen Ölwechsel umgestellt, wobei jedes mal Intervallservice + Plus und Inspektionsservice + Plus abgerechnet wurde. Die Werkstatt hat mich dann von sich aus darauf hingewiesen, dass sie wieder auf das Longlife-Intervall umgestellt hat. Ein bisschen angesäuert war ich schon und habe dies zum Anlass genommen, mich mal etwas tiefer mit meinem Auto zu befassen, was so alles an Wartung nötig ist. Vor allem möchte ich mein Auto noch gerne etwas länger fahren.
Die üblichen Sachen (Bremsflüssigkeit, Luftfilter, Zündkerzen) und zusätzlich einen Klimaservice würde ich auch nach wie vor bei meiner freien Werkstatt machen. Den Pollenfilter würde ich mir zutrauen selber zu wechseln, und Ölwechsel gibt es deutlich günstiger bei spezialisierten Werkstätten, die nichts anderes machen. Wenn ich mir so die Wartungsliste der VW-Inspektion durchgehe, frage ich mich: Braucht es das wirklich? Reifenprofiltiefe messen, Wischwasser prüfen, prüfen ob die Hupe hupt usw... also das muss doch niemand mit einem Stundensatz von > 50€ machen, das kann ich auch. Das in den Motorraum und unters Auto schauen, ob alles heile ist, ist natürlich sehr sinnvoll. Allerdings: Macht genau das nicht auch der Tüv?
Ist meine Strategie Ölwechsel separat + Teiletausch in meiner Werkstatt + Sichtprüfung durch Tüv ausreichend, oder rock ich mir so mein Auto runter? Bin gespannt auf eure Meinung.
22 Antworten
Zitat:
@Volvoluder schrieb am 12. Oktober 2021 um 22:48:00 Uhr:
Also mein BMW 330d mit EZ 6/2014 wird fast immer mit SSA gefahren. Ebenso unser Audi A1 1.4 TFSI mit EZ 10/2015.Die Ersparnis dadurch beim Diesel- Renner liegt bei 0,6-0,8 l/100 km und bei der Benziner-Rennsemmel bei 0,5-0,6 - je nach Fahrtstrecke.
Wie hast du die Ersparnis ausgerechnet, wenn die SSA doch fast mmer aktiv ist?
@Mad_Max77
Ich fuhr je 2 Monate lang meinen Weg zur Arbeit (35 km einfache Strecke) hin und zurück zunächst mit SSA und dann ohne. Nach dem ich diesen Test über 1 Jahr mit beiden Fahrzeugen 2x im Turnus gemacht hatte, konnte ich die o.g. Verbrauchsreduzierungen anhand der Auswertung der Tankrechnungen feststellen.
Hier ist ein Blog-Teilnehmer, der mit seinem Fahrzeug durch die SSA noch größere Einsparungen erzielt haben will:
https://www.motor-talk.de/.../...-was-bringt-start-stopp-t6137370.html
In einem anderen thread wurde einmal ausdrücklich danach gefragt, ob MT-User bereits durch "die SSA Start-Stop Automatik verursachte Defekte oder Verschleißreparaturen" hatten
https://www.motor-talk.de/.../...-verschleissreparaturen-t5451002.html
Da kam dann aber nicht viel und am konkretesten waren noch Hinweise auf früher schlappmachende AGM-Batterien. Allerdings ist die Batterie in meinem BMW nun kurz vor dem 8. Winter immer noch prächtig im Schuss und auch die des Audi A1 sieht nun, trotz viel Kurzstreckenbetrieb in den letzten 2 Jahren mit ständig aktivierter SSA, immer noch fit dem 7. Winter entgegen.
..... und wir haben hier in Oberbayern auf 650 m auch tatsächlich noch richtige Winter.
1. 0,8 l entspricht ungefähr dem Verbrauch des 330d im Leerlauf pro Stunde. Um diese Menge einzusparen, müsstest du also pro 100 km in Summe eine volle Stunde Standzeit haben. Was die Frage aufdrängt, wo du fährst. Denn dort müsste ja eigentlich Dauerstau herrschen. Weshalb ich diesen Wert anzweifle.
