Stoffkunde
Hi all,
neben den vielen Fragen welche Kleidung, Leder oder Textil?... möchte ich etwas tiefer in die Materie eintauchen.
D.h. ich habe mir aus aktuellen anlass Motorradjeans gekauft und wollte gern genau wissen was für Material dahinter steckt. Was macht das Kleidungsstück so "sicher" und was macht das andere weniger "sicher"
Auf dem Typenschild stehen Fachbegriffe wie (2 Hosen mal als Beispiel):
Hose 1
Material
Polycotton Denim 3L
70% Baumwolle, 30% Polyester
Membrane
hydratex® | 3L PRO
Futter
Mesh, Polycotton-Twill
100% Polyester
Schutz
Layer PWR|shield (100% Polyamide)
Knox® Lite CE-Protektoren an den Knien (siehe Schutzbekleidung)
vorbereitet für den TRYONIC Seesoft Hüftprotektor CE-Level, Typ B, Version RV01 (siehe Schutzbekleidung)
doppellagige PWR | Shield Protektorschicht an Gesäß und Knien
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Hose 2
Schutz:
entnehmbare Super Shield HTP-Protektoren an den Knien
Knieprotektoren durch Klett stufenlos verstellbar
Sicherheitsnähte nach ISO 4916 an den Sturzpositionen
Optional: Hüfte mit Super Shield HTP-Protektoren nachrüstbar (20019337)
Material:
Denim/DuPont Kevlar Misch-Gewebe, 70 % Baumwolle, 30 % Aramid
Lederapplikationen
Materialverstärkung an den Sturzrelevanten Stellen, 100 % Aramid
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So wenn man sich nun mit den Stoffen mal auseinander setzt (wikepedia) ist z.B.
Polyester
synth. Kunstoff für Textilverarbeitung niedriger Schmelzpunkt ca. 150 bis 250 °C ?
Polyamide
Polyamide werden wegen ihrer hervorragenden Festigkeit und Zähigkeit oft als Konstruktionswerkstoffe verwendet. Gute chemische Beständigkeit besteht gegenüber organischen Lösungsmitteln, doch können sie leicht von Säuren und oxidierenden Chemikalien angegriffen werden.
Schmelzpunkt ca. 200 bis 250 °C
Aramid
Als Aramide oder aromatische Polyamide (Polyaramide) werden nach einer Definition der US-amerikanischen Federal Trade Commission Polyamide mit aromatischen Gruppen in der Hauptkette bezeichnet, bei denen mindestens 85 % der Amidgruppen direkt an zwei aromatische Ringe gebunden sind.
Aramid wird hauptsächlich als Faser und seltener als Folie hergestellt. Aramidfasern sind goldgelbe organische Kunstfasern. Die Fasern wurden 1965 von Stephanie Kwolek bei DuPont entwickelt und unter dem Markennamen Kevlar zur Marktreife gebracht.
Die Fasern zeichnen sich durch sehr hohe Festigkeit, hohe Schlagzähigkeit, hohe Bruchdehnung, gute Schwingungsdämpfung sowie Beständigkeit gegenüber Säuren und Laugen aus. Sie sind darüber hinaus sehr hitze- und feuerbeständig. Aramidfasern schmelzen bei hohen Temperaturen nicht, sondern beginnen ab etwa 400 °C zu verkohlen. Bekannte Markennamen für Aramidfasern sind Nomex und Kevlar von DuPont, oder Teijinconex, Twaron und Technora von Teijin.
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Wer bis jetzt hier gelesen hat frägt sich doch bestimmt: "Halt, ich habe auch Textilkleidung, da stand auch was von Poly dings Bums. Schmilzt die Kleidung nicht bei einem schlittern und brennt sich in meiner Haut?"
Nach Motorradonline Jeanshosen test von 2015
steht das Jeanshosen teilweise besser sind als Kunstoffhosen wegen dem Aramid Anteil (les ich mal zwischen den Zeilen)?!
http://www.motorradonline.de/.../646182
D.h. Hose 1 ist die teuerste ist aber die schlechteste?
Wie Sieht es bei Leder aus. Es gibt ja auch unterschiedliche Leder, je nach Tier?
Achtet ihr überhaupt darauf welches Material verarbeitet wird? Wenn ja wie und worauf?
Was verbirgt sich hinter den markennamen wie PWR shield, Hydrax, Gortex usw.?
17 Antworten
Zitat:
@gullof schrieb am 5. August 2015 um 12:29:25 Uhr:
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Wie Sieht es bei Leder aus. Es gibt ja auch unterschiedliche Leder, je nach Tier?
...............
Servus, zu dem Kunstmaterialien kann ich leider nix sagen, was ich jedoch sicher weis ist,
Lederqualität und Abriebverhalten unterscheiden sich schon gravierend.
Mal auf gelistet von schlecht bis gut was mir so einfällt.
Schwein
Rind, woraus vermutlich 99,9% aller Motorradkombis sind
Ziege
Wildbock
Hirsch
am besten ist Känguru, aber sehr selten und teuer.
