Vergleich A8 D4 EZ.16 vs Phaeton EZ.15 3.0TDI
Ich fuhr zwischen 2016 und 19 einen Phaeton. Danach einen Tiguan Biturbo und da ich bei so viel Plastik wieder Lust auf mehr Luxus bekam, habe ich mich erneut für die Luxusklasse entschieden. Im Folgenden möchte ich einen Vergleich anstellen, um zu sehen wie viel Luxus die Konzernbrüder gemein haben.
Technische Daten:
Phaeton 3L TDI 245 PS weitgehend voll NP 98.000 €
A8 3L TDI 262 PS ebenfalls weitgehend voll NP 115.000 €
Motor und Getriebe:
Während der ersten Phase mit dem A8, war ich sehr verärgert über die Verbrauchswerte, schliesslich ist das Auto mit völlig unrealistischen 5,8 Litern/100 KM angegeben. Es war klar, dass solche Ergebnisse bei normalem Gebrauch nicht zu erzielen sind aber dass sich zunächst Verbräuche jenseits 10 Liter einstellten hat mich denn doch empört. Schliesslich pegelte sich der Verbrauch doch unter 10 Litern ein und der Unterschied wurde sichtbar. Der Phaeton war mit 8,6 Litern angegeben und kam effektiv auf ca. 13 Litern im Schnitt, wobei auch Autobahnfahrten um 120 mit temporär 6,5 Liter möglich waren. Das hat mich erstaunt. Der A8 hat sich bei 9,x eingepegelt, also rund 3 Liter weniger. Das ist dann doch deutlich.
Während der Phaeton eigentlich keinen Unterschied zwischen Fahrstufe S und D kennt - man müsste ihn wohl mit der Lupe suchen - geht beim A8 in Fahrstufe S wirklich ein Feuerwerk ab, der Unterschied zu D ist bemerkenswert. Angenehm auch, die stets niedrige Drehzahl. Einzig der Schalthebel des A8 ist eine nervige Fehlkonstruktion und einem Auto der Luxusklasse nicht würdig. Selten trifft man mal den Gang auf Anhieb. Das ist einfach nicht lässig. Fazit Motor und Getriebe, der Punkt geht klar an den A8 er ist sparsam und dynamisch und zeigt auch deutliche Unterschiede im Kennfeld. Die Fahrstufe S ist nur Makulatur.
Fahrwerk:
Beide Autos haben ein Luftfahrwerk. Der A8 hat ein Sportfahrwerk. Während der Phaeton eine Sänfte ist, ist der A8 auf schlechter Fahrbahn ein mieser Underperformer. Im Osten, wo noch viel Kopfsteinpflaster liegt, hüpft das Auto mehr als dass es fährt. Bei schlechter Fahrbahn geht die Kontrolle in einem solchen Masse verloren, dass man sich an Zeiten der Postkutsche erinnert fühlt. Selbst die sanfteste Einstellung hilft nichts, von sanft oder Luxus kann zu keiner Zeit die Rede sein. Ganz anders auf ebener Fahrbahn. Da zirkelt der A8 sauber und präzise dorthin wo er hinsoll und fühlt sich kleiner an, als er ist. Der Phaeton macht bei der Dynamik auch keine schlechte Figur. Fazit: Der Phaeton kann Superluxus und Dynamik. Der A8 kann sehr dynamisch und Postkutsche. Der Punkt geht an den Phaeton.
Karosserie:
Während der A8 moderner, kantiger wirkt, braucht der Phaeton das ruhige Auge um zu überzeugen. Sein größtes Manko, die oberflächliche Ähnlichkeit zum Passat, die bei näherem Hinsehen ganz anders ausfällt. Die Lackqualität des Phaeton hat Weltklasse Niveau. Beim Lack und in der Qualitätsanmutung spielt der Phaeton drei Klassen höher. Der Phaeton ist ein Eisenschwein, dass es mit weit teuren Fahrzeugen locker aufnimmt, er lugt aus der S Klasse heraus und macht selbst der Handmade Szene um Rolls Royce und Co. etwas vor. Der A8 hingegen ist leicht, mit allen Vorteilen die das mit sich bringt beim Handling und beim Verbrauch, aber vor allem auch bei den Bremsen. Fazit: Mein ganz persönliches Bedürfnis an die Luxus Klasse ist der Spitzenluxus nicht die Spitzentechnologie. Deshalb gewinnt das Eisenschwein haushoch auch gegen nahezu jeden anderen in der Luxus – und allen Klassen darüber hinaus. Ein ganz persönlicher Punkt für den Phaeton.