2. Das Verschleißproblem bei Motoren mit Start-Stopp betrifft die Schmierung. Bei jedem Abstellen verschwindet das Öl aus Kurbelwellen- und Pleuellagern, beim Wiederanlassen kommt es für einen kurzen Moment zur Mischreibung, wo schon Öl da ist, aber auch noch Metall aufeinander reibt.
Deshalb sind die Zulieferer der Lagerschalen schier ausgerastet, als BMW um 2007 herum Start-Stopp in die Großserie einführte (die VW-Experimente in den 80ern mal außen vor). Mittlerweile werden wahrscheinlich Lager mit besseren Notlaufeigenschaften verwendet.
Um den Verschleiß zu begrenzen, wurden auch Versuche mit elektrischen Ölpumpen durchgeführt, die konstant zwei bar Öldruck liefern. Allerdings belasten die die Batterie so stark, dass Start-Stopp dann bald aussteigt.
Und Schaeffler rät, bei Turbomotoren nach größerer Belastung Start-Stopp auszuschalten:
https://www.mahle-aftermarket.com/.../...e-umwelt---und-furs-auto-6777
Außerdem arbeiten die Lagerprofis an wälzgelagerten Kurbelwellen, die für SSA wesentlich besser geeignet wären:
https://schaeffler-events.com/kolloquium/lecture/e7/index.html
3. Sind 90.000 km ja nun ein Witz und sicher nicht repräsentativ.
Ich selber nutze die SSA nur gelegentlich, z.B. vor Bahnschranken oder Baustellenampeln. Aber in den seltenen Fällen, wo ich in die Stadt muss, läuft mein Motor durch.
Nur, weil es immer noch angezweifelt wird, letzte Ergänzungen von mir, ansonsten mag doch jeder mit oder ohne aktivierte SSA glücklich werden😰:
Zitat:
@Hinnerk1963 schrieb am 13. Oktober 2021 um 20:39:12 Uhr:
1. 0,8 l entspricht ungefähr dem Verbrauch des 330d im Leerlauf pro Stunde. Um diese Menge einzusparen, müsstest du also pro 100 km in Summe eine volle Stunde Standzeit haben. Was die Frage aufdrängt, wo du fährst. Denn dort müsste ja eigentlich Dauerstau herrschen. Weshalb ich diesen Wert anzweifle.
Ich schrieb doch oben deutlich, dass die Verbrauchswerte bei Fahrten auf dem Weg von und zur Arbeit ermittelt wurden. für die 70 km hin- und zurück brauchte ich im Mittel insgesamt 70-90 Minuten (letzteres im Winter bei Schnee). Es handelte sich um 7 km Staatsstraße (führt durch 2 Dörfer mit je 2 Ampeln), 25 km Autobahn u. 3 km reiner Innenstadtverkehr (München).
Wer schon mal zu rush-hour-Zeiten morgens nach München rein und abends wieder rausgefahren ist, weiß wie es da um den Verkehr bestellt ist😁.
Ich gehe mal davon aus, dass die 0,8 Leerverbrauch/Stunde beim 330d stimmen (habe ich noch nie selbst nachgemessen), denn das deckt sich ja in etwa mit meinen Fahrtzeit- und Verbrauchseinsparungsangaben.
Außerdem sprach ich von schwankenden Einsparungen, nämlich 0,6 bis (und nicht ausschließlich von) 0,8 l/100 km
Zitat:
3. Sind 90.000 km ja nun ein Witz und sicher nicht repräsentativ.
Repräsentativ habe ich auch nicht behauptet. Aber immerhin hat der Bimmer über 4 Jahre diese Arbeitsweg-Prozedur klaglos und bis heute ohne einen einzigen Defekt mitgemacht. Die letzten Jahre wurde er mehr auf Mittel- und Langstrecken eingesetzt und die Kurzstrecken übernimmt nun der Audi A1 (mit ebenfalls aktivierter SSA)
Immerhin hat mein Freund mit seinem BMW 330d, wie ich oben schrieb, bereits 140tkm mit aktivierter SSA absolviert und dies bisher ebenfalls ohne jeden Defekt am Fahrzeug.
Auch das ist noch nicht mein voller Anspruch an die Haltbarkeit eines BMW, aber immerhin ein Zeichen guter Verschleißfestigkeit trotz aktivierter SSA. Time will tell us more 🙂
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Zitat:
@Matador 8 schrieb am 13. Oktober 2021 um 10:21:49 Uhr:
Ggfs. Achsteile entrosten und ordentlich versiegeln.