Die Amis, insbesondere die Fa. DuPont ist eindeutig der Markt- und Technologieführer in dieser Branche. Vorbild sind Spinnenfäden, die im Verhältnis zu ihrer Stärke und ihrem Gewicht einen Stahlträger in den Schatten stellen. Die von den Spinnen produzierten Fäden sind im Aufbau ihrer molekularen Struktur aber so komplex, dass es bisher nicht gelungen ist, einen solchen Faden synthetisch herzustellen. Ziel könnten z. B. schusssichere T-Shirts sein.
Vom Abrieb her ist aber Leder immer noch das haltbarste Material. Und hier nicht Rind-, Schweine-, oder Känguruleder, sondern Leder vom Rochen (Perlrochen).
Zitat:
@gullof schrieb am 5. August 2015 um 12:29:25 Uhr:
D.h. Hose 1 ist die teuerste ist aber die schlechteste?
Achtet ihr überhaupt darauf welches Material verarbeitet wird? Wenn ja wie und worauf?
Was verbirgt sich hinter den markennamen wie PWR shield, Hydrax, Gortex usw.?
1.) Ja, sieht so aus. Schlecht und gut ist aber relativ... kommt auf die einzelnen Disziplinen an. Hose 1 (Textilhose mit Membran?) bietet gewiss besseren Wetterschutz als Hose 2 (Mo-Jeans?).
Was die Aramidfaser bringt wurde ja nebenbei auch in dem von Dir verlinkten Jeanstest nochmal bestätigt. Mit der Abraguard-Unterwäsche, wo eine(!) Abraguard-Hose alle 40 Testläufe der verschiedenen Jeans klaglos als "Unterwäsche" mitgemacht hat.
Früher oder später werde ich mir wohl auch solche Aramid-Unterwäsche zulegen, dann würde ich mich auf Touren mit Textilkombi wahrscheinlich wesentlich wohler fühlen.
2.) Jain... meine Textilklamotten (Corduara/Polyiamid) haben zumindest an den Sturzzonen, mehr oder weniger großen, Lederbesatz. Aber normalerweise, wenn das Wetter (vorallem die Temperatur) es zulässt, fahre ich mit Lederkombi.
3.) PWR Shield und Hydrax sagt mir nix, aber Gore-Tex ist eigentlich "die" Klimamembran... jedenfalls was den Bekanntheitsgrad angeht.
... und zum Schluss
nicht vergessen, dass das Zeug auch entsorgt werden muss.
Gore-Tex ist - anders als das deutsche Produkt Sympatex - Sondermüll. Gore-Tex darf nicht über den Hausmüll entsorgt werden.
Gibt es eigentlich einen Unterschied zwischen Rind- und Büffelleder?
Büffel ist auch ein Rind.
Aber selbst unter heimischen Rindern gibt es Unterschiede.
Hinter Goretex, Sympatex und wie die Membranen alle heißen, verbirgt sich PTFE. Im Volksmund Teflon in Form einer Folie.
Nein. Sympatex ist Polyetherester und eben kein PTFE. Deshalb ist es umweltverträglich.
Zitat:
@Martin Gunslinger schrieb am 5. August 2015 um 19:27:19 Uhr:
Gibt es eigentlich einen Unterschied zwischen Rind- und Büffelleder?
Büffelleder ist so eines der billigsten Leder die man bekommen kann...
Leider hab ich bisher noch keinen Test dazu gefunden ob es mit Rind mithalten kann, rein vom anfassen her ist es auf jeden fall dünner und wirkt weniger wertig.
Das ist doch eine Frage der Verarbeitung und der Spaltung.
Geh mal in den laden und dreh eine solche Hose auf links. Bei der meines Nachbarn sind die verstärkten Flächen sehr mager. Du müsstest also schon genau auf diesen Flächen rutschen...
Für mich nichts...
Das sog. "Softrindleder", welches Held recht viel einsetzt, ist auch wenig vertrauenserweckend... Fühlt sich schon beim anfassen sehr dünn an.
Zitat:
@BlackCatzchen schrieb am 5. August 2015 um 21:47:42 Uhr:
Büffelleder ist so eines der billigsten Leder die man bekommen kann...Zitat:
@Martin Gunslinger schrieb am 5. August 2015 um 19:27:19 Uhr:
Gibt es eigentlich einen Unterschied zwischen Rind- und Büffelleder?
Leider hab ich bisher noch keinen Test dazu gefunden ob es mit Rind mithalten kann, rein vom anfassen her ist es auf jeden fall dünner und wirkt weniger wertig.
Das mit dem dünner kann ich so nicht unterschreiben. Ein Freund von mir hat sich mal eine Büffellederjacke machen lassen. Das Leder war so dick, dass er die Jacke in den ersten paar Wochen in die Ecke stellen konnte😎. Das wurde im Laufe der Zeit erst geschmeidig, dafür saß die Jacke dann perfekt...Billig war das Leder zudem auch nicht.
Ich habe eine mittlerweile 20 Jahre alte Lederjacke (Rind), die kann ich heute noch in die Ecke stellen.