Bremsen:
Das leidige Problem jeden Fahrzeugs über 200 Km/h und über 1800 KG. Bremsenrubbeln beim massiven herunterbremsen aus hohen Geschwindigkeiten. Ich hatte noch kein Fahrzeug dieser Klasse, das dieses Problem nicht hatte. Selbst der supermoderne Tiguan Biturbo mit innenbelüfteten großen Scheiben. Wenn jemand eine Lösung weiß, bin ich ganz Ohr. Am Ende aber ist der A8 wegen des geringeren Gewichts deutlich im Vorteil, auch beim Abstandsregelungsradar bremst er wesentlich mehr wie ein richtiger Fahrer als der Phaeton, der dabei sehr unausgereift wirkte und sehr spät aber sehr heftig bremste. Der Bremsenverschleiss des Phaetons ist auch Luxus. Nach 25.000 sind die Belege fällig, nach 50.000 einmal alles. Dem A8 merkt man nach 25.000 noch nichts an und die Scheiben zeigen quasi Null Verschleiss. Fazit: Wie alle schnellen Autos mit hohem Gewicht rubbeln bei beiden die Bremsen bei einer harten Bremsung. Der A8 zeigt aber wesentlich weniger Verschleiss und er bremst mit Abstandsradar wesentlich geschickter. Klarer Punkt A8.
Navigation:
Der Unbedarfte wird sich fragen, was kann beim Entertainment denn so wichtig sein? Für mich ist es elementar. Ich zog Anfang der 2000er Jahre vom Ruhrgebiet nach Berlin und kaufte mir extra deshalb einen Golf mit RNS510, dem meistgeklauten Navi aller Zeiten. Nun ist man gewöhnlich in einer neuen Umgebung, besonders in einer 3,5 Mio. Stadt völlig aufgeschmissen als Newbie. Dieses Navi mit Touch und Zoomfunktion über Drehknopf, sowie Touchtastatur hat mir fantastische Dienste geleistet, um mich in meiner neuen Umgebung zu Recht zu finden, ja selbst Staus zu umgehen durch Kartenlesen und runterzoomen bis auf Toreinfahrt-Niveau ist besser als jede Ortskunde.
Gegen das RNS10 aus 2009 ff, ist das MMI aus 2016 eine Kirmesbude. Viel Getöse um Nichts. Da hätte es auch ein Garmin oder TomTom getan. Ich fange mal an mit den Details: Seit wann sind Autobahnen in D gelb und Bundestrassen rot? Die gesamte Farbgebung ist Müll und hat mit unseren üblichen Kartendarstellungen nichts zu tun. Eingabe über Drehdrück statt Touchtastatur bedeutet erhebliche Verkehrsgefährdung und endlose Bedienzeit. Diese Eingabe müsste wegen Gefährdung und Ablenkung vom Strassenverkehr verboten werden. Der Bildschirm ohne Touch macht keine Vorschau in Regionen und Teilausschnitten möglich. Genug über diese Schrottnavi, kommen wir zum übrigen Anzeigeinhalt. Soundsysteme lasse ich außen vor, die gibt’s bei beiden in ähnlicher Qualität. Der Audi hat in seinem Kirmesentertainment keine Füllstandsanzeige für Adblue. What? Was ist los bei euch Audi? Trommelt Ihr noch oder telefoniert Ihr schon? A pro pro Telefon. Allerlei Features aber nichts Wesentliches. Telefonbuchdaten werden zwar gespeichert, sind aber nicht lesbar, wenn man ein anderes Telefon anschliesst. Hotspotleistung ist auf ISDN Niveau. Auch lassen sich alte Daten nicht einfach aufrufen und löschen. Sie werden nur sichtbar, wenn der Speicherplatz voll ist. Insgesamt ist dieses mit viel BlingBling gepriesene System eine Lachnummer und Rückstand durch Technik. Fazit: Diese Kategorie würde der Audi selbst gegen einen Polo verlieren. Punkt für Phaeton.
Innenraum Design:
Für mich eine sehr wichtige Kategorie. Deshalb fahre ich Luxusklasse, weil der technisch sehr moderne Tiguan mir mit seinem Plastik auf den Nerv ging. Ich kauf mir ja auch keine Ikea Couch für mein Wohnzimmer. Der Audi ist modern luxuriös, der Phaeton ist es klassisch. Beides ist auf seine Art attraktiv. Fazit: Unentschieden und kein Punkt.