Neben der normalen Wartung und so Sachen wie im Frühjahr die Unterbodenwäsche um Salzreste vom Auto zu beokmmen ist das ein Punkt der sich die letzten Jahren als zunehmend notwendig herausstellt. Durchgerostete Schweller oder andere Karosserieteile werden bei der HU weniger, durchgerostete und stark verrostete Achsteile fallen dagegen zunehmend häufiger bei nahezu allen Marken negativ auf.
Die Vorurteile gegen Start-Stopp haben sich dagegen in der Praxis nicht bestätigt. Es ist ja jetzt auch nicht so als wenn Leerlauf der ideale Betriebsbereich für einen Motor wäre. Wirklich schädlich ist aber häufiger Kurzstreckenverkehr. Kondenswasser, geringe Kraftstoffeinträge im Öl -> ab und an muss der Motor einfach mal richtig auf Temperatur kommen.
Wenn man Geld sparen will und die Garantie eh vorbei ist: Wartungsliste nehmen, alles abhaken was man selber erledigen kann und in der freien Werkstatt dann nur die übrigen Arbeiten in Auftrag geben statt pauschal "Mach mal Inspektion". Wenn man nicht ganz zwei linke Hände hat bleibt da oft nur noch der Wechsel von Betriebsflüssigkeiten oder nötige Reparturen wie Bremse, Zahnriemen und Co. über.
Sichtkontrolle, Wasserabläufe reinigen, ... geh alles selber und vor allem häufiger und mal eben schnell zwischendurch wenn man weiß wo man gucken muss.
Zitat:
@elfritzo schrieb am 13. Oktober 2021 um 09:57:57 Uhr:
Danke für die Rückmeldungen. Werde mir mal überlegen, ob ich aufs Festintervall umstelle.
Ab und zu liest man auch, dass man nach einer gewissen Zeit (auch für Schalter) das Getriebeöl wechseln soll. Ist das Quatsch? So richtig Lust, das zu beauftragen hätte ich nicht.
Falls du meinem Rat Beachtung schenken möchtest, dann richte dich hinsichtlich Pflege und Wartung deines Autos am besten nach den
Vorgaben in der Bedienungsanleitung. Dann machst du mit Sicherheit nichts verkehrt. 😎
Nicht alles was hier geschrieben wird, ist auch immer richtig. Wenn beispielsweise LL-Öle vorgeschrieben sind, erübrigt sich ein jährlicher Ölwechsel. Auch eine vorhandene SSA auf Dauer zu deaktivieren ist Nonsenf. Batterie und Anlasser haben das in meinem 10 Jahre alten Auto mit 160 Tkm auf der Uhr klaglos verkraftet.
Das sind meine positiven Erfahrungen dazu. 🙂
Zitat:
@Hinnerk1963 schrieb am 13. Oktober 2021 um 20:39:12 Uhr:
1. 0,8 l entspricht ungefähr dem Verbrauch des 330d im Leerlauf pro Stunde. Um diese Menge einzusparen, müsstest du also pro 100 km in Summe eine volle Stunde Standzeit haben. Was die Frage aufdrängt, wo du fährst. Denn dort müsste ja eigentlich Dauerstau herrschen. Weshalb ich diesen Wert anzweifle.
Das ist absolut realistisch, wenn man im Stadtverkehr unterwegs ist. In meinem verlinkten Test brauchte ich für 25km immer ca 1h. 100km also in 4h. Davon 25% Standzeit ist in zumindest Hamburg keine Besonderheit.
Wenn Start-Stopp so problemlos wäre, würden die Zulieferer sicher keine Zeit damit verplempern, die jedes Mal aussetzende Schmierung kompensieren zu müssen. Ohnehin wurde die SSA nur eingeführt, um den Normverbrauch zu frisieren. Das hat bei BMW auch gut geklappt, der 118d ab 2007 war meines Wissens das erste richtige Auto unter 100 g CO2/km. Und im dichten Stadtverkehr stellt sich natürlich auch in der Praxis eine Verbrauchsminderung ein.
Aber um mal zum Thema zurückzukommen: Am Kiosk liegt das Sonderheft Nr. 68 der Oldtimer Markt, "So hält ihr Auto ewig". Da steht eigentlich alles drin.