VW Touran TSI 1.4 - Turbolader zweites mal defekt bei 80Tkm Frage zur Werkstattgeährleistungspflich

Hallo,

ich habe eine Frage bezüglich der Gewährleistung der Werkstattleistung nach dem Austausch meines Turboladers.

Vorgeschichte:
- nach 40Tkm (3,5 Jahre alt) fiel der Turbolader aus
- wenig Kompressionsdruck auf dem 3. Zylinder
- Austausch der Ölpumpe, da sich die Nockenwelle auf Grund zu wenig Öldruckes nicht verstellen ließ
- keine Besserung des Kompressionsdruckes
- Motor wurde defekt geschrieben
- Kulanzanfrage an Herrn Macht und Herrn Winterkorn fiel positiv aus
- Austausch des Motors durch VW
- mehrfaches (3-4 mal) Aufleuchten der Motorleuchte: Diagnose "Turbolader hat zu wenig Druck" innerhalb der 24 monatige Werkstattgarantiezeit auf den Turbolader
- Fehler wurde jedes mal wieder gelöscht, man solle dieses Beobachten
- Ich habe leider nur einen einzigen Ausdruck der Fehlerdiagnose ohne Datum (Screenshot vom Analysegerät)
- nun nach weiteren 45 Tkm (80 Tkm gesamt) und 2,5 Jahren nach dem Einbau des neuen Turboladers ist die Diagnose eines weiteren Aufleuchtens der Motorleuchte: defekter Turbolader (Bei diesem Gespräch wurde nicht verneint, dass ich schon mehrfach vorher wegen dem gleichen Fehler da war.)
- Kosten:
Lohn: 550,--Euro. - Material: 1100,--Euro

Das Angebot der Werkstatt ist nun 15% vom Lohn runter zu gehen.
Ist denn die Werkstatt nicht verpflichtet mir diesen schon auffälligen Turbolader auch nach der Gewährleistungszeit auszutauschen? (Es wurde doch mehrfach angezeigt, nur von der Werkstatt keine tiefere Diagnose durchgeführt.)
Muss ich denn immer mit einem Anwalt drohen?

Danke Euch für jeden Rat

Beste Antwort im Thema

Ich erlaube mir an dieser Stelle noch einige grundlegende Hinweise zur Behandlung von Turbomotoren zu geben (damit der nächste dann hoffentlich länger hält):

- keinem Motor tut es gut, wenn er kalt getreten wird. Für Turbos gilt das ganz besonders. Keine hohe Drehzahlen - aber im Gegensatz zu Saugbenzinern auch kein allzu hohe Last, also bitte auch kein Vollgas bei niedrigen Drehzahlen.
Begründung: Die Begründung, warum man einen Motor generell warmfahren muß ist so trivial, daß ich sie als bekannt voraussetze und nicht näher darauf eingehe. Daher hier nur die Erklärung zur Last: der Kolben heizt sich schneller auf als der Block. Das ist normal, und die Toleranzen im Motor sollten so gewählt sein daß das paßt. Unter Ladedruck geht das aber noch viel schneller als bei einem Sauger. Im Extremfall produziert man so bei jedem Start einen "Mini-Kolbenfresser". Also mit niedrigen Drehzahlen und mäßiger Last warmfahren. Ladedruckanzeige beachten!

- wenn im Armaturenbrett angezeigt wird, daß das Kühlwasser warm sei, muß das Öl noch lange nicht warm sein. Da spielen zwei Faktoren mit hinein: erstens die Physik (das Motoröl wird im allgemeinen langsamer warm als das Wasser) und zweitens die Tatasche, daß seit Mitte der 90er Jahre die meisten Anzeigen dem Nutzer etwas vorlügen (angeblich, um ihn nicht zu beunruhigen). Da steht die Nadel stumpf in der Mitte der Anzeige, egal ob das Wasser gerade 70 oder schon 100° hat.
Deshalb: auch wenn die Kühlwassertemperaturanzeige "warm" anzeigt, lieber noch ein paar Kilometer verhalten fahren, bevor man Leistung fordert.