Klima, Akustik, Komfort:
Da muss sich der Audi warm anziehen. Das Wichtigste ist, der Audi ist wesentlich lauter innen und er strahlt von der Tür und dem Fenster kalt ab. Ganz gleich wie warm man die Heizung einstellt, die linke Körperhälfte wird kalt angestrahlt, selbst dann, wenn schon unangenehme Heizungs-Zugluft an den Augen in Kauf genommen wird. Das ist ein NoGo und alles andere als Luxus. Es mag dem Leichtbau geschuldet sein. Im Winter lässt sich das Auto komfortabel nur mit dicker Jacke fahren, soweit sowas komfortabel ist. Peinlich! Der Phaeton bläst nicht, er diffundiert die Luft durchs obere Armaturenbrett. Die Düsen in der Mitte der Armaturentafel sind durch Edelholz verdeckt. Erst wenn eine härtere Klimagangart gefragt ist bewegt sich das Holz nach oben und legt die Düsen frei. Jede einzelne Düse kann nicht nur im Luftstrom sondern auch in der Temperatur geregelt werden. Welches Auto will da noch mithalten und was soll es kosten? Hier zeigt der Phaeton was wahrer Luxus ist und lässt selbst Karossen die mehrere 100.000 kosten blass aussehen. Sehr empfehlenswert! Klimatisierte, elektrische Sitze mit Massage haben beide und beidesmal enttäuscht die Massagefunktion als leichtes Stupsen. Fazit: Was Komfort angeht ist der Phaeton der Burner, der absolute Überflieger und mehrere Klassen über seiner eigenen Klasse angesiedelt Punkt mit Chapeau für den VW.
Gesamtfazit:
Wer Luxus will muss Phaeton fahren. Er ist die Benchmark der luxuriösen Karossen. Der Audi ist hübsch, modern und dynamisch sicher ein Top Auto seiner Klasse, der Phaeton liegt nur im Preis unter seiner Klasse, in der Wertigkeit liegt er weit darüber. Schade, dass es dieses Auto nicht mehr gibt. Piech wollte das beste Auto der Premium Klasse bauen und das ist ihm gelungen. Mit diesem kauzigen Mann ging dem Deutschen Automobilbau eine Gallionsfigur verloren, der auch Audi seine Entwicklung verdankt. Dem Phaeton, der leider mittlerweile bei der Abgasreinigung und dem Motor veraltet ist, fehlte es heute an Gadgets, an Assistenzsystemen, die Autofahren leichter und entspannter machen. Ansonsten ist er ein Traum, der nie mehr zurückkehren wird. Stattdessen wird der legendäre Deutsche Automobilbau abwandern und in seiner Besonderheit sterben.
15 Antworten
Hallo, ich fahre seit etwa einem Jahr einen A8 3.0tdi aus dem Jahr 2013 - nach dem Wechsel von einem Bmw 335i e92 (modifiziert) finde ich nicht, dass die Leistung fehlt (Chip auf 300PS plus Ladeluftkühler von Bi-Tdi), während der Verbrauch viel niedriger ist (ich fahre die gleiche Strecke ca. 900km) - 335i 8,5-9,5 vs A8 6,5-7,5 (Geschwindigkeitsdurchschnitt meist 100-110 km/h, d.h. 160 km/h die meiste Zeit auf Tempomat). Ja, kein Wunder.
Das beschriebene harte und federnde Fahrwerksverhalten änderte ich durch den Wechsel der 9x20 mit 265 auf 8,5x19 235 (was übrigens über 5kg ungefederte rotierende Masse pro Rad einspart - wir sprechen hier von nicht originalen Flowform-Rädern mit 9kg/Stück).
Der Federungskomfort, die Stoßdämpfung und der Unterschied zwischen Comfort, Auto und Dynamic sind endlich spürbar (das Gefühl ist jetzt wirklich sportlich, nicht nur etwas härter). Als Bonus beschleunigt, bremst und bremst er etwas besser, auch die Abrollgeräusche wurden reduziert.
Ich finde den Unterschied in den Fahreigenschaften der 265-235 nicht signifikant, aber ich bin von Winter- auf Sommerreifen umgestiegen, vielleicht ist das der Grund.