- Einen Turbomotor NIEMALS heiß abstellen. Begründung: der Turbolader wird unter Last glühend (ja: das Ding leuchtet nachts dann wirklich...) heiß. Bei diesen Temperaturen verkokt das Motoröl sofort. Im Betrieb ist das nicht so wild, denn das Öl wird ja von der Ölpumpe durch den Lader durchgedrückt, verbleibt also nur sehr kurzzeitig im Lader und wird danach in der Ölwanne und im Ölkühler wieder heruntergekühlt.
Stellt man den Motor aber ab steht auch die Ölpumpe, d.h. das Öl, was sich jetzt noch im Turbolader befindet bleibt dort und wird dort gegrillt. Die Ölkohle zerstört dann direkt die Lager des Turbos oder blockiert seine Ölversorgung... (Deshalb prüft man und tauscht bei Bedarf auch die Öldruck- und die Rücklaufleitung, wenn man einen Turbo austauscht, sonst stirbt der nächste Lader im Zeitraffer.
Deshalb einen Turbomotor vor dem Abstellen immer kalt fahren, d.h. einige Kilometer vor dem Ziel vom Gas gehen und dann ganz gemütlich bummeln. Geht das nicht, weil man JETZT GLEICH auf den Autobahnparkplatz muß weil einem sonst die Kinder ins Auto pinkeln, dann nutzt man unbedingt die Motorbremse (Schubschaltung = es wird nur Luft durch den Motor gepumpt). Damit bekommt man die Temperatur im Lader in wenigen Sekunden umd einige hundert Grad gesenkt.
Im Stand den Motor noch einige Zeit im Stand nachlaufen lassen (abhängig davon, wie hart die Kiste getreten wurde - von 30 Sekunden bei normaler Fahrweise bis einige Minuten nach wilder Hatz). Erst dann den Motor abstellen.

- Wie aus den obigen Ausführungen ersichtlich sind Turbos ziemlich fies zum Motoröl. Bei einigen Autos kommt noch erschwerend dazu, daß die Katalysatoren auch noch Hitze Richtung Ölwanne abstrahlen - dann wird das Öl noch von einer anderen Stelle aus gebraten, auch nach Abstellen des Motors noch.
Ölschlamm wird darüber hinaus begünstigt durch Kraftstoffeinträge beim Kaltstart und durch Blow-By-Gase (Abgas, das an dern Kolbenringen vorbei ins Kurbelgehäuse eindringt). Wie lange ein Öl damit klarkommt, hängt von der Additvierung des Öles, der Menge der blow-by-gase und der Zeit ab.
Aus all dem ist ersichtlich, daß Turbomotoren sehr hohe Anforderungen auch an das Motoröl stellen.
Longlife-Intervalle sind folglich für einen Turbomotor Gift. Deshalb umprogrammieren lassen auf Festintervall und nach spätestens 15.000km oder 1 Jahr (was eher Eintritt) Öl wechseln. Dabei zusehen, daß das Öl neben der von VW geforderten Freigabe auch noch eine MB 229.5 hat,
dann sollte es etwas taugen. (Als angenehmer Nebeneffekt dürfte das trotz häufigerer Intervalle sogar billiger sein, weil man nicht die Mondpreise für das Longlife-Öl zahlen muß.)

Ich möchte mich jetzt nicht hinstellen und behaupten, daß der TE dann keine Probleme mehr hätte (die TSI sind ja geradezu berüchtigt - warum hat das Ding eigentlich noch keinen Kettenschaden?), aber so erhöht er zumindest die Chance, daß Motor und Lader demnächst etwas länger durchhalten.

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@Robbi

Danke für die Info.
So, oder so ähnlich dachte ich mir schon, warum einige Lader für über 400 000km gut sind und andere Lader schon bei 50 000km der 2. verbaut ist.

Generell würde ich sagen, dass jedes Jahr neues Öl in den Motor muß, egal wieviel KM gefahren wurden (wegen Kondenswasseranteile aus dem Wintermonaten) und das Kurzstrecken für einen Lader Gift sind wußte ich bisher nicht, wurde aber in Deinem Anhang gut erklärt.

Na da wird ja einige meiner Vermutungen in Zukunft zutreffen, dass die Minihubraumzwerge mit Lader nicht allzu lange halten werden, zumindest die, die überwiegend im Kurzstreckenbetrieb genutzt werden und die, die nur auf Grund ihrer jährlichen KM Leistung nur alle 2 Jahre den Ölwechsel machen.

Die Hersteller werden wohl in Zukunft nicht so sehr an den Verkauf von Neuwagen verdienen, sonderen an den Ersatzteilverkauf.
Na und, dass haben die Japaner früher auch gemacht.